Rübels Übeltäter: Gauland, der Mann mit der Wörterkneifzange

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Der Fraktionsvorsitzende der AfD in Brandenburg, Alexander Gauland.

Turbulente Zeiten für die AfD: Zum einen will sie von Flüchtlingsablehnung profitieren. Zum anderen will sie nicht als böse dastehen. Ihr Grandseigneur Alexander Gauland versuchte es bei „Maischberger“ mit einem Spagat. Und fiel hin.

Ein Einwurf von Jan Rübel

Alexander Gauland hat eine seltsame Auffassung von Verständnis. Bei der Fernsehtalkshow „Maischberger“ sagte er am Dienstagabend,  dass „viele Menschen besorgt" seien und sich vor einer „Überfremdung fürchten". Was folgt dann daraus?

Eigentlich ist Verständnis eine gute Sache. Wer zum Beispiel unter einer Phobie leidet, braucht Verständnis und nicht Ignoranz. Dafür gibt es Therapeuten, die kümmern sich darum. Wer Angst vor einer „Überfremdung“ hat, braucht auch jemanden, der ihm die Hand hält. Und dann aber mit ruhigem Griff das braune Lineal aus der Hand nimmt, mit dem dieser „Verängstigte“ seine enge Welt vermisst. Doch darum geht es Gauland nicht. Er ist nicht der Therapeut von Wählern mit persönlichen Mangelerscheinungen. Er will sie aus ihrem emotionalen Elend nicht hinausführen, sondern er will sie zusammenscharen und sich als Fürsprecher ausgeben. Gauland ist ein falscher Prophet.

Denn er übersieht, was alles falsch läuft. Was heißt „Überfremdung“? Der Begriff klingt nach feindlicher Firmenübernahme, nach einem Putsch. Plötzlich, so das Klischee, ist man nicht mehr Herr im eigenen Hause. Abgesehen davon, dass die Kernklientel von Gauland aus einem Gebiet kommt, dass statistisch gesehen die mit Abstand geringste Einwanderungsquote in Deutschland verzeichnet: Ist man nicht Herr seiner selbst, wenn die Nachbarn aus Mali sind? An der Straßenecke keine Pommes von Heinz & Inge verkauft werden, sondern von Mehmet?

Mein Argwohn wächst, dass es bei den fremdenfeindlichen Protesten der selbst erklärten „Asylkritiker“ nicht einmal um echte Ängste geht. Auch nicht um eingebildete. Es geht darum, fies sein zu wollen. Nur sich etwas zu gönnen. Es geht darum zu denken, man selbst sei ungerecht behandelt worden – für was auch immer. Lieber in der kleinen und engen und mickrigen Welt bleiben, als sich und das eigene Leben ehrlicher anzuschauen.

Gauland ist kein Patriot

Nur wenn man wie Gauland all dies billigend in Kauf nimmt, weil man einen machtpolitischen Faustischen Pakt schließen will – nur dann fallen einem Worte ein, die der Vize-Sprecher der AfD bei „Maischberger“ fand: Eine Million Flüchtlinge seien für das Land nicht mehr „vertretbar“, sagte er. Oder er sprach von „unkontrollierter“ Zuwanderung, oder gleich von „Masseneinwanderung“.

Man würde gern wissen, wie Gauland das errechnet hat mit der einen Million: Warum ist diese Zahl bei einer Gesamtbevölkerung von 80 Millionen zu viel? Was passierte denn dann? Und wie viele Flüchtlinge reisen denn „unkontrolliert“ ein? Bisher nämlich verläuft diese Einwanderung von Zuflucht Suchenden in den allermeisten Fällen sehr kontrolliert.

Aber wahrscheinlich ist Gauland nicht nur ein schlechter Therapeut. Vielleicht ist ihm an diesen „Ängsten“ auch etwas gelegen, denkt, sie könnten ihm nützen. Dem Land hilft er damit nicht.

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