Warum werden die Russen von Lügnern regiert?

Warum werden die Russen von Lügnern regiert?
Warum werden die Russen von Lügnern regiert?

Der Kreml tut es wieder: Das eine behaupten und anderes machen - jetzt in Syrien mit seinen Angriffen gegen Rebellen, die er mit Worten kaschiert. Das sollten sich vor allem Putins Wähler nicht gefallen lassen.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Wie fühlt es sich an, von einem Lügner regiert zu werden? Noch dazu von einem, der in Wahlen an die Macht gekommen ist? Wladimir Putin ist solch ein Lügner. Er denkt, er kann die Welt austricksen wie ein Taschenspieler und lockere Reden schwingen – während er woanders für Fakten sorgt. Putin ist ein Politiker, für den sich Russland schämen sollte.

Vergangener Montag, New York, UN-Vollversammlung. Großer Auftritt des russischen Präsidenten. Es geht um Syrien und darum, wie man den Terrortruppen der radikalislamischen Organisation „Islamischer Staat“ (IS) beikommen kann.

„Wir sollten anerkennen, dass niemand anderes als die Truppen von Präsident Assad den IS wirklich bekämpft“, ruft Putin. Und schlägt die Bildung einer internationalen Koalition gegen den IS vor. Diese könne nach dem Modell der Anti-Hitler-Koalition im Zweiten Weltkrieg funktionieren.

Links reden, rechts schlagen

Die Masche mit Hitler funktioniert oft. Wer ist nicht gegen Hitler? Nur hat die Argumentation einen Haken: Syriens Diktator Assad hat in den vergangenen Jahren den IS kaum angegriffen, sondern genüsslich zugesehen, wie dieser seine Feinde unter den Rebellen aufmischte. Und der IS wiederum ging Assads Truppen aus dem Weg. Lüge Nummer eins von Putin.

Die zweite erfolgte seit dem vergangenen Wochenende. Die Kampfjets, die Russland nach Syrien schickte, sollen ursprünglich der Bekämpfung des IS dienen. Doch die Bomben treffen in erster Linie Einheiten der freien Rebellen und vor allem Zivilisten. Und auch hier erzählt Putins Propaganda anderes, als tatsächlich geschieht.

So war es auch in der Ukraine, als russische Soldaten längst dort agierten und der Kreml, ohne rot zu werden, dies dementierte. Selbst als eine russische Einheit aufflog, hieß es, man habe aus Versehen an einer nicht markierten Stelle die Grenze überschritten.

Macht geht über alles

Putins Politik ist reine Machtpolitik. Als gelernter Geheimagent wendet er seine Kenntnisse der Spionage für seinen jetzigen Job an. Information ist für ihn eine Ware, kein Wert. Dumm nur, dass das Volk es mit sich machen lässt.

Putin kennt nur ein Ziel, und zwar den Machterhalt. Er fördert totalitäre Züge in der russischen Gesellschaft, wo er nur kann – denn diese helfen seinem Machterhalt. Er misstraut dem russischen Volk, er fürchtet wahre Freiheit und Demokratie. Daher unterstützt er homophobe Tendenzen in Russland und stilisiert sich selbst als starken, sehr männlichen Politiker mit homoerotischen Effekten. Es ist traurig.

Russen mag er das Gefühl verleihen, das Land zu stärken, durch die „Realpolitik“ Geländegewinne zu erzielen wie auf der Krim, in der Ostukraine und nun in Syrien, wo Russland ganz simpel eigene Schutzzonen aufbaut und sich Einfluss sichert. Doch was haben Russen davon? Ist es ein gutes Gefühl einen Präsidenten zu haben, der der Weltgemeinschaft ständig die lange Nase zeigt? Wird einem nicht unwohl bei so einem? Wirkt er nicht wie das schwarze Schaf in der Familie, dem man besser aus dem Weg geht?

Politik ist kein Picknick. Und im Westen wird zu viel geredet, dabei selbst reichlich gelogen und zu wenig gehandelt – wie am Beispiel Syriens dokumentiert. Doch die russische Bevölkerung sollte sich fragen, warum sie Putin überhaupt will. Dessen Stärke ist nur eine gespielte. In Wirklichkeit verroht er nur, was er berührt.

Sehen Sie auch: Russisches Kampfflugzeug in türkischem Luftraum – NATO spricht Warnung aus