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Auf dem Prüfstand: Deutsche Digitale Bibliothek startet mit Vollversion

Soeben ist die Deutsche Digitale Bibliothek offiziell an den Start gegangen – ein Sammelsurium aus derzeit acht Millionen digitalisierten Büchern, Musikaufnahmen, Fotos, Kunstwerken, Filmen und weiteren Kulturgütern. Die Internet-Bibliothek soll vor allem Museums-Muffel und junge Menschen mit Berührungsängsten ansprechen. Zum aktuellen Zeitpunkt gelingt dieses Ziel noch nicht.



24 Millionen Euro hat das Gemeinschaftsprojekt von Bund und Ländern bisher gekostet. Die Betaphase startete Ende 2012 – seitdem haben sich 2.073 Einrichtungen registriert: Universitäten, Museen, Institute und mehr. Mit der digitalen Bibliothek, dem deutschen Beitrag zur Datenbank Europeana, die EU-weit Wissen und Informationen bündeln soll, wolle man via Internet auch diejenigen Menschen ansprechen, die "Museen, Bibliotheken, Konzertsäle und andere Kultureinrichtungen eher selten oder gar nicht besuchen“, erklärte Staatsministerin Monika Grütters (CDU) auf der Pressekonferenz. Umso höher fielen die Erwartungen an die Deutsche Digitale Bibliothek aus.

Unübersichtliche Suchfunktion, lückenhaftes Angebot

Doch so richtig überzeugen will das Portal nicht. Es beginnt bereits bei der Suchfunktion, die an das unüberschaubare Online-Bestell-System von Uni-Bibliotheken erinnert. Vor- und Nachname des gesuchten Künstlers müssen vollständig in die Suchleiste eingegeben werden. Im Falle des Schriftstellers Thomas Mann wird man anschließend von 657 Ergebnissen erschlagen. Fotos und wissenschaftliche Aufsätze finden sich darunter, aber Manns wichtigste Werke wie „Buddenbrooks“ tauchen nicht auf den ersten Seiten auf. Im Idealfall muss der Nutzer also zusätzlich den Titel des gesuchten Werkes kennen.

Schwellenängste nehmen und den Zugang zu Kulturgütern erleichtern? Das geht anders. Zur gründlichen Recherche ist die Deutsche Digitale Bibliothek in ihrer derzeitigen Form weder für Wissenschaftlicher noch für Jugendliche brauchbar. Wer Goethes „Leiden des jungen Werther“ sucht, stößt auf ein Programmheft und ein Bild vom Goethebrunnen am Fuße des Lahnberges – findet aber nirgendwo einen Auszug aus dem Werk.

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Auch in Sachen bildende Kunst ist das Angebot noch lückenhaft: Gibt es zum Suchbegriff „Pablo Picasso“ immerhin 21 Seiten voller Ergebnisse, findet sich zu „Damien Hirst“ gerade mal ein wissenschaftlicher Uni-Aufsatz. Und auch das Angebot unter dem Reiter „Ausstellungen“ bedarf dringend der Erweiterung – denn von einer einzigen virtuellen Ausstellung zur Forschungsreise von Konrad Theodor Preuss nach Kolumbien lässt sich vermutlich kein Schüler mit geringer Aufmerksamkeitsspanne aus der Reserve locken.

Aktuell beinhaltet die digitale Bibliothek 2,1 Millionen Bilder, 5.000 Audio- und Videodateien sowie eine Million Texte. Tendenz steigend: Mit bis zu 300.000 registrierten Einrichtungen rechnen die Initiatoren. Umso wichtiger ist eine Verbesserung der Such- und Filterfunktion.