Kauf mich! Ich bin dein Facebook-Freund

Kauf mich! Ich bin dein Facebook-Freund (Bild: thinkstock)
Kauf mich! Ich bin dein Facebook-Freund (Bild: thinkstock)

Ihr Freundeskreis ist Ihnen lieb und teuer? Dann mal Hand aufs Herz: Wie teuer waren denn Ihre Freunde? Haben Sie Ihre Kumpels pro Stück bezahlt oder im Dutzend günstiger bekommen? Wenn Sie nun denken, dass man doch für Freundschaften nicht bezahlt, liegen Sie falsch. Im sozialen Netzwerk Facebook ist das längst keine Seltenheit mehr.


Weltweit 845 Millionen aktive Nutzer vermeldete der Online-Riese Facebook im Januar 2012. Allein im Dezember 2011 loggten sich insgesamt 798,9 Millionen Mitglieder mindestens ein Mal beim sozialen Netzwerk ein. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Wachstum von 214,6 Millionen. Asien besetzt mit 214,7 Millionen Menschen Platz eins bei den Regionen mit den höchsten Mitgliederzahlen. Platz 2 belegt Europa mit 193 Millionen, gefolgt von Nordamerika mit 174,5 Millionen Nutzern. Zahlen, bei denen einem schwindlig werden kann. Doch sind all die Accounts auch wirklich echt oder viele davon doch nur ein Fake?

Wer zum Beispiel über eine Suchmaschine oder beim Online-Auktionshaus Ebay nach der Ware „Facebook-Freunde" sucht, wird schnell fündig. 1000 Likes gibt es dort schon zum Sofort-Kaufen-Preis von 52,40 Euro. 100 Freunde sind zum Schnäppchenpreis von 16,99 Euro zu haben und das Mädchen oder der Junge von nebenan lassen sich zu einem Startpreis von einem Euro ersteigern.

Freunde mit Geld-zurück-Garantie
Professionelle "Social Media Marketing Agenturen" gehen noch weiter. Fans und Freunde werden nach Alter, Herkunft und Geschlecht sortiert verhökert. Was bei den Angeboten auffällt: Alle Anbieter betonen, garantiert ‚echte' Freunde zu verkaufen, keine Fakes und keine sogenannten Roboter. Manchmal sogar mit Geld-zurück-Garantie. Das klingt doch irgendwie mysteriös.

Bei Ebay gibt's Freunde und Likes im Sonderangebot.
Bei Ebay gibt's Freunde und Likes im Sonderangebot.

Die Motive der Freunde-Käufer sind dabei ganz unterschiedlicher Natur. Die eine will mit einem gekauften Facebook-Freund einfach nur ihren Liebsten eifersüchtig machen, ein anderer mit 100 neuen Freunden sein Ego aufpolieren und vor anderen glänzen. Das große Geld verdienen die Anbieter der Facebook-Kontakte dann aber sicher mit gewerblichen Kunden, die auf diese Weise ihre Fanseiten nach vorne bringen und Produkte verkaufen wollen.

Viele Marketing-Experten haben jedoch Zweifel, dass diese Praktiken gut funktionieren. So wie etwa die Hamburger Online-Marketing Agentur Tameco. Die Internet-Spezialisten haben die Probe aufs Exempel gemacht und für einen Test eine Fanseite geschaffen, für die dann aus verschiedenen Quellen Fans eingekauft wurden. Auch bei diesem Test fiel auf, dass stets von ‚garantiert echten Freunden, mit echten IP-Adressen' die Rede war.

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Die Werber zweifeln am Wahrheitsgehalt dieser Aussagen, speziell beim Angebot von 50.000 neuen Fans auf einen Schlag: „Natürlich, im Vergleich zu 600 Millionen Mitgliedern sind 50.000 neue Fans aus dem Netzwerk von Facebook kein wirklich großer Wert. Auf der anderen Seite sollte aber schon klar sein, dass allein der Verwaltungsaufwand eines Anbieters relativ groß sein müsste, wenn man wirklich Kooperationen mit so vielen Leuten abgeschlossen hätte. Sicher, es ist möglich — aber durchaus tricky zu realisieren."

Keine Interaktion, seltsame Profile
Immerhin gab es beim Tameco-Test an der „Auslieferung der Fans" nichts zu bemängeln, an der Qualität dagegen schon: Die Fans zeigten keine Interaktion und die Profile der neu vermittelten Freunde seien allesamt etwas seltsam gewesen, so die Agentur. Die Personen hatten selbst kaum Freunde und persönliche Angaben waren auch eher spärlich gesät, heißt es im Testbericht. Abschließend sind sich die Hamburger sicher, dass dieser Weg, sich Freunde zu erkaufen, nicht funktioniert. Denn immerhin sei es die Interaktion unter den Fans, die eine Seite zum Leben erweckt und attraktiv macht.