Neue AGB: Facebooks Datensammelwut nimmt zu

Annoncen können künftig personalisiert werden

Bei Facebook treten ab Freitag neue Allgemeine Geschäftsbedingungen in Kraft. Das soziale Netzwerk wertet noch stärker das Verhalten seiner Kunden auch jenseits von Facebook aus. Werbeanzeigen werden künftig personalisiert. Datenschützer schlagen Alarm. Wir stellen die wichtigsten Änderungen vor.

Die Datenkrake Facebook bekommt mehr Tentakel (Bild: thinkstock/Facebook)
Die Datenkrake Facebook bekommt mehr Tentakel (Bild: thinkstock/Facebook)

Ursprünglich war die Einführung der neuen AGB zu Anfang Januar 2015 geplant. Nach massiven Protesten von Datenschützern war sie um einen Monat verschoben worden. Damit sollte den Kunden mehr Zeit eingeräumt werden, um die Änderungen zu prüfen. Eine Wahlmöglichkeit hat der Nutzer aber weiterhin nicht. Wer sich ab Freitag (30. Januar) einloggt, stimmt neben den aktualisierten AGB automatisch auch der neuen Datenrichtlinie zu. Und die hat es durchaus in sich.

Facebook war schon früher als Datenkrake berüchtigt, die dank der Profile, Freunde und „Gefällt mir“-Angaben sehr viel über jeden einzelnen Nutzer wusste. Nun weitet der Konzern von Mark Zuckerberg die Datensammelwut aber auf das gesamte Online-Verhalten aus. Dadurch sollen nur zu den jeweiligen Interessen passende Werbeanzeigen geschaltet und so die Wahrscheinlichkeit eines Kaufs erhöht werden. Facebook will auf diese Weise attraktiver für Werbekunden werden – schließlich ist der Anzeigenmarkt im Internet ein Milliardengeschäft, bei dem sich die Branchenriesen einen knallharten Wettbewerb liefern.

Künftig willigt man also ein, dass Werbeanzeigen auf Grundlage der Internetnutzung auch jenseits von Facebook geschaltet werden. Das Unternehmen prüft hierzu, welche Apps genutzt werden und was für Suchbegriffe den User aktuell besonders interessieren. In dieselbe Kerbe schlägt ein neues Angebot, das jedoch mit Vorsicht zu genießen ist. So können Annoncen auch aktiv personalisiert werden, indem man sich selbst speziellen Zielgruppen zuordnet. Damit gibt der Nutzer dem Unternehmen aber noch mehr über seine Vorlieben preis.

Warnungen vor Manipulation

Verbraucherschützer haben harsche Kritik an den Neuerungen geübt. Auch im Bundesjustizministerium wird vor den Gefahren gewarnt. „Wenn Facebook permanent verfolgt, wie wir auf bestimmte Angebote im Netz reagieren, besteht eine große Gefahr, dass wir vorhersehbar und damit auch manipulierbar werden“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär Ulrich Kelber (SPD) dem „Tagesspiegel“. Es bleibe unklar, welche Daten zu welchem Zweck ausgewertet werden. Die veränderten Richtlinien erlauben auch neue Funktionen, etwa den direkten Kauf von Produkten auf Facebook. Zudem will das Unternehmen Daten über den aktuellen Standort nutzen.

Nutzern bleiben einige Wege offen, die Datensammelwut wenigstens etwas in Bahnen zu lenken. Verbraucherschützer empfehlen, künftig bei den Einstellungen für Werbeanzeigen die Weitergabe von Informationen auf „niemand“ zu ändern. Auf Seiten wie „YourOnlineChoices.com“ kann der Erstellung nutzungsbasierter Werbung im Internet widersprochen werden. Man sieht zwar weiterhin online Anzeigen, sie basieren dann aber nicht mehr auf dem jeweiligen Surfverhalten.