„Blutleere Erholung“ - IfW erwartet Rückgang der Wirtschaftsleistung 2024
Im Juni prognostizierte das Forschungsinstitut IfW noch ein Wachstum von 0,2 Prozent. Nun gehen die Forscher davon aus, dass die Wirtschaft schrumpft. Das hänge auch mit der Wirtschaftspolitik zusammen.
Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) erwartet im laufenden Jahr eine schrumpfende Wirtschaftsleistung in Deutschland. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte dieses Jahr im Vorjahresvergleich um 0,1 Prozent zurückgehen, heißt es in der Herbstprognose des in Kiel angesiedelten Instituts. Der private Konsum sei schwach, Industrie und Bauwirtschaft tiefer in der Rezession.
IfW kippt optimistischere Sommerprognose
In der Sommerprognose hatte das Institut mit einem Wachstum von 0,2 Prozent gerechnet. „Insgesamt stottert die deutsche Wirtschaft in eine blutleere Erholung, auch weil die Wirtschaftspolitik keine verlässlichen Weichenstellungen vorzunehmen vermag“, sagte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths.
Das Institut prognostiziert, dass das Bruttoinlandsprodukt 2025 und 2026 wieder zulegt. Im nächsten Jahr rechnet das IfW Kiel mit einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent; zuvor waren allerdings 1,1 Prozent erwartet worden. 2026 soll das Plus einer ersten Schätzung nach 1,1 Prozent betragen.
IfW-Präsident: „Deutsche Wirtschaft zunehmend in einer Krise“
„Die deutsche Wirtschaft steckt zunehmend in einer Krise, die nicht nur konjunktureller, sondern auch struktureller Natur ist“, sagte IfW-Präsident Moritz Schularick. Die Haushaltskürzungen der Bundesregierung belasteten die Wirtschaft, und die Zinswende der Europäischen Zentralbank komme zu spät.
Alte Kernindustrien reagierten Schularick zufolge zu lange nicht auf Veränderungen. Die Asyldebatte vergifte den Dialog über die Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland. „Solange das so bleibt, können wir zusehen, wie unser Wachstumspotenzial immer kleiner wird“, sagte er.