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Brasilianische Musik auf dem Vormarsch: Forró, für alle!

2012 hatte jeder diesen Song auf den Lippen: „Ai Se Eu Te Pego!“ von Michel Teló. Der Song basiert auf dem brasilianischen Forró – einem Stil, der lange belächelt wurde, denn er galt als Musik der Hinterwäldler aus dem Nordosten Brasiliens.

Gerade einmal drei Instrumente, dafür umso mehr Lebensfreude – das sind die Zutaten für den brasilianischen Forró. „Für alle“ sei er, dieser Musik- und Tanzstil aus dem Nordosten des Landes, so zumindest erzählt es eine Legende: Dieser zufolge entstand der Name bei einem Fest zur Einweihung der ersten Eisenbahnstrecke im brasilianischen Bundesstaat Pernambuco. „For all“ soll damals ein großes Plakat verkündet haben, alle sollten mitfeiern. Daraus wurde ein „Forró“ – und bald wurde jedes Fest mit traditioneller Musik so bezeichnet.

Lange Zeit wurde der Stil im übrigen Brasilien nicht ernst genommen. Man hielt ihn für die Musik von „Hinterwäldlern“. Auf den ersten Blick mag Forró tatsächlich simpel wirken: Gerade einmal eine „Sanfona“, eine Art kleines Akkordeon, eine „Zabumba“, eine Basstrommel, und eine Triangel sind notwendig, um ein Stück anzustimmen, dazu wird eng und sinnlich getanzt. Doch wer genau hinsieht, erkennt Parallelen zu osteuropäischer Musik oder auch dem südamerikanischen Cajun. Und gleichförmig ist Forró keinesfalls: Gleich fünf verschiedene Stile werden unterschieden, vom gemäßigten Xote (von „Schotte“), über Baião und den eigentlichen Forró bis hin zum lebendigen Arrasta-Pé und Xaxado.

Dass Forró überhaupt den Sprung über den brasilianischen Nordosten hinaus schaffte, verdankt er vor allem seinem prominentesten Vertreter: Luiz Gonzaga. Ihm gelang es, mit der Musik seiner Heimat in den vierziger und fünfziger Jahren die Massen zu begeistern. Vor allem die zahlreichen Arbeiter, die auf der Suche nach einem besseren Leben in die großen Städte gezogen waren und dort die Rhythmen aus ihrer Heimat vermissten, liebten den Mann aus Pernambuco. Der fröhliche Forró wurde im Lauf der Zeit immer beliebter – und sogar Ex-Kulturminister Gilberto Gil nahm schließlich ein eigenes Forró-Album auf.

So gilt Forró längst nicht mehr nur als Musik armer Leute. Selbst in den Szeneclubs von Rio de Janeiro oder São Paulo finden Forró-Abende statt. Mit dem „Forró urbano“ bilden sich ständig neue Varianten, Pop-Varianten entstehen, selbst der größte Ohrwurm 2012, „Ai Se Eu Te Pego!“ von Michel Teló, basiert eigentlich auf einem Forró. Und langsam, Schritt für Schritt, schafft er es auch über die Landesgrenzen Brasiliens hinaus, auf die Tanzflächen der Welt: Erste Tanzschulen in Deutschland bieten bereits Kurse an.