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"Wir brauchen diese Art von Unterhaltung genau jetzt!"

Matt Edwards ist der neue Pan Tau. In der gleichnamigen Serie (ab 4. Oktober, immer sonntags, 10.10 Uhr, im Ersten) übernimmt der 37-jährige Brite die Rolle, mit der Otto Šimánek einst berühmt wurde. Warum gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Neuauflage war? Edwards verrät es im Interview.

Wie weit er es eines Tages einmal bringen würde, hätte Matt Edwards wohl nie gedacht. Obwohl er sich immerhin aufs Zaubern versteht. Im Alter von gerade einmal fünf Jahren begann der Brite mit ersten kleinen Tricks. Damals war er, wie viele Kinder, von gelegentlichen Selbstzweifeln geplagt. Mittlerweile besteht dafür schon lange kein Grund mehr: Im Jahr 2017 nahm der heute 37-Jährige an der elften Staffel der Talentshow "Britain's Got Talent" teil. Über den goldenen Buzzer schaffte er den direkten Sprung ins Finale und belegte am Ende den vierten Platz. Seither ist Edwards zumindest im Vereinigten Königreich eine Berühmtheit. Durch seine Hauptrolle in der Neuauflage der Kinderserie "Pan Tau" (ab Sonntag, 4. Oktober, wöchentlich, 10.10 Uhr, im Ersten, und bereits ab 27. September in der ARD-Mediathek) wird er jetzt auch hierzulande bekannt. Angst, dem Erbe des legendären ehemaligen Pan Tau-Stars Otto Šimánek nicht gerecht zu werden, hat er nicht. Vielmehr sieht er die Serie als eine einmalige Chance. Wofür? Das verrät Edwards im Interview. Außerdem spricht der Berufszauberer über die Lage britischer Künstler und über das Kind im Manne.

teleschau: Wie sind Sie als Magier zu der Serienrolle in "Pan Tau" gekommen?

Matt Edwards: Vor drei Jahren nahm ich an der Castingshow "Britain's Got Talent" teil und belegte den vierten Platz. Die Produzentin Gabriele M. Walther sah offenbar ein Video meines Auftritts, rief mich an und fragte: "Hast du jemals von 'Pan Tau' gehört?"

teleschau: Und?

Edwards: Ich antwortete: "Ich habe keine Ahnung, wer Pan Tau ist."

teleschau: Sie scherzen!

Edwards: Überhaupt nicht! Die Produzentin erwiderte: "Morgen fliegst du nach Köln und wirst gecastet." Beim Vorsprechen musste ich viele verrückte Dinge tun wie tanzen, balancieren Trampolin springen und natürlich auch zaubern. Alles in allem war es ein sehr lustiger und interessanter Tag. Sobald ich zurück in England war, schaute ich zu Recherchezwecken alle Folgen der alten Serien an. Dabei habe ich mich total in "Pan Tau" verliebt.

teleschau: Wie kommt es, dass Sie "Pan Tau" zuvor nicht kannten? Wurde die Serie in Großbritannien nicht gezeigt?

Edwards: Nein, und das ist sehr schade. Ich glaube, "Pan Tau" ist etwas, das die Welt momentan braucht. Als Kind habe ich sehr gerne zusammen mit meiner Familie ferngesehen. Heute ist das aber anders: Die Kinder hängen andauernd an ihrem Handy, ihre Eltern sind viel zu beschäftigt. Ich hoffe, dass Eltern diese Serie wieder gemeinsam mit ihren Kindern anschauen. Jede einzelne Episode lebt von Spaß und Verrücktheit. Gleichzeitig lehrt sie aber auch wertvolle Lektionen wie Mut oder Selbstvertrauen. Dadurch können sowohl Kinder als auch Eltern etwas lernen.

"Natürlich mussten wir Pan Tau modernisieren"

teleschau: Wieviel haben Sie von dem früheren Hauptdarsteller Otto Šimánek übernommen?

Edwards: Ich wollte so viel, wie möglich, erhalten. Zum Beispiel habe ich das Tippen an der Melone exakt vom Original übernommen. Außerdem sollte Pan Tau weiterhin sehr elegant, magisch und mysteriös sein, denn das ist meine Lieblingseigenschaft an ihm: Du bittest Pan Tau um Hilfe, bekommst diese aber nie so, wie du es erwartest. Denn trotz seiner Superkräfte versteht Pan Tau nicht, was du sagst. Er ist stumm und kommuniziert rein über Empathie. Seine Hilfe mag dir anfangs also chaotisch vorkommen, doch am Ende wirst du verstehen, warum er dieses oder jenes getan hat.

teleschau: Trotzdem ist Ihr Pan Tau ein wenig anders ...

Edwards: Natürlich mussten wir Pan Tau modernisieren, damit die Figur heute funktioniert. Das neue Kostüm ist zwar stark am Original angelehnt, wirkt aber jünger und erinnert an einen Hipster. Außerdem sind die Lebenslagen, in denen er hilft, sehr modern.

teleschau: War die Tatsache, dass Sie ein Berufszauberer sind, entscheidend dafür, dass Sie die Rolle bekamen?

Edwards: Es war definitiv ein Vorteil. Ich glaube, es ist schwierig, wenn die Leute Magie im Fernsehen sehen, denn jeder denkt erst mal an Spezialeffekte. Aber die gezeigte Magie ist tatsächlich zum Großteil echt. Als Magier habe ich aber vorab die Drehbücher gelesen und so viele echte Tricks wie möglich eingebaut. Zum Beispiel fange ich in der ersten Folge einen Jonglierball, der sich anschließend in eine Taube verwandelt, die wegfliegt. Das waren keine Spezialeffekte. Das war live! Auf diese Momente bin ich sehr stolz.

"Natürlich wünsche ich mir, dass ihn jeder mag"

teleschau: Es gibt unterschiedliche Meinungen darüber, ob Remakes von Film- und Serienklassikern grundsätzlich eine gute Idee sind ...

Edwards: Ich liebe Remakes! Aber ich verstehe zwar, dass die Meinungen da auseinandergehen. Bei "Charlie und die Schokoladenfabrik" mit Jonny Depp hieß es: "Oh, das ist nicht so gut wie das Original." Aber der Film ist ja auch nicht für diejenigen, die das Original lieben, sondern er ist für die nächste Generation. Ich erwarte nicht, dass jeder, der den alten Pan Tau geliebt hat, ein Fan des neuen wird. Unser Pan Tau ist für die nächste Generation. Natürlich wünsche ich mir, dass ihn jeder mag, aber wissen kann man das nicht.

teleschau: Haben Sie Zweifel, dem großen Erbe von Otto Šimánek gerecht zu werden?

Edwards: Nein. Es war eine große Ehre, diese Figur wieder zum Leben zu erwecken. Nach "Britain's Got Talent" habe ich viele Angebote für Fernsehshows bekommen, aber ich habe keine davon angenommen. Meine erste TV-Sendung sollte etwas Besonderes sein. "Pan Tau" ist etwas Besonders, und ich hoffe, die Leute lieben die Serie so wie ich.

"Ich wünschte, ich hätte einen Pan Tau gehabt"

teleschau: Sie bezeichnen sich selbst als "großen Redner". Auch bei "Britain's Got Talent" wirkten Sie sehr gesprächig. Und nun diese stumme Rolle ...

Edwards: Es war so schwierig! Meine Vorbereitungen auf die Rolle begannen etwa zwei Jahre vor den Dreharbeiten. Die Regisseurin Franziska Meyer-Price kam zu mir nach England und mietete sich eine Wohnung neben meiner. Gemeinsam haben wir die Figur dann zehn Tage lang erarbeitet. Meine Bühnenshows sind voller Comedy: Ich ziehe eine Menge Grimassen, bin groß und tollpatschig. Pan Tau ist das genaue Gegenteil: Er ist sehr ruhig und präzise. Mir diese Figur anzueignen, war schwierig. Es war, als müsste ich eine neue Sprache lernen. Aber es hat sehr viel Spaß gemacht.

teleschau: Pan Tau hilft den Jugendlichen, ihre eigenen Stärken zu entdecken. In welchen Situationen in Ihrer Jugend hätten Sie sich einen unsichtbaren Freund gewünscht?

Edwards: Im Alter von zehn oder zwölf Jahren, also zu Beginn der Pubertät, entdecken Kinder, dass alles in ihrem Leben wichtig ist. Die kleinsten Probleme können dann wirklich groß werden. Damals wünschte ich, ich hätte einen Pan Tau gehabt, der mir sagt: "Hör zu, es gibt keine Probleme. Es gibt nur Lösungen. Alles wird wieder gut."

teleschau: Hat Ihnen das Zaubern bei der Problemlösung geholfen?

Edwards: Als ich anfing zu zaubern, gab es immer wieder Momente, in denen ein Trick schiefging. Damals fühlte ich mich schrecklich und dachte: "Ich bin ein schlechter Zauberer!" Aber eine solche Erfahrung kann auch lehrreich sein. Vielleicht hätte ich den Trick erst üben sollen, bevor ich ihn vor Publikum zeige. Ich wünschte, ich hätte einen Freund gehabt, der mir genau das sagt.

teleschau: Sie hatten gar keinen Mentor oder Ratgeber?

Edwards: Meinen Großvater! Er sagte einmal zu mir: "Wenn du zu viel an die Vergangenheit denkst, wirst du depressiv: Oh, warum habe ich das getan? Wenn du zu viel über die Zukunft nachdenkst, wirst du ängstlich: Was, wenn dieses oder jenes passiert? Doch was wirklich zählt, ist jetzt. Denn jetzt kannst du alles tun."

"Das Erwachsenwerden ist eine Falle"

teleschau: Pan Tau versucht auch, das "innere Kind" in den Erwachsenen zu befreien. Wieviel davon haben Sie sich bis heute bewahrt?

Edwards: Ich glaube, ich besitze noch immer 90 Prozent davon. Das Erwachsenwerden ist eine Falle. (lacht) Natürlich trägt man, je älter man wird, eine Menge Verantwortung für sich, seine Familie und Freunde. Aber man sollte das Leben nicht zu ernst nehmen. Das Leben macht Spaß! Für mich ist es am wichtigsten, jeden Tag zu lachen. Du hast nur das eine Leben, also sei ein Kind!

teleschau: Könnten Sie sich vorstellen, nun häufiger in Filmen aufzutreten?

Edwards: Während der Dreharbeiten zu "Pan Tau" lernte ich viel über mich, den Charakter und meine Arbeit. Jetzt habe ich Lust auf mehr und möchte einfach alles ausprobieren: Ich würde gerne einen Kinderfilm drehen, ich würde gerne als Synchronsprecher im Animationsfilm arbeiten und ich würde gerne in einem Actionfilm mitspielen. Im Moment konzentriere ich mich aber immer noch auf "Pan Tau". Er hat mein Leben wirklich verändert. Diese Figur zu werden, war so ungewöhnlich und einzigartig. Deshalb würde ich mich sehr freuen, wenn es eine Fortsetzung gibt.

teleschau: Das heißt, es wird eine zweite Staffel der Serie geben?

Edwards: Man kann nie wissen. Wenn die Zuschauer mich als "Pan Tau" lieben, warum dann nicht.

"Wir brauchen diese Art von Unterhaltung genau jetzt!"

teleschau: Was machen Sie in der Zwischenzeit?

Edwards: Im Moment trete ich hier in Großbritannien als Zauberer auf. Außerdem arbeite ich an neuen Tricks. Und es gibt vielleicht ein paar geheime Projekte ...

teleschau: Das heißt, Sie dürfen in Großbritannien wieder vor Saalpublikum auftreten?

Edwards: Ja, und das überrascht mich ebenfalls! Es gibt eine Reihe von Companies, wie zum Beispiel die Holiday Parks. Diese besetzen gerade nur 30 Prozent ihres Zuschauerraums. Auf einer großen Freiluftbühne kann ich dort vor 600 Menschen meine Show zeigen. Natürlich darf ich niemanden auf die Bühne bitten, aber ich darf wieder auftreten. Und darüber bin ich sehr glücklich!

teleschau: Also hat sich die Situation für britische Künstler verbessert?

Edwards: Ja, langsam kommt alles zurück. Die Theater sind zwar noch nicht offen, aber wir arbeiten jeden Tag daran. Ich glaube, die Leute vergessen im Moment eine wichtige Sache über das Coronavirus: Die ganze Welt sitzt in einem Boot! Wir sind nicht allein. Wir wollen alle arbeiten. Wir müssen alle eine Maske tragen. Das ist eine beeindruckende Einheit! Aber sobald ich auf der Bühne stehe, fällt mir auch etwas anderes auf: Die Leute brauchen Unterhaltung! Das ist offensichtlich. Deswegen ist jetzt auch der beste Zeitpunkt, um "Pan Tau" zu veröffentlichen. Wir brauchen diese Art von Unterhaltung genau jetzt!