"Brennt bis auf die Knochen": Israel soll weißen Phosphor eingesetzt haben
Sowohl Amnesty International als auch Human Rights Watch werfen Israel vor, im Gazastreifen und im Südlibanon Munition mit weißem Phosphor eingesetzt zu haben.
Demnach wurden in der libanesischen Stadt Daraya, nahe der israelischen Grenze zwischen dem 10. und 16. Oktober Artilleriegranaten mit weißem Phosphor abgeworfen. Das belegte die Auswertung von Videomaterial und Augenzeugenberichten, sagt Donatella Rovera von Amnesty International.
Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht
"Wir haben Videos geolokalisiert und verifiziert, die zeigen, wie Artilleriegranaten über dem Gazastreifen und über dem Libanon abgeworfen werden und dabei weißer Phosphor freigesetzt wird. Und wir haben mit Ärzten gesprochen, die neun Menschen behandelt haben.
Die Beweise sind also ziemlich unbestreitbar, und deshalb fordern wir unabhängige Untersuchungen all dieser Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht."
Weißer Phosphor ist hochentzündlich. Die giftige Substanz wird militärisch in Brandbomben, Signalmitteln, Leuchtspurmunition und Rauchbomben eingesetzt und kann schlimme Verbrennungen verursachen, erklärt Ramzi Kaiss, Human Rights Watch. "Es handelt sich um eine ganz besondere Wolke: Weißer Phosphor brennt bis auf die Knochen und hört erst auf zu brennen, wenn ihm der Sauerstoff ausgeht.
Sehr kleine Verletzungen können oft tödlich sein, weil er in den Blutkreislauf gelangt. Wenn er also als Waffe eingesetzt wird - es handelt sich um eine Brandwaffe - kann er schwere Schäden bei Zivilisten verursachen."
Nur zur Vernebelung
Israel hat Vorwürfe über den Einsatz von weißem Phosphor bei den Angriffen im Gazastreifen klar zurückgewiesen und behauptet, es setze die Brandbomben nur zur Vernebelung ein und ziele nicht auf Zivilisten.
Der Einsatz Weißen Phosphors gegen militärische Ziele ist umstritten, aber nicht verboten. Das Übereinkommen über bestimmte konventionelle Waffen (CCW) von 1980 schließt nur den Einsatz entsprechender Brandbomben gegen Zivilisten aus.