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Brexit, Humor und tadelloses Deutsch: Was Sie über Rede von König Charles in Berlin wissen sollten

Brexit, Humor und tadelloses Deutsch: Was Sie über Rede von König Charles in Berlin wissen sollten

"Seit meinem letzten Besuch ist die Geißel des Krieges zurück in Europa. Der Angriffskrieg gegen die Ukraine hat unvorstellbares Leid über so viele unschuldige Menschen gebracht. Zahllose Leben wurden zerstört; Freiheit und Menschenwürde wurden brutal mit den Füßen getreten. Die Sicherheit Europas ist ebenso bedroht wie unsere demokratischen Werte", sagte der britische König Charles bei seiner Rede im deutschen Bundestag - in fast tadellosem Deutsch, mit einer charmant britischen Aussprache. Man sei “erschüttert” von der furchtbaren Zerstörung. Aber man könne "Mut schöpfen aus Einigkeit - zur Verteidigung der Ukraine, des Friedens und der Sicherheit."

In seiner Rede vor dem deutschen Bundestag, abwechselnd auf Deutsch und Englisch, unterstrich der britische Monarch, dessen erste Auslandsreise ihn - noch vor seiner Krönung am 6. Mai - nach Deutschland führte, die historische Verbindung Deutschlands und Großbritanniens, auf politischer und auch kultureller Ebene.

Politische Rede, aber kein Wort zum Brexit

Mit keinem Wort erwähnte er den Brexit, der die Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und Europa schwer auf die Probe gestellt hatte, auch wenn es zuletzt zu einer Einigung zwischen der EU und Großbritannien im Streit um Nordirland gekommen war. Dennoch war seine Rede keinesfalls unpolitisch. Der britische Monarch konzentrierte sich auf die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien, die sich in den verschiedensten Bereichen beider Länder widerspiegele.

Mehrfach sprach er von einem Neuanfang, wobei er offen ließ, ob sich dieser auf seine Regentschaft oder den Brexit bezog. Auch im Bundestag wurde die Rede des britischen Monarchen positiv aufgenommen. Die Abgeordneten zollten Charles “standing ovations”, trotz der Kritik, die noch am Vorabend aus den Reihen der Opposition laut geworden war. So hatte Linken-Chef Martin Schirdewan im Vorfeld gesagt, dass es "nicht angemessen sei, dass sich das höchste demokratische Gremium vor einem Monarchen verneigt."

Anknüpfen an das Erbe der Queen

Charles erinnerte auch an seine Mutter, die während ihrer 70-jährigen Regentschaft mehr als 15 Mal Deutschland besucht hatte, darunter fünf Staatsbesuche und die sich - so Charles - seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sehr für die Versöhnung zwischen Briten und Deutschen eingesetzt hatte und das nicht nur, weil ihr Mann, Prinz Philip, deutsche Wurzeln hatte:

“Meine Mutter wusste, welche enorme Errungenschaft diese Versöhnung bedeutete. Und mit ihren vielen Besuchen wollte sie ihren Beitrag dazu leisten…vielleicht ist das der Grund, warum sie sich einen besonderen Platz im Herzen der Deutschen erobert hat.”

Queen Elizabeth II. hat nicht nur die deutsche Bevölkerung beeindruckt. Mehrfach hatte sie bei Besuchen in Frankreich ihre Reden auf Französisch gehalten und sich damit das Wohlwollen der Nation gesichert. Sie verstand es auch, auf subtile Art und Weise Botschaften zu vermitteln, wie beispielsweise 2017 - als sie in einer Rede darüber, wie der Brexit erfolgreich zu gestalten sei - einen blauen Hut getragen hatte, den blaue Blumen mit einer gelben Mitte zierten. Dieser Kopfschmuck erinnerte nicht wenige an die Fahne der EU und sorgte für Spekulationen in sozialen Netzwerken.

Mit britischem Humor

Der Umstand, dass Charles die deutschen Abgeordneten im Bundestag und die 130 Gäste des Staatsbanketts in der Landessprache begrüßte und es offensichtlich auch schafft, mit britischem Humor - und mit Sinn für den deutschen - die Lacher auf seine Seite zu ziehen, beweist, dass er an das Erbe seiner Mutter anknüpfen kann. Er sei sich dessen bewusst, dass Miss Sophies "the same procedure as every year, James" - ein Zitat aus dem in Deutschland berühmten "Dinner for One", nun mal zu einem deutschen glücklichen neuen Jahr gehöre.

Bereits beim Staatsbankett im Schloss Bellevue hatte er geäußert, dass er alles daran setzen werde, die Verbindungen zwischen beiden Ländern zu stärken, und weiter: “Und natürlich stehen wir Seite an Seite, um unsere demokratischen Werte zu schützen und voranzubringen.”

Sowohl in Deutschland als auch in Großbritannien wird der royale Besuch in Deutschland als positives Signal gewertet - eine Art Neustart nach dem Brexit, der auf den Tag genau (29.03.2017) durch das Austrittsersuchen von Premierministerin Theresa May bei der EU eingeleitet worden war.