Briefe von Seefahrern: Historischer Fund an der Universität Cambridge
Rund 265 Jahre lang blieben die Schriftstücke ungeöffnet. Nun hat ein Wissenschaftler an der Universität Cambridge im Nationalarchiv in Kew über 100 Briefe entdeckt, die damals an französische Seeleute adressiert worden waren. Die Männer wurden während des Siebenjährigen Krieges von den Briten gefangen genommen und landeten im Gefängnis. Die Briefe, die nun geöffnet wurden, stammen vor allem von Ehefrauen und Müttern, die sich Sorgen um ihre Liebsten machten.
"Mir war sofort klar, dass es sich nicht um offizielle Briefe von Diplomaten, Aristokraten oder der oberen Mittelschicht handelte, sondern sozusagen um Briefe des einfachen Volkes", erzählt Renaud Morieux, Professor für Europäische Geschichte an der Universität von Cambridge. "Ich war ganz aufgeregt. Ich wusste sofort, dass dies einzigartige Briefe sind. Es war das größte Gefühl, das ich als Historiker bisher erlebt habe."
"Es war sehr emotional"
Es habe drei Stapel Briefe gegeben, die mit Bändern zusammengehalten wurden, so der Historiker. "Mir wurde bewusst, dass ich der erste Mensch war, der diese äußerst persönlichen Nachrichten gelesen hat, seit sie verfasst wurden." Die eigentlichen Empfänger hätten diese Chance nicht gehabt. "Es war sehr emotional", erklärte Morieux.
Die Briefe gingen 1757/58 von Ehefrauen, Verlobten, Eltern und Geschwistern an die 181 Besatzungsmitglieder des Kriegsschiffs "Galatée". In mehreren französischen Häfen verpassten die Sendungen die Crew nur knapp. Als das Schiff schließlich von den Briten gekapert wurde, schickten die französischen Behörden die Briefe nach England. Dort aber landeten sie in einem Lager.
Die Dokumente geben einen Einblick in das Leben im späten 18. Jahrhundert. Es wird vermutet, dass einige der Absender starben, ohne ihre Liebsten jemals wiederzusehen.