Wiederentdecktes Buch: Wie Berlin im Jahr 1931 Party machte

Bunte Gesellschaft im „Eldorado“ an der Motzstraße. Die einzige Frau im Bild sitzt auf dem dritten Platz von links

Berlin. Der Rummel um die Retro-TV-Serie "Babylon Berlin" hat ein neues Interesse daran geweckt, wie das Nachtleben zwischen den Weltkriegen aussah. Der jetzt wiederentdeckte "Führer durch das lasterhafte Berlin" von 1931 erzählt mit lustvoller Akribie, wie es nach Sonnenuntergang in den Tanzcafés, Transvestiten-Clubs und Flüsterkneipen der Hauptstadt klang, roch und schmeckte.

Autor Curt Moreck warnt schon eingangs: Von historischen Bauten und derlei Firlefanz werde bei ihm nicht zu lesen sein. Das seien in einer so atemlos nach vorn hetzenden Metropole nur "Meilensteine der Langeweile". Der 1888 in Köln geborene, nicht zuletzt wegen eines Veröffentlichungsverbots unter den Nazis erfolglose Schriftsteller redet lieber von Etablissements, gegen die die Darkrooms des heutigen Partytempels Berghain wirken wie Teestuben beim Kirchentag.

Bild Nr. 1:
Die Augen riesengroß geschminkt: Tänzerinnen des Dayelma Balletts. Viele Bilder inspirierten die Macher von „Babylon Berlin“ Lasterhaftes Berlin/be.bra ullstein bild / ullstein bild

Als "Café Quetsch" etwa war ein Lokal an Mittes Münzstraße bekannt. In einem düsteren langen Raum befanden sich links und rechts verhängte Abteile, die an Schiffskojen erinnerten, in denen Paare ungestört verschwinden konnten. "Aus allen Winkeln hört man Geflüster und ähnliche Geräusche", notiert Lasterführer Moreck. Ansbacher und Passauer Straße in Schöneberg sind bei ihm indes Domänen der Dominas: Wer auf Sado­maso steht, den empfiehlt der Autor zum Karree am KaDeWe.

Das Original gab es für 150 Euro im Antiquariat

Ein paar Meter weiter, im eleganten Tanz-, Trink- und Freudenpalast "Femina" an der Nürnberger Straße erfolgte die Beziehungsanbahnung topmodern...

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