Buchlesen verboten: Münchener Polizei-Tweet löst Empörung aus
Probleme, die es vor Corona nicht gab: Ein Tweet der Polizei München sorgt für Aufregung. Demnach soll man nicht mal mehr alleine auf einer Bank sitzen dürfen. Der Ministerpräsident klärt auf.
In Zeiten von Corona gibt es zahlreiche Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Abstand soll gehalten werden, soziale Kontakte minimiert, Gruppen sind gänzlich verboten, das ist klar. Doch viele Details sind auch ungeklärt und Interpretationssache. Das zeigt die Diskussion, die jetzt durch einen Polizei-Tweet ausgelöst wurde.
Die Polizei München ist eigentlich durchaus für ihr humorvollen Umgang mit ihren Social Media Kanälen bekannt. Doch in der Corona-Krise scheint den bayrischen Beamten das Lachen vergangen zu sein. Offensichtlich genervt von den täglich ausgesprochenen Verboten und Hinweisen posteten sie auf dem offiziellen Twitter-Account diese spezifische Nachricht:
Nein, ein Buch auf einer Bank lesen ist nicht erlaubt.
— Polizei München (@PolizeiMuenchen) April 7, 2020
Doch das kam bei den meisten Usern gar nicht gut an. Viele fragten sich, was überhaupt noch erlaubt sei, wenn man schon nicht mehr alleine auf einer Bank sitzen dürfe. Sofort kamen Folgefragen auf.
Viele dieser Fragen hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) inzwischen beantwortet. “Natürlich kann man auf einer Bank ein Buch lesen. Das ist kein Problem”, sagte er gegenüber der Bild. Um dieses Missverständnis zu beheben, habe er das Innenministerium nochmals instruiert.
Liebe Polizei München, dürfen Bücher eigentlich noch zusammen im Bücherregal stehen?
— Dr. Wu (@Dok_Wu) April 7, 2020
Muss man 1,5m Abstand zum Buch halten? Was ist, wenn das Buch im selben Haushalt lebt? Oder zur Familie gehört? 🥺
— Hasko 🦄 🇪🇺🌻 (@lontrachen) April 7, 2020
Könnte man es auch vom Buch abhängig machen, als Kompromiss ?
— ta-ta⚜ (@studiolocapponi) April 7, 2020
Einige sahen sich gar durch das Verbot zu Akten zivilem Ungehorsams aufgefordert.Andere
— Ich, äh, hab Termine... 👉🏻👈🏻 (@vloxxity) April 7, 2020
Dann setze ich mich eben in die Wiese: pic.twitter.com/Mn4SviAqGo
— Andreas Moser (@AndreasMoser007) April 7, 2020
Andere wollten wenigstens eine Begründung für das Bank-Verbot. Cartoon-Zeichner Ralph Ruthe zum Beispiel wollte es genauer wissen und wurde von der Münchener Polizei wenig humorvoll mit Fakten versorgt.
In Bayern darf man sich zur kurzen Erholung auf eine Bank setzen. Ein längeres verweilen um hierdurch die Ausgangsbeschränkung zu umgehen ist nicht erlaubt. Genauere Informationen gibt es unter: https://t.co/u38f0xpKQQ
— Polizei München (@PolizeiMuenchen) April 7, 2020
Es verhält sich übrigens auch in Sachen Bank und Buch in den Bundesländern durchaus unterschiedlich. Die Hamburger beispielsweise sind da nicht ganz so streng wie ihre bajuwarischen Kollegen.
Ja. Es gibt keine „Sitzzeitbeschränkung“ für Hamburg, solange die Abstände eingehalten werden und es zu keiner Gruppenbildung kommt. *ds
— Andy Grote (@AndyGrote) April 7, 2020
Dass es den bayrischen Beamten durchaus ernst ist mit dem Bank-Verbot, zeigt dieser Erfahrungsbericht eines Users. Denn wer den strengen Kontaktverboten nicht folgt, der muss je nach Bundesland mit empfindlichen Geldstrafen rechnen.
Wusste das leider letzte Woche noch nicht und durfte nun 150 Euro Strafe dafür bezahlen, dass ich 5 Min auf einer Bank saß. Die Polizisten haben lieber mit Stoppuhr gemessen als mich darüber aufzuklären und heim zu schicken. (Mein Balkon war nur ein paar Meter entfernt). Wow.
— Sebastian Kuschel (@Kuschelcoverage) April 7, 2020
Ob sinnvoll oder nicht, sowohl die Polizeibeamten, als auch die Münchener dürften mehr als erleichtert sein, wenn sich wieder in Ruhe auf eine Bank gesetzt und mit wichtigeren Problemen befasst werden darf.