Taugt Angela Merkel zum Star der Popkultur?

Bei der Fußball-WM 2014 in Brasilien winkt Angela Merkel den Stadionbesuchern zu. (Bild: Getty Images)
Bei der Fußball-WM 2014 in Brasilien winkt Angela Merkel den Stadionbesuchern zu. (Bild: Getty Images)

Im Rahmen des G20-Gipfels in Buenos Aires konnte sich Angela Merkel unverhofft über ein paar Stunden Freizeit freuen. Sie besuchte ein Steakhaus und wurde beim Verlassen des Lokals von Einheimischen gefeiert wie ein Popstar. Das wirft die Frage auf: Hat Angela Merkel den Status einer Popikone?

Wer es in den Olymp der Populärkultur schafft, muss nicht unbedingt im Showgeschäft tätig sein. Denn neben den Michael Jacksons und Stephen Kings dieser Welt schaffen es auch immer wieder Politiker oder Unternehmer, in die Tiefen des kollektiven Bewusstseins einzudringen – und sich dort auch zu halten. Dazu braucht man meist vor allem zwei Dinge: einen hohen Wiedererkennungswert sowie eine große Anhängerschaft.

Angela Merkel auf einer Ebene mit Steve Jobs?

Barack Obama beispielsweise gehört bereits zu jenen Figuren. Schon vor seiner Wahl zum US-Präsidenten 2008 zierte das Gesicht des Demokraten zahlreiche Poster und Plakate in Pop-Art-Manier. Donald Trump zählte schon vor seiner Politkarriere aufgrund seiner Medienpräsenz zu den berühmtesten Menschen der Welt. Und der bereits verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs genießt bei unzähligen Technikbegeisterten so etwas Ähnliches wie Heiligenstatus.

Aber wie sieht es eigentlich mit Angela Merkel aus? Taugt auch sie zur international bekannten Galionsfigur?

Die Merkel-Raute kennt man inzwischen weltweit. (Bild: Getty Images)
Die Merkel-Raute kennt man inzwischen weltweit. (Bild: Getty Images)

Nimmt man ihren umjubelten Kurzurlaub nach Ende des G20-Gipfels in Buenos Aires als Beispiel, kann man durchaus zu dem Schluss gelangen, dass sie sich zu einer Figur der Popkultur entwickelt hat.

“Ratet mal, dank wem ich zu spät zu meinem Abendessen bei Don Julio’s gekommen bin.”

Weil die Kanzlerin aufgrund der Panne des Regierungsfliegers auf ihre Rückreisemaschine warten musste, verbrachte sie nach Ende der Konferenz noch einige Stunden in der argentinischen Hauptstadt. Während sie mit einigen Delegierten, darunter auch Vizekanzler Olaf Scholz, in einem Steakhaus im Stadtteil Recoleta essen war, versammelten sich vor dem Restaurant dutzende Menschen. Als Merkel das Lokal verließ, zückten die Wartenden nicht nur ihre Smartphones, um Fotos von der Bundeskanzlerin zu machen, sondern jubelten ihr auch frenetisch zu. Ganz so, als würde ein Popstar das Restaurant verlassen. Denn welcher Politiker wird nach einem Abendessen schon von einer jubelnden Menschenmenge empfangen?

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Merkel gilt bei vielen Menschen als Inbegriff der liberalen Demokratie

Im Gegensatz zu Deutschland, wo Angela Merkel vor allem wegen ihrer Flüchtlingspolitik bei Kollegen und in der Bevölkerung umstritten ist, erfreut sie sich im Ausland großer Beliebtheit. Nach der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika im November 2016, wurde Merkel in vielen Kommentarspalten gar als neue “Anführerin der freien Welt” bezeichnet.

Während in vielen Ländern Europas und auch auf anderen Kontinenten rechte Parteien an Zuspruch gewinnen und eine scharfe Rhetorik an den Tag legen, gilt Merkel mit ihrer fast schon stoischen Ruhe und ihrer gemächlichen Art, Politik zu gestalten, vielen Beobachtern als Verteidigerin der klassischen liberalen Demokratie.

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Die Kanzlerin taucht in schwedischem Bestsellerroman auf

Nach eineinhalb Jahrzehnten als deutsche Regierungschefin und Akteurin im politischen Weltgeschehen, ist Merkel mittlerweile auch ein Teil der internationalen Popkultur geworden. Etwa als Romanfigur. In dem Buch “Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten” des schwedischen Bestsellerautors Jonas Jonasson hatte die Kanzlerin – ebenso wie Donald Trump und Kim Jong-un – einen kleinen Gastauftritt.

Nicht nur Justin Bieber oder Herzogin Kate haben eigene Wachsfiguren bei Madame Tussauds. (Bild: Getty Images)
Nicht nur Justin Bieber oder Herzogin Kate haben eigene Wachsfiguren bei Madame Tussauds. (Bild: Getty Images)

Wie für Figuren der Popkultur üblich, setzte Merkel sogar modische Akzente – jedoch nicht mit ihren oft farbenfrohen Blazern, die inzwischen zu einem optischen Markenzeichen geworden sind. Sondern mit der Deutschlandkette, auch “Schlandkette” genannt. Beim TV-Duell im Jahr 2013 gegen Peer Steinbrück trug Merkel eine Halskette mit roten, schwarzen und goldfarbenen Elementen. Die Kette wurde nach dem Fernsehauftritt schnell zum Medienthema.

Merkel macht Schluss: Das ist ihre politische Karriere

Angela Merkel traf am 1. September 2013 zum TV-Duell gegen Peer Steinbrück in einem Berliner Fernsehstudio ein. Um den Hals trug sie die sogenannte “Schlandkette”. (Bild: Getty Images)
Angela Merkel traf am 1. September 2013 zum TV-Duell gegen Peer Steinbrück in einem Berliner Fernsehstudio ein. Um den Hals trug sie die sogenannte “Schlandkette”. (Bild: Getty Images)

Auch die vielen “Angela, Angela”-Rufe, die der Kanzlerin beim Verlassen des Restaurants entgegenschallen, ändern dennoch nichts an der Tatsache, dass ihre Rolle in der Politik umstritten ist. Aber als eine der berühmtesten Frauen der Gegenwart, die vom “Time Magazine” im Jahr 2015 zur wichtigsten Person des Jahres gewählt wurde und es in den Jahren 2006 bis 2009 sowie seit 2011 jährlich auf Platz 1 der “Forbes”-Liste der mächtigsten Frauen der Welt schaffte, hat Angela Merkel ihren Platz nicht nur in den Geschichtsbüchern, sondern auch im Pantheon der Popkultur sicher.

Im Video: Flugzeugpanne: Merkel verpasst Auftakt des G20-Gipfels