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Sie haben keine Lobby: Wo bleiben die Kinder bei der Bundestagswahl 2021?

"Kinder stark machen!", das ist das Motto der Arche, die sich u.a. in Frankfurt-Nordweststadt für sozial benachteiligte Kinder einsetzt. Die Kinder erhalten ein kostenloses Mittagessen und Hilfe bei den Hausaufgaben. Für viele ist "Die Arche" wie ein zweites Zuhause. Doch während der Pandemie waren die Schulen und auch die Arche monatelang geschlossen, viele Kinder sind abgetaucht.

"Das Thema Handysucht ist einfach eins, ich habe einen Jungen vor Augen, der hat am Tag 16 Stunden Handy gespielt", erzählt der Leiter der Arche in Frankfurt Daniel Schröder. "Also wir haben dort Probleme gesehen, die aufgrund der engen Wohnverhältnisse auch klar sind, die Kinder haben nicht die Möglichkeit sich irgendwie zurückzuziehen, also 'beamen' sie sich weg."

Viele Kinder haben Deutsch verlernt, sie sind zurückgeworfen. Die Schulen sind zur Normalität zurückgekehrt, doch für die abgehängten Kinder reicht das nicht. Sie bräuchten gezielte Förderung. Aber dafür fehlt den Schulen das Geld. Daniel Schröder, der Leiter der Arche Frankfurt, klagt, dass die Belange der Kinder zu wenig gesehen werden.

"Die Wahlbeteiligung in diesen Stadtteilen, in denen wir als Arche arbeiten, ist extrem niedrig. Einen hohen AfD-Anteil und das heißt hier gibt es für die Politik nichts zu gewinnen. Und das ist das Dramatische, auch das Ungerechte an diesem System, dass man danach geht, anstatt zu schauen, wo sind die größten Nöte, welche Schulen bräuchten die beste Ausstattung, aber es geht danach, wo sitzt meine Wählerklientel."

Versagt der Staat bei der Jugendhilfe?

Mimunt Halli hat drei Kinder. Sie bat das Jugendamt vergeblich um Nachhilfestunden für ihren Sohn und steht seit 2008 auf der Warteliste für eine größere Wohnung. Jetzt wendet sie sich an die Arche:

"Die Arche gibt Hoffnung. Man bekommt entweder eine Zu- oder eine Absage, also Hoffnung ist da, weil ich genau weiß, ich bekomme eine Antwort von denen, und von den Ämtern überhaupt nicht, man wird nur abgewimmelt."

Viele Menschen, so Schröder, hätten keine Vorstellung von der Not armer Familien in Deutschland. Für einige Kinder ist das Mittagessen in der Arche die erste Mahlzeit des Tages:

"Es ist unsere Aufgabe uns um die zu kümmern, die abgehängt sind, damit auch die Einheit und der Frieden in unserem Land bestehen bleibt. Denn das ist die Befürchtung und auch das, was wir sehen , dass es immer weiter auseinanderdriftet zwischen Arm und Reich."

Schröder zufolge wird das Thema Kinderarmut nur saisonal angesprochen. Was fehlt, sind langfristige Lösungen. Die Arche fordert ein Grundeinkommen für Kinder, das zur Hälfte an die Familien und zur anderen Hälfte an die Schulen oder Kitas gehen würde.

Im Video: So funktioniert die Bundestagswahl