Werbung

Bundestagswahl: Die witzigste Parteiwerbung hat eine ernste Botschaft

In einem Video bittet „Die Partei“ Nichtwähler um Stimmen. (Bild: YouTube/ Nico Semsrott)
In einem Video bittet „Die Partei“ Nichtwähler um Stimmen. (Bild: YouTube/ Nico Semsrott)

Keine politische Gruppierung in der Bevölkerung ist größer als die der Nichtwähler. Doch was, wenn die auf einmal alle wählen gehen? Die Satirepartei „Die Partei“ hat eine Vermutung – und beweist in einem komischen Wahlwerbespot, welche Macht die Nichtwähler theoretisch hätten.

Im Grunde hat „Die Partei“ nur ein Ziel: Nicht ernst genommen zu werden. Und daran arbeiten die Satiriker um Martin Sonneborn auch kontinuierlich. So fordert „Die Partei“ in ihrem Wahlprogramm unter anderem eine Bierpreisbremse – und für den Artenschutz der Grünen will man sich übrigens auch einsetzen.

Lesen Sie auch: Warum wir eine fatale Sehnsucht nach jungen Politikern hegen

Da wundert es also kaum, wenn „Die Partei“-Mitglieder mit einem nicht ganz ernst gemeinten Werbespot den Bundestagswahlkampf aufmischen. Am Sonntag veröffentlichte die Partei einen Clip mit Kabarettist Nico Semsrott in der Hauptrolle. Der 31-Jährige stellt sich kurz vor und fügt hinzu: „Hier lieg‘ ich richtig“. Erst dann sieht man, wo sich Semsrott gerade befindet: nämlich in einem Bett.

Doch so ironisch der ganze Spot auch inszeniert sein mag – die Kernaussage gibt zu denken. Denn die Partei richtet sich mit ihrer aktuellen Kampagne konkret an eine ganz bestimmte Zielgruppe. „Deutschland wird von einer Gruppe dominiert, die von allen Parteien totgeschwiegen wird“, liest Semsrott im Bett liegend von einem Blatt Papier ab. Es geht um die Nichtwähler.

Wenn die Nichtwähler im Parlament vertreten wären, so Semsrott, „hätten sie mehr Abgeordnete als die CDU“. Eine Reihe von Grafiken soll das Verhältnis von Nichtwählern und Wählern veranschaulichen. Nun wolle sich „Die Partei“ glaubhaft für die Interessen der Nichtwähler einsetzen.

Und wie das funktionieren soll, dafür liefert Semsrott auch gleich ein unschlagbares Argument, mit dem er sich direkt an die potenziellen Unterstützer wendet: „Liebe Nichtwähler, wenn‘s euch egal ist, wer im Bundestag sitzt, wäre es dann nicht schön, von jemandem vertreten zu werden, dem‘s egal ist, dass er im Bundestag sitzt?“

Wenn nun die bisherigen Nichtwähler zur Urne gehen würden, hätte das noch einen ganz anderen Effekt: „Je mehr Nichtwähler für ‚Die Partei‘ stimmen, desto höher ist die Wahlbeteiligung, und desto wahrscheinlicher ist es, dass AfD und FDP den Einzug in den Bundestag verpassen“, referiert Semsrott mit stoischem Blick, fügt aber mit einem Grinsen hinzu: „Mit ein bisschen Glück auch die SPD.“

Eines hat „Die Partei“ mit ihrem Werbespot auf jeden Fall schon jetzt erreicht: Der bisher recht dröge Wahlkampf hat zum ersten Mal so etwas wie einen Unterhaltungswert.

Sehen Sie auch: Die Hälfte der Wähler hat sich noch nicht entschieden