Bundestagswahl: Nur ein paar tausend Stimmen können entscheiden

Zwei Abstimmungen entscheiden über Berlins Zukunft. Also ran an die Wahlurne, meint Jochim Stoltenberg.

Heute sind die Berlinerinnen und Berliner aufgerufen, über die Zukunft des Landes und ihrer Stadt mitzuentscheiden. Heute bestimmen nicht "die da oben" über uns, sondern wir über sie. Wahltage sind Festtage jeder Demokratie. Weil das Volk als Souverän in freier Entscheidung die Richtung für die vorgibt, denen es zeitlich befristet Verantwortung überträgt.

Es gilt, gleich zwei Weichen zu stellen: Wer soll Deutschland künftig regieren und was wird aus dem Flughafen Tegel? Letzteres emotionalisiert die Berliner weit stärker als die Bundestagswahl, deren Ergebnis mit einer vierten Kanzlerschaft Angela Merkels schon festzustehen scheint. Die Wahl – anders als der mittlerweile wieder als offen geltende Ausgang der Volksabstimmung – also längst gelaufen? Mitnichten.

Wer Regierungschefin oder Regierungschef wird, ist das eine. Nicht minder wichtig ist, welche potenziellen Koalitionsoptionen die Wähler mit ihrer Stimmabgabe ermöglichen. Und da sage keiner, ob ich zur Wahl gehe oder zu Hause bleibe, ist doch schnuppe, meine Stimme bewirkt doch sowieso nichts. Welch ein Irrtum. 2002 waren es ganze 6000 Stimmen, die die SPD mehr hatte als CDU und CSU. Der Vorsprung von 0,01 Prozentpunkten rettete Gerhard Schröder die Kanzlerschaft, deren sich Edmund Stoiber schon sicher wähnte. Drei Jahre später waren die Hochrechnungen am Wahlabend wiederum so knapp, dass diesmal Schröder in der TV-Runde der Parteichefs tönte: "Glauben Sie im Ernst, dass meine Partei auf ein Gesprächsangebot von Frau Merk...

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