Bundesweit knapp zwei Delikte am Tag - Zahlen zeigen, wie groß das Messer-Problem an Deutschlands Bahnhöfen wirklich ist

Im ersten Halbjahr gab es in Deutschland Hunderte Messer-Attacken an Bahnhöfen.<span class="copyright">Paul Zinken/dpa</span>
Im ersten Halbjahr gab es in Deutschland Hunderte Messer-Attacken an Bahnhöfen.Paul Zinken/dpa

Innenministerin Faeser will strengere Auflagen für Messer. Zu Delikten an Bahnhöfen und in Zügen gibt es nun neue Zahlen: Knapp zwei Delikte am Tag - bei 20 Millionen Reisenden. Schwerpunkte sind nicht immer die Bahnhöfe mit den meisten Reisenden.

An deutschen Bahnhöfen hat die Bundespolizei im ersten Halbjahr bislang 373 Delikte mit Messern gezählt. Im Jahr 2023 waren es insgesamt 639 solcher Taten, wie die „Bild“-Zeitung berichtete. Auch der Deutschen Presse-Agentur liegen die Zahlen der Bundespolizei vor.

Hunderte Messertaten im ersten Halbjahr gemeldet

Hinzu kommen im ersten Halbjahr noch 7 Messer-Delikte an sogenannten Haltepunkten, also kleineren Stopps, die in der Statistik nicht als Bahnhöfe geführt werden. 2023 gab es dort 11 Taten. Deutlich häufiger als dort kam es auch zu Vorfällen auf der Strecke, wo die Bundespolizei zwischen Januar und Juni 84 Messer-Delikte zählte, nach 196 Delikten im gesamten Vorjahr. „Die Auswertungen zu dem Tatmittel “Messer" beinhalten, dass ein Messer mitgeführt oder eingesetzt wurde", so die Bundespolizei. Nachträgliche Änderungen der Zahlen seien noch möglich.

Ein Bundespolizist zeigt sichergestellte Messer.<span class="copyright">Foto: dpa/Daniel Bockwoldt</span>
Ein Bundespolizist zeigt sichergestellte Messer.Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

 

Die meisten Messer-Taten gab es 2023 an den Bahnhöfen in Dortmund und Düsseldorf (je 33 Delikte), gefolgt von Frankfurt am Main (29). Im ersten Halbjahr 2024 lagen Hamburg (21), Hannover (19) und Köln (15) vorn. Große Bahnhöfe liegen also vorn, das Fahrgastaufkommen allein scheint aber nicht der bestimmende Faktor zu sein.

Laut Deutscher Bahn ist Deutschlands meist frequentierter Bahnhof der Hamburger Hauptbahnhof mit knapp 550.000 Reisenden und Besuchern pro Tag, kurz vor dem Frankfurter Hauptbahnhof mit knapp 500.000 Reisenden und Besuchern täglich. Platz drei belegt der Hauptbahnhof München mit rund 400.000. Dahinter folgen der Berliner und dann der Kölner Hauptbahnhof.

Bahn und Bundespolizei für Sicherheit an Bahnhöfen verantwortlich

Für die Sicherheit an Bahnhöfen der Deutschen Bahn und der S-Bahnen sind die Bahn und die Bundespolizei zuständig. In U-Bahnen und Bussen sind es hingegen die Betreiber und die jeweilige Länderpolizei. „Unsere Bahnhöfe sind Teil eines offenen Systems“, erklärte ein Bahn-Sprecher. „Im Bahnhof und im Bahnhofsumfeld werden all jene Konflikte ausgetragen, die auch auf Plätzen, in Parkanlagen, in öffentlichen Einrichtungen und auf Straßen überall in Deutschland stattfinden.“ Täglich nutzen rund 20 Millionen Reisende sowie Besucherinnen und Besucher die 5400 Bahnhöfe.

Täglich nutzen über20 Millionen Reisende die Deutsche Bahn.<span class="copyright">picture alliance/dpa</span>
Täglich nutzen über20 Millionen Reisende die Deutsche Bahn.picture alliance/dpa

 

Angesichts der Zunahme von Messerangriffen will Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) das Waffenrecht verschärfen. Im neuen Waffenrecht werde sie „den Umgang mit Messern im öffentlichen Raum weiter einschränken“, kündigte sie in der „Bild am Sonntag“ an. In der Öffentlichkeit sollen Messer demnach nur noch bis zu einer Klingenlänge von sechs Zentimetern statt bisher zwölf Zentimetern mitgeführt werden dürfen. Für gefährliche Springmesser soll es ein generelles Umgangsverbot geben.

Andreas Roßkopf von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sagte „Bild“: „Messerverbote prinzipiell an Bahnhöfen umzusetzen, ist eine sinnvolle Maßnahme. Tatsächlich müssten hier aber auch gesetzliche Änderungen vollzogen werden, sodass die Bundespolizei dies auch überwachen kann. Momentan sind keine anlasslosen Kontrollen möglich.“

Innenministerkonferenz drängt auf bundeseinheitliches Waffenverbot in Zügen

Im vergangenen Sommer hatte die Innenministerkonferenz Faeser aufgefordert, eine bundeseinheitliche Regelung zu Waffenverboten in Zügen und an Bahnhöfen zu prüfen und „gegebenenfalls auf eine entsprechende Änderung der Beförderungsbedingungen der Deutschen Bahn, insbesondere in Bezug auf Messer, hinzuwirken“. Die entsprechende Bund-Länder-Arbeitsgruppe hat noch keine Ergebnisse vorgelegt.

Die Innenministerkonferenz will bundeseinheitliche Waffenverbote in Zügen.<span class="copyright">Kay Nietfeld/dpa</span>
Die Innenministerkonferenz will bundeseinheitliche Waffenverbote in Zügen.Kay Nietfeld/dpa

In den Beförderungsbedingungen der Bahn heißt es allerdings schon heute: „Von der Mitnahme als Handgepäck oder Traglast sind Gegenstände und Stoffe ausgeschlossen, die geeignet sind, Mitreisende zu stören oder zu verletzen oder den Wagen zu beschädigen.“

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums erklärte, die Bundespolizei erlasse bereits jetzt Verfügungen zum Verbot der Mitnahme gefährlicher Gegenstände. „Hierunter fallen auch Messer. Die Einhaltung solcher Allgemeinverfügungen wird von der Bundespolizei überwacht.“