Bussard ist längst weg - 230 Wohnungen in Berlin können wegen leerem Vogelnest nicht gebaut werden

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Ein Mäusebussard (Symbolbild)Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Ein 100-Millionen-Euro-Bauprojekt in Berlin, bei dem unter anderem 230 Wohnungen entstehen sollen, stockt wegen eines leeren Vogelnests. Das Kuriose: Dieses ist von seinem Bewohner längst verlassen;  das bestätigt ein Gutachten. Doch der Umweltsenat will die Frist für das Nest verlängern.

Dass Bauprojekte wegen Vögeln und deren Nestern gestoppt werden, wie es derzeit in Berlin-Mariendorf passiert, ist in Deutschland nicht ungewöhnlich. Doch der Fall, in dem es um die Brutstätte eines Mäusebussards geht, ist außergewöhnlich. Der Grund: Der Vogel nistet dort längst nicht mehr, das bestätigt ein Gutachten. Gebaut wird dort trotzdem erstmal nicht. „Bild“ berichtet über den Fall.

Am Campus Schätzelberg wird seit fünf Jahren ein großes Bauprojekt geplant. Dort sollen auf einer nicht mehr benötigten Fläche eines Berliner Friedhofs, auf der nie Gräber standen, 230 Wohnungen sowie eine Kita entstehen. Plötzlich gerät das Genehmigungsverfahren des Baus, der kommendes Jahr beginnen soll, aber ins Stocken.

Gutachten: Vogelnest seit zwei Jahren ungenutzt - Umweltsenat stellt sich trotzdem quer

Naturschutzbehörden sehen durch den Baulärm den Lebensraum eines Mäusebussards beeinträchtigen, dessen Nest sich auf der Fläche befindet. Die Investoren des Projekts beauftragten deshalb einen Gutachter, der feststellte, dass der Bussard die Brutstätte seit 2022 nicht mehr nutzt. 2020 sollen die letzten Jungvögel hier gelebt haben. „Das Nest ist so stark zerfallen, dass es Löcher aufweist und keine Anzeichen einer Erneuerung zeigt“, heißt es darin laut „Bild“.

Das Bundesnaturschutzgesetz sieht vor, dass eine Brutstätte ihren Schutzstatus verliert, wenn sie länger nicht genutzt wurde. Normalerweise beträgt der Zeitraum zwei Jahre - doch in Berlin ist das offenbar anders. Experten des Berliner Umweltsenats wollen die Frist auf vier Jahren anheben und das Nest nur mit einer Ausnahmegenehmigung entfernen lassen. Das gefährdet aufgrund des schwebenden Genehmigungsverfahrens das gesamte Bauprojekt, dessen Kosten nun deutlich zu steigen drohen.

Berlins Bausenator Christian Gaebler (SPD) sucht mit seiner Kollegin Ute Bonde (CDU) aus dem Umweltsenat eine Lösung für das Bau-Dilemma. „Standards müssen so gesetzt werden, dass die Natur zu ihrem Recht kommt – aber auch der Wohnungsbau“, fordert er in „Bild“. Keine Seite könne mit Maximalforderungen an den Start gehen. „Manche Fach-Bedarfe stellen ihre Forderungen absolut – das wollen wir im Senat anders machen.“