BVB blickt im Frust nach vorn: "Die Saison ist eine Verpflichtung"

Kapitän Marco Reus und seine Mitspieler schleppten sich ganz langsam zur Fankurve.

Der aufmunternde Applaus der Anhänger war im bitteren Moment der verlorenen Meisterschaft nur ein schwacher Trost. Mit starrem Blick lauschten die Spieler von Borussia Dortmund den Gesängen. Der Schmerz über die verpasste Krönung der drittbesten Saison der Vereinsgeschichte war einfach zu groß. "Die Enttäuschung ist riesig. Die Chance war dieses Jahr unheimlich groß", sagte Reus.

Essen statt Meisterkorso

Statt einer ausgelassenen Titelparty am Samstagabend stand nach dem 2:0 (1:0)-Erfolg bei Borussia Mönchengladbach nur noch ein gemeinsames Essen an. Statt mit dem Meisterkorso am Sonntag quer durch die Stadt und über den Borsigplatz zu fahren, verabschiedeten sich die Spieler in den Urlaub. Im Gepäck die quälende Frage: Wo haben wir den Titel verspielt? (SERVICE: Tabelle der Bundesliga)

Michael Zorc hatte eine Antwort. "Wir haben es gegen die in der Tabelle unten stehenden Mannschaften verloren", sagte der Sportdirektor. Gegen die fünf letzten Mannschaften der Bundesliga ließ der BVB zehn Punkte liegen. Eine zu schwere Hypothek auf dem Weg zum neunten Titel (SERVICE: Spielplan der Bundesliga).

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Dabei sah es lange Zeit danach aus, dass die junge Mannschaft von Trainer Lucien Favre mit ihrem unbekümmerten Fußball die Dominanz von Bayern München brechen und die siebte Meisterschaft des Rekordchampions in Folge verhindern könnte. Mitte Dezember hatte der BVB noch neun Punkte Vorsprung, Anfang Februar waren es noch sieben.

Reus: "Bayern einen Tick besser"

"Die Spiele zu Hause gegen Schalke und in Bremen waren schon ausschlaggebend. Sonst wären wir hier mit einem Punktepolster hingekommen", sagte Reus, der weiter auf den Gewinn seiner ersten Meisterschaft warten muss.

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So musste der BVB beim Showdown auf einen Bayern-Patzer hoffen. "Nach dem 3:1 für Bayern war klar, dass es schwierig wird", sagte Reus, der nach der Führung durch Jadon Sancho (45.) den Endstand erzielte (54.) und dem alten und neuen Champion gratulierte: "In den entscheidenden Momenten war Bayern einen Tick besser, weil sie mehr Erfahrung haben und vielleicht auch eine andere Mentalität auf dem Platz zeigen."

Mit ein bisschen Abstand werden aber auch die Dortmunder ein wenig stolz auf ihre Saison zurückblicken. Mit 76 Punkten holten sie sogar einen Zähler mehr als in der Meistersaison 2010/11 unter Trainer Jürgen Klopp. Im Gegensatz zum enttäuschenden Vorjahr steigerte sich der BVB um 21 Punkte. "Die Mannschaft ist wie ein Champion aufgetreten. Wir stehen am Anfang einer Entwicklung", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

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BVB angriffslustig

Zorc und Lizenzspieler-Abteilungsleiter Sebastian Kehl richteten im schmerzhaften Moment der Vizemeisterschaft ebenfalls den Blick positiv in die Zukunft. "Die Saison ist eine Verpflichtung und Motivation, im nächsten Jahr wieder anzugreifen und eine noch bessere Mannschaft aufzustellen", sagte Zorc. Kehl hob das "große Potenzial" der Mannschaft hervor und kündigte kampfeslustig an: "Borussia Dortmund ist ein Verein, der Titel gewinnen kann."

Dafür soll der Kader qualitativ verstärkt werden. Mit dem Gladbacher Thorgan Hazard, der bei seiner Auswechslung am Samstag ausgepfiffen wurde, ist man sich bereits einig. Es wird nur noch über die Ablösesumme verhandelt, sie soll bei rund 30 Millionen Euro liegen.

Die Nationalspieler Julian Brandt (Bayer Leverkusen) und Nico Schulz (TSG Hoffenheim) könnten für jeweils 25 Millionen Euro folgen. "Wir werden versuchen, die nächsten Jahre dranzubleiben", versprach Watzke und spendete den enttäuschten Angestellten Trost: "Es war eine reife Leistung. Ich bin stolz auf die Mannschaft."