Caren Miosga verrät in Podcast, was Ricarda Lang besser als andere Politiker macht
Vor Ricarda Lang hat Caren Miosga großen Respekt. Was die Noch-Chefin der Grünen von den meisten Politikerinnen und Politikern unterscheidet, erklärt die ARD-Talkerin im Podcast "Hotel Matze". Zu Annalena Baerbock hingegen äußert sich Miosga kritisch.
"Es gab so Momente, die mir einfach ein paar Dinge klargemacht haben", lässt Caren Miosga ihre ersten Monate als Polittalkerin Revue passieren. Im Podcast "Hotel Matze" nennt sie ein Beispiel für einen solchen Moment: "Wenn du Politiker in so einer Sendung nach nicht dezidiert politischen Dingen fragst, sondern einfach das Feld verlässt - dann wissen die zum Teil nicht mehr, wo sie sich befinden." Miosgas Erkenntnis: Viele ihrer Gäste ließen sich leicht aus der Fassung bringen, sobald "sie dieses politische Biotop, in dem sie sich sicher fühlen, verlassen".
Wahrhaftig sei an den Auftritten der meisten Politiker in ihrer Show "wirklich wenig", stellt die ARD-Moderatorin klar. So mancher nutze den Wechsel ins Persönliche sogar bewusst, um ein bestimmtes Bild zu vermitteln. "Bei Annalena Baerbock beispielsweise ist immer wahnsinnig auffällig, dass sie ganz viel über persönliche Geschichten erzählt und über ihre persönliche Rolle als Mutter", stellt Miosga fest. "Das fand ich interessant, ob sie das benutzt oder ob das wirklich etwas Wahrhaftiges bei ihr ist. Ich glaube: Es ist ein bisschen beides."
Caren Miosga über Annalena Baerbock: "Ich finde das schwierig"
Sie halte die Außenministerin für "eine emotionale Frau, das kommt aus ihr raus". Dennoch seien Baerbocks private Anekdoten nicht immer angemessen, sagt Miosga: "Ich finde das schwierig. Sie sagt gleichzeitig: Ich will eine feministische Politik machen - und inszeniere aber mich als Mutter."
Bei männlichen Politikern seien derart persönliche Anmerkungen ganz und gar unüblich. "Hast du jemals von Heiko Maas gehört oder von Sigmar Gabriel oder von irgendeinem Außenminister, dass der über eine emotionale und persönliche Rolle seine Politik definiert hat?", fragt Miosga den Podcast-Gastgeber Matze Hielscher. Die Journalistin weiter: "Da kann man sagen: schön, interessant und wahrscheinlich hat das auch was Wahrhaftiges. Aber gleichzeitig ist es auch ein bisschen inszeniert."
Für authentischer halte Miosga indes eine Partei-Kollegin von Annalena Baerbock. Auf Hielschers Frage, wer in ihren Augen ein "authentischer und wahrhafter Politiker" sei, entgegnet die langjährige "Tagesthemen"-Sprecherin: "Von den derzeit aktiven: Ricarda Lang, das ist mir bei ihr ganz besonders aufgefallen." Miosga habe großen Respekt vor der Noch-Grünen-Chefin, die immer wieder glaubhaft versucht habe, "ein bisschen persönlicher zu werden" und sich "auch emotional" zu äußern.
Miosga lobt Steinbrück, Gabriel und Seehofer - aber nicht Merkel und Scholz
"Die kriegt so viel auf den Kopf, die kriegt so viel Hass und so viel böse Schmähschriften. Jetzt ist die so ausgestattet, dass die das aushält. Aber das hält nicht jeder aus, deswegen kann ich auch verstehen, dass diese Rüstung, die die sich anlegen, auch immer dicker wird", zeigt Miosga Verständnis dafür, dass ihre Talkshow-Gäste häufig nicht viel preisgeben würden.
Grundsätzlich sei sich die 55-Jährige bewusst darüber, "was Politiker aushalten müssen. Denk mal daran, welche Politikerinnen und Politiker wir auch als Medien geradezu gejagt haben. Denk an Christian Wulff, denk an Armin Laschet." Miosga räumt ein: "Was die aushalten müssen an Medienschelte und an Häme und an fiesen Fragen und Zumutungen, das ringt mir Respekt ab, dass die sich freiwillig in so eine Rolle begeben und in so einen Beruf, wo du wirklich viel aushalten musst."
Besonders "angstfrei" hätte dies unter anderem Peer Steinbrück (SPD) einst getan - und "auch Sigmar Gabriel (SPD, Anm.d.Red.) in der Zeit, als er Wirtschafts- und Außenminister war. Die reden ein bisschen mehr, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, müssen aber auch mehr auffangen hinterher". Ebenfalls für authentisch halte Miosga den ehemaligen CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer. Zwei Politiker, denen Caren Miosga besonders wenig Wahrhaftigkeit attestiert: "Frau Merkel hatte solche Momente nicht. Herr Scholz auch nicht."