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Cate Blanchett besucht Rohingya-Flüchtlingslager

Die australische Schauspielerin und UNHCR-Sonderbotschafterin Cate Blanchett im Flüchtlingslager Kutupalong. Foto: Hector Perez/UNHCR
Die australische Schauspielerin und UNHCR-Sonderbotschafterin Cate Blanchett im Flüchtlingslager Kutupalong. Foto: Hector Perez/UNHCR

Sie war im am dichtesten besiedelten Flüchtlingslager der Welt, unter den vielleicht schutzbedürftigsten Menschen der Erde - und zwar nicht für eine Rolle. Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett erzählt von ihrer Reise zu den Rohingya - und fürchtet den kommenden Monsun.

Cox's Bazar/London (dpa) - Vor einer «programmierten Katastrophe» für die Rohingya-Flüchtlingen in Bangladesch während der Monsunzeit hat die Schauspielerin Cate Blanchett gewarnt.

«Wir müssen das Risiko mindern, weil sich sonst die Todesfälle anhäufen», sagte die 48-jährige Australierin am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Sie hatte zuvor als Sonderbotschafterin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR mehrere Tage in den Flüchtlingslagern verbracht. Es gehe hier um Kinder, untermauerte sie ihren Appell für mehr Hilfe aus dem Ausland. «Noch nie habe ich so viele unbegleitete Kinder gesehen.»

Die zweifache Oscar-Preisträgerin («Aviator» und «Blue Jasmine») erzählte von einer Frau, die sie in einer winzigen Hütte aus Bambusstangen und Plastikplanen an einem Berghang getroffen habe. «Ihr Kind fragte jeden Tag nach dem Vater, und sie hatte keine Ahnung, was sie ihm sagen sollte», gab Blanchett wider und fuhr fort: «Sie hatte nicht einmal ihre Sachen ausgepackt - wohl weil ihr bewusst ist, dass in wenigen Wochen ihre Behausung mit großer Wahrscheinlichkeit hinabstürzt und zerschmettert wird.»

Hinzu komme, dass Regen, Donner und Blitze die Frau an ihre traumatischen Erlebnisse erinnern würden: Die Soldaten in ihrer Heimat Myanmar seien während der Monsun-Stürme in die Rohingya-Dörfer gekommen, um zu töten, vergewaltigen und plündern. «Es ist eine Trauma-Schicht auf einer weiteren Trauma-Schicht», meinte der Hollywood-Star.

Der Monsun bringt jedes Jahr heftigen Regen und starken Wind nach Südasien. Im armen, extrem dicht besiedelten Bangladesch sorgt er oft für zahlreiche Todesfälle. Die Monsunzeit dauert in der Regel von Juni bis September, aber bereits im April kann es zu ersten Regenfällen kommen.

Fast 700 000 Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya flohen seit vergangenem August vor Militärgewalt aus Myanmar in das Nachbarland Bangladesch. Sie leben zusammen mit etwa 300 000 zuvor geflüchteten Rohingya im südlichen Bezirk Cox's Bazar, auf engem Raum unter schlimmen Bedingungen. Kutupalong ist lauf UNHCR inzwischen die am dichtesten bewohnte Flüchtlingssiedlung der Welt.

Blanchett hält es für wichtig, dass die Welt trotz überall zunehmendem Nationalismus nicht wegschaue. «Wenn man diese Situationen sich ungehindert entfalten lässt, werden einige Menschen zu sehr negativen Bewältigungsstrategien greifen und - weil sie entrechtet, vertrieben und ignoriert werden - für Radikalisierung anfällig sein.» Dem könne man mit Mitgefühl und Hilfe, den Monsun zu überstehen, vorbeugen. «Wenn die internationale Gemeinschaft diese Dinge zu lange gären lässt, gibt es, denke ich, ein noch enormeres Problem», sagte die Schauspielerin. «Mir fällt keine größere Krise ein, mit der die Menschheit konfrontiert wäre.»