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CDU-Bundestagskandidatin Wiebke Winter im Yahoo-Talk: Sechs Jahre für ein Windrad "ist doch irgendwie bescheuert"

Was bewegt junge Menschen dazu, sich zur Wahl zu stellen und was wollen sie im Parlament bewegen? Darüber hat sich Moderatorin Tessniem Kadiri auf unserem Instagram-Kanal in den Wochen vor der Wahl mit jungen Kandidatinnen und Kandidaten unterhalten, die zum ersten Mal um den Einzug in den Bundestag kämpfen.

Wiebke Winter will Deutschland mit der Union auf den richtigen Klimakurs bringen (Bild: Gottfried Schwarz)
Wiebke Winter will Deutschland mit der Union auf den richtigen Klimakurs bringen (Bild: Gottfried Schwarz)

Wiebke Winter (25) tritt in Bremen als CDU-Direktkandidatin zur Bundestagswahl an und ist zurzeit sicher eines der bekanntesten jungen Gesichter der Union - vor allem, weil sie für ein Thema steht, das immer noch nicht wirklich zu deren Markenkern gehört: Den Klimaschutz. Anfang des Jahres gehörte sie zu den Gründerinnen und Gründern der KlimaUnion, der inzwischen sogar ein Friedrich Merz beigetreten ist. Für viele immer noch ein Widerspruch, den Winter in Teilen nachvollziehen kann: “Es ist ja schon so, dass die CDU nicht die ehrgeizigste Partei war in den letzten Jahren, was Klimaschutz anging, so wie keine Partei aus meiner Sicht ehrgeizig genug war”, sagt sie. Ihr Anspruch: “Ich wünsche mir eine ehrgeizigere Klimapolitik für Deutschland und ich fang bei meiner eigenen Partei an.” Zu den Versäumnissen zählt sie etwa die Vernachlässigung klimarelevanter Branchen wie dem Windradbau, die zu einer Pleitewelle in den 2010er Jahren führte - die gerade auch Winters Heimat Bremen zu spüren bekam.

Hier gibt es also einiges aufzuholen, und so setzt sich Winter etwa dafür ein, Planungsverfahren zu beschleunigen - “weil man momentan sechs Jahre braucht, um ein Windrad zu bauen, das ist doch irgendwie bescheuert. Wir wollen, dass es maximal sechs Monate dauert.” Winter grenzt sich ebenso gerne von inhaltlichen Positionen der “Fridays For Future”-Bewegung ab, wie sie derem Einsatz Respekt zollt. Sie selbst ist vom klimapolitischen Weg ihrer Partei überzeugt, nur schneller könnte es gehen: Während die Union das Jahr 2045 als Zielmarke für das Erreichen der Pariser Klimaziele im Wahlprogramm festgehalten hat, will Winter - wie die Grünen - 2030 anpeilen. Deutschland müsse dabei auch international eine Führungsrolle einnehmen durch eine starke Klima-Außenpolitik und den Export grüner Technologien. Winters Stimme hat Gewicht in der Partei, sie wurde 2021 in den Bundesvorstand gewählt und konnte im Wahlkampf ihre Positionen an der Seite von Armin Laschet vorstellen. Der Kanzlerkandidat habe zurecht das Image eines Teamplayers, der ihren Ideen immer zuhöre. Auch darum ist sie sicher, mehr als nur ein symbolisches Klima-Aushängeschild der Partei zu sein: “Ich wüßte nicht, wie er mich im Wahlkampf hätte ernster nehmen können und ich bin ziemlich zuversichtlich, dass das umgesetzt wird”, sagt sie.

Bessere Chancen für Bildungs-Schlusslicht Bremen

Noch länger als das Klima ist die Schulpolitik ein Schwerpunkt in Winters Arbeit - ein besonders wichtiges Thema in Bremen, das regelmäßig Schlusslicht der gesamtdeutschen Bildungsrankings ist. Winter setzt sich darum für bundesweit einheitliche Standards ein: “Ich möchte nicht länger hinnehmen, dass die Kinder in Bremen eine schlechtere Chance auf eine gute Ausbildung haben als Kinder in Sachsen oder Bayern.” Wichtig ist ihr auch Bildungsgerechtigkeit, mehr Unterstützung für Kinder, die benachteiligt sind, etwa wegen eines Migrationshintergrundes: “Ich sage auch, dass die besten Schulen eigentlich in den Stadtteilen stehen müssen, wo die Kinder es am schwersten haben.”

Aufgrund ihrer politischen Arbeit ist Winter immer wieder massiven Anfeindungen aus verschiedenen Richtungen ausgesetzt. Sie muss regelmäßig Shitstorms im Netz über sich ergehen lassen, noch beunruhigender allerdings ist, dass immer wieder ihre Plakate angezündet werden: “Das kennen wir eigentlich noch nicht aus dem Wahlkampf. Dass beschmiert wird, bitte macht das, das find ich auch lustig und teilweise sehr kreativ, aber gerade wenn in meinem eigenen Umfeld dann mein Gesicht brennt, das find ich doch ganz schön heftig und das ist natürlich was, wo man auch aufmerksam sein muss und aufpassen muss auf sich selber.” Allerdings könne sie sich angesichts solcher Attacken immer auf den Rückhalt in der eigenen Partei verlassen, in letzter Zeit habe es auch große überparteiliche Solidarität gegeben. Doch was tun gegen diesen Hass im Netz? Nach Winters Ansicht gab es dazu bereits einige wichtige Strafverschärfungen, allerdings sehe sie auf diesem Gebiet noch Schulungsbedarf bei Justiz und Polizei. Bei den Shitstorms lässt sie inzwischen Freunde die Nachrichten filtern, anstatt sich selbst dem geballten Hass auszusetzen. Bedrohungen bringt sie zur Anzeige. Ansonsten plädiert sie für mehr Empathie: “Dass wir, gerade auch, wenn wir über Hass im Netz reden, den Menschen vielleicht nochmal klar machen: Hey, auf der anderen Seite ist auch ein Mensch, der das liest.”

Den kompletten Talk können Sie sich auf unserer Instagram-Seite ansehen