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Chinas digitale Währung: Was wir bisher über „DC/EP“ wissen

Nun ist es amtlich: Als erste Industrienation weltweit testet China seine digitale Zentralbankwährung DC/EP in der Praxis. Jonas Groß über den aktuellen Stand des CBDC-Projekts und die ökonomischen und gesellschaftlichen Implikationen.

China ist beim mobilen Bezahlen weltweiter Vorreiter. Untersuchungen in den Metropolen Shanghai, Peking und in Hangzhou zeigen, dass sich die Marktanteile mobiler Bezahlverfahren auf bis zu 60 Prozent belaufen (Bargeld: 20 Prozent). Aufgrund der weiten Verbreitung digitaler Bezahlmethoden überrascht es kaum, dass sich auch die chinesische Zentralbank (PBoC) bereits seit 2014 mit einer eigenen digitalen Währung – einer sogenannten digitalen Zentralbankwährung (CBDC) – beschäftigt. So wurde bereits 2016 ein Forschungsinstitut „for the Development of Digital Currency/Electronic Payment (DC/EP)“ gegründet, das das CBDC-Projekt auf den Namen „DC/EP“ taufte. Zuletzt erreichte das DC/EP-Projekt einen wichtigen Meilenstein: Die Testphase.

Chinas CBDC: Die Testphase hat begonnen

Inzwischen testen zahlreiche chinesische Banken, Telekommunikationsanbieter und E-Commerce-Unternehmen wie Tencent und Alibaba die CBDC. Außerdem werden 50 Prozent der Mobilitätszulage von Mitarbeitern im Staatsdienst über ihre mobile DC/EP Wallet in digitaler Form ausgezahlt. Medienberichten zufolge sollen auch internationale Unternehmen wie McDonald’s, Starbucks und Subway den DC/EP bereits testen. Ein zweiter größerer Testlauf soll während der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking stattfinden.

Wie genau die Testläufe ablaufen und wie der DC/EP letztendlich ausgestaltet werden soll, ist aktuell noch weitestgehend unklar. Die Informationslage des chinesischen CBDC-Projekts ist im Vergleich zu westlichen CBDC-Projekten intransparent. Die veröffentlichten Informationen stammen nur teilweise von der Zentralbank selbst, vielmehr basieren sie auf Medienberichten beziehungsweise Aussagen von Kooperationspartnern.

Ziele des DC/EP-Projekts

Welche Intention verfolgt die PBoC mit dem CBDC-Projekt? Die PBoC möchte durch das DC/EP-Projekt die Digitalisierung in China vorantreiben und reagiert auf die immer geringer werdende Nachfrage nach Bargeld. Durch eine digitale Zahlungsabwicklung lassen sich erhebliche Effizienzgewinne realisieren. Bargeld ist unter anderem aufgrund der Kosten für Lagerung, Sortierung, Reinigung und Verteilung relativ teuer. Ein öffentliches digitales Zahlungssystem könnte diese Kosten erheblich reduzieren. Auch COVID-19 dürfte zu einer zukünftig noch größeren Nachfrage nach digitalen Bezahlmöglichkeiten beitragen, da Virus-Ansteckungen durch Banknoten befürchtet werden.

Aktuell wird in China der Großteil der Transaktionen über private Zahlungssysteme wie Alipay und WeChat Pay abgewickelt. Die PBoC möchte nun eine öffentliche Transaktionsplattform schaffen, um die systemische Relevanz dieser Unternehmen zu verringern und somit sowohl die eigene Vormachtstellung als auch die finanzielle Stabilität zu stärken.

Kritik: Kapitalverkehrskontrollen und unzureichender Datenschutz

Experten befürchten, dass die CBDC die Freiheit chinesischer Bürger weiter einschränken wird. Zum einen lassen sich durch eine digitale Zentralbankwährung Kapitalverkehrskontrollen deutlich effektiver umsetzen. Wird Kapital in Form von Banknoten außer Landes gebracht, hat die Regierung und die Zentralbank darauf nur einen beschränkten Einfluss. In einer digitalen Welt sind Kapitalverkehrskontrollen deutlich wirkungsvoller, da die Zentralbank alle Transaktionsinformationen digital einsehen kann. Folglich kann die PBoC selbst entscheiden, welche Transaktionen durchgeführt werden dürfen. Auf diese Art und Weise lassen sich Kapitalflüsse effizient kontrollieren. Allerdings ist es laut Auskunft der PBoC auch Ziel des DC/EP die Internationalisierung des Yuan voranzutreiben. Aktuell ist noch unklar, wie die PBoC Kapitalverkehrskontrollen und Internationalisierung des Yuan in Einklang bringen möchte.

Zum anderen ist zu erwarten, dass die Privatsphäre der chinesischen Bürger weiter eingeschränkt wird. Vermutlich werden Daten zur Transaktionshöhe, -ort, -partner neben persönlichen Daten wie die eigene Identität für die Zentralbank einsehbar sein und somit in der Datenbank gespeichert werden. Auf diese Art und Weise würde die chinesische Zentralbank nun auch Einblicke in das Bezahlverhalten der chinesischen Bürger erhalten.

China als weltweiter CBDC-Vorreiter

Die Projektfortschritte des DC/EP zeigen, dass China aktuell im Bereich CBDC weltweit führend ist – auch wenn eine Markteinführung der CBDC noch bis mindestens 2022 dauern wird. Zwar gibt es kleinere Länder oder Inselgruppen, wie die Marshall Islands oder die Bahamas, die auch bereits an einer digitalen Zentralbankwährung arbeiten und im Projektstadium ähnlich weit fortgeschritten sind. Allerdings adressieren diese CBDC-Initiativen primär die Tausenden Inselbewohner während DC/EP Milliarden Chinesen zur Verfügung stehen würde.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) beschäftigt sich intensiv mit einer CBDC für die Eurozone. Allerdings handelt es sich hier bislang eher um konzeptionelle Arbeiten. Eine CBDC-Einführung in der Eurozone ist laut EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch derzeit aufgrund der weiterhin starken Rolle des Bargelds in weiter Ferne.

Über den Autor

Jonas Groß ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bayreuth und Projektmanager am Frankfurt School Blockchain Center. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören primär digitale Zentralbankwährungen (CBDC) und Stablecoin-Projekte wie Libra. Du kannst Jonas per Mail, LinkedIn und Twitter kontaktieren.

 

Source: BTC-ECHO

Der Beitrag Chinas digitale Währung: Was wir bisher über DC/EP wissen erschien zuerst auf BTC-ECHO.