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“Chouf” – Die Vorstadthölle von Marseille

Kann man sein Vorstadtghetto verlassen, dem komplizierten “Quartier Nord”, wie es in Marseille heißt, den Rücken kehren? Diese Frage stellt der französische Regisseur Karim Dridi in Chouf. “Chouf”, das heißt ‘Schau!’ auf Arabisch. Genau das tun die Späher in den Vierteln, in denen mit Drogen gedealt wird. Gerade mal 10 Jahre alt, verdienen sie so viel, wie ihre Väter. Sofiane, dargestellt von Sofian Khammes, hat Glück gehabt. Er studiert in Lyon und kehrt während der Ferien nach Marseille zurück, zu seiner Familie und seinem Bruder, der ins Drogenmilieu eingestiegen ist. In dieser Welt ohne Vertrauen oder Verlass kommt besagter Bruder ums Leben. Und Sofiane beschließt zu bleiben. Nach einer virtuosen Anfangsszene wirft Karim Dridi, der selbst in Marseille lebt, den Zuschauer ins Herz der Vorstadt, den rechtlosen Raum, und das so glaubwürdig, dass sich der Kinogänger mitunter unwohl und verunsichert fühlt. Dabei verzichtet er auf die bekannten Clichés über Marseille und sture Schwarz-Weiß-Malerei. Dridi mag seine Figuren, auch die undurchsichtigen, die übrigens fast alle von Laiendarstellern gespielt werden. Dadurch glaubt man dem Film von Anfang bis zu seinem – letztlich nicht unerwartet – bitteren Ende.