Serie Christo: Der verhüllte Reichstag war Visitenkarte des neuen Berlin

Beharrlichkeit. Das Wort fällt immer wieder, wenn es um die Reichstagsverhüllung geht. Die Beharrlichkeit des Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude, wenn es um dieses prägende Kunstprojekt ging, das im Sommer 1995 zur Visitenkarte eines neuen und unerwartet leichtherzigen wiedervereinten Berlins werden sollte. 24 Jahre hatte es gedauert, bis die Verhüllung des Reichstags Wirklichkeit wurde. 24 Jahre zwischen Idee und Umsetzung. Dazwischen immer wieder Ablehnungen durch Bundestagspräsidenten, deren Namen mancher noch kennt, weil sie in West-Deutschland als Politiker eine große Rolle spielten: Richard Stücklen, Karl Carstens, Philipp Jenninger. Am Ende waren genau diese Ablehnungen ein Glück, so hat es auch Christo später selbst gesehen.

In den 80er-Jahren fanden am Reichstag Popkonzerte statt

Denn wäre das Projekt vor dem Mauerfall gelungen, wofür hätte es gestanden? „Bis 1989 wären wir mit dem Projekt bloß eine Fußnote des Kalten Krieges geworden“, hat Christo einmal in einem Interview gesagt. Der verhüllte Reichstag als Symbol für die „freie Welt“. Denn der stand ja extrem dicht an der Berliner Mauer. Genau deshalb fanden in den 80er-Jahren unmittelbar vor dem Reichstag große Konzerte statt: Barclay James Harvest, David Bowie, Eurythmics, Genesis und Pink Floyd. Damit der Osten mithören konnte.

Und tatsächlich versammelte sich dann die Ost-Berliner Jugend hinter der Mauer, bis die Vopos sie wegknüppelten. Der Westen versprühte mit Pop und Rock seinen Charme im Osten. Auch da...

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