Claudia Roth zur Özil-Debatte: "Das ist Rassismus!"

Claudia Roth redete in einem Interview unter anderem dem DFB ins Gewissen. (Bild: Getty Images)
Claudia Roth redete in einem Interview unter anderem dem DFB ins Gewissen. (Bild: Getty Images)

Die Özil-Debatte hat nach dem Rücktritt des Fußballers aus der Nationalmannschaft einen neuen Höhepunkt erreicht. Nun schaltet sich Grünen-Politikerin Claudia Roth im Deutschlandfunk in die verfahrene Diskussion ein – und attackiert ein ganz bestimmtes Medium.

Mit scharfen Worten hat sich Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth in die Debatte um Mesut Özil eingebracht. Ja, Özil habe mit dem Foto, auf dem er neben dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan posiert, einen Fehler begangen, so die Politikerin, doch die Kritik daran sei unverhältnismäßig: „Schauen Sie sich an, was los ist, was die ‚Bild‘-Zeitung seit Wochen gegen Özil gefahren hat“, sagte Roth im Gespräch mit dem Deutschlandfunk.

Auch die AfD kritisierte Roth scharf. Die Partei spreche immer wieder von „sogenannten deutschen Spielern“, spreche nicht von der „Nationalmannschaft“, sondern schlicht von der „Mannschaft“, wenn es um die DFB-Elf gehe. Bezüglich der „Bild“-Zeitung fügte Roth noch hinzu: „Ich will nicht in einem Land leben, in dem eine Zeitung morgens erklärt, wer dazugehört und wer nicht.“

Mesut Özil kritisierte den DFB öffentlich wegen fehlenden Rückhalts. (Bild: AP Photo)
Mesut Özil kritisierte den DFB öffentlich wegen fehlenden Rückhalts. (Bild: AP Photo)

Kritiker werfen Özil vor, sich in seinem Rücktrittsschreiben, das er in den sozialen Medien veröffentlichte, nicht reumütig genug gezeigt zu haben. Statt das Treffen mit Erdoğan als Fehler einzugestehen, habe Özil zu einem Rundumschlag angesetzt. In der Tat prangerte der Fußballer in seiner Erklärung unter anderem – den seiner Meinung nach weitverbreiteten – Rassismus in der deutschen Gesellschaft an.

Dieser Sichtweise kann Roth etwas abgewinnen: „Das ist doch Rassismus. Wenn ein Boateng nicht der gute Nachbar sein soll von einem Herrn Gauland, wenn muslimische Mädchen in unserem Land, wenn sie ein Kopftuch tragen, angespuckt werden, wenn eine Staatsministerin nach Anatolien entsorgt werden soll oder als Musterbeispiel misslungener Integration bezeichnet wird, dann haben wir ein massives Problem in unserem Land und das müssen wir angehen, dem müssen wir uns stellen.“

Roth sieht für das Eskalieren der Debatte auch eine Mitschuld beim Deutschen Fußball-Bund: „Ich glaube, dass der DFB eine denkbar grobe und unglückliche Rolle gespielt hat.“ Sie wünsche sich, dass der DFB in Zukunft aufhöre, zu behaupten, Fußball habe nichts mit Politik zu tun. „Wir sind eine multikulturelle, auch multireligiöse Gesellschaft, und da kann ein Spieler auch Muslim sein und da kann er, egal woher er kommt, ein sehr guter deutscher Nationalspieler sein.“