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Claus Kleber verteidigt Berichterstattung zum Amoklauf von München

Erst der Türkei-Putsch, jetzt der Amoklauf von München: Die Öffentlich-Rechtlichen mussten sich in der vergangenen Woche viel Kritik für ihre verspätete Berichterstattung gefallen lassen. Schon während des Putsches gegen Erdogan wurde im Netz bemängelt, die Sender hätten zu langsam reagiert. An diesem Freitag nun das gleiche Spiel: Während die Privaten längst mitten im Geschehen waren, zeigten ARD und ZDF “Tatort”-Wiederholungen oder Konzerte. Im Netz war die Empörung groß.

ZDF-Nachrichtensprecher Claus Kleber hat sich jetzt in einem Gastbeitrag für die “Süddeutsche Zeitung” zu den Vorwürfen geäußert. Sein Statement hat er noch vor dem Amoklauf von München verfasst – heute scheint es jedoch umso passender.

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“Die Zeitläufe sind leider so, dass öffentlich-rechtliche Sender mittlerweile fast im Monatsrhythmus an den Pranger gestellt werden, wenn sie nicht ohne Zögern und ohne Zeitbegrenzung ‘drauf gehen’”, stellt der 60-Jährige fest. Dass die öffentlich-rechtlichen Sender bei Ereignissen wie dem Putsch gegen Erdogan oder dem Amoklauf von München nicht sofort live seien, habe keineswegs damit zu tun, dass die Verantwortlichen den Ernst der Lage zu spät erkennen. “Jeder weiß, dass er jetzt gebraucht wird. Kollegen und Kolleginnen rufen von außerhalb an oder kommen gleich ins Haus, weil jede weitere Hand wertvoll ist”, erklärt Claus Kleber. Umso schmerzhafter sei die Kritik.

Die Geschwindigkeit der Berichterstattung sei zudem kein Kriterium für Qualität. Bei ARD und ZDF stelle man sich einige Grundsatzfragen, bevor man live gehe. “Wie wichtig ist das Ereignis überhaupt? Was wissen wir sicher? Was habt ihr an Programm zu bieten? Besorgen wir so nicht das Geschäft der Terroristen? Wäre es nicht besser, wenn ihr euch erst mal sortiert und was mit Hand und Fuß liefert?”

Es sei niemandem geholfen, wenn sich die Öffentlich-Rechtlichen auf ein Rennen mit Kurznachrichtendiensten wie Twitter einließen, auf denen eine Menge Falschmeldungen kursierten, meint Claus Kleber – wie zuletzt rund um den Amoklauf von München. Was ARD und ZDF liefern sei “Für zig Millionen Menschen die gut überlegte Balance zwischen nah dran/sofort und dem Bild im großen Rahmen, das nur mit Abstand, Professionalität und kühlem Verstand zu schaffen ist.”

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