CNN: Flugzeug laut US-Geheimdienst wohl von Separatisten abgeschossen

Trümmer am Absturzort. (Foto: Zurab Dzhavakhadze)
Trümmer am Absturzort. (Foto: Zurab Dzhavakhadze)

Prorussische Separatisten in der Ostukraine haben nach Erkenntnissen des US-Geheimdienstes sehr wahrscheinlich den malaysischen Passagierjet mit 298 Menschen an Bord abgeschossen. Angesichts dieser Eskalation des Ukraine-Konflikts wollte der UN-Sicherheitsrat noch am Freitag zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) berief ein Dringlichkeitstreffen ein. Der britische Premier David Cameron beriet mit seinem Sicherheitskabinett die Lage.

Alle 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder der Malaysia-Airlines-Boeing waren am Donnerstag ums Leben gekommen. An Bord waren unter anderen 189 Niederländer und 4 Deutsche. Alle betroffenen Länder fordern eine umfassende Untersuchung der Tragödie.

Der Fernsehsender CNN berief sich auf einen Mitarbeiter der US-Geheimdienste. Nach diesen Informationen zeigt die Auswertung von Satelliten-Aufnahmen, dass eine Boden-Luft-Rakete abgefeuert wurde. Auch US-Vizepräsident Joe Biden sprach von einem Abschuss: «Offenbar wurde es (das Flugzeug) abgeschossen. Abgeschossen. Kein Unfall. Vom Himmel geholt.»

Nach Angaben der prowestlichen Führung der Ukraine haben die Separatisten keine Raketenflugabwehrsysteme vom Typ «Buk» für den Abschuss von Flugzeugen in ihrem Besitz. Das in den 80er-Jahren von der sowjetischen Rüstungsindustrie entwickelte Lenkwaffen-System «Buk» kann Ziele in Höhen bis zu 25 000 Metern treffen. Aus Sicht der Ukraine führt die Spur deshalb nach Russland.

Westliche Radar- und Satellitensysteme dürften nach Expertenansicht recht genau feststellen können, von wo aus in der Region eine Boden-Luft-Rakete abgefeuert worden war.

Die Boeing 777-200 der Malaysia Airlines kann nach Ansicht von US-Experten nur von einer hoch komplexen Waffe getroffen worden sein. Wie die Zeitung «Wall Street Journal» am Freitag schrieb, reichten tragbare Raketen, die von der Schulter abgefeuert werden, nicht aus, ein Verkehrsflugzeug in 10 000 Metern Höhe zu treffen.

Angesichts der Tragödie rief Russlands Präsident Wladimir Putin die Konfliktparteien in der Ukraine zu einem Ende der Kampfhandlungen auf. Sie sollten «so schnell wie möglich direkte Kontakte aufnehmen», sagte Putin bei einem Treffen mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kirill. Zuvor hatte er der Ukraine indirekt die Schuld am Absturz zugewiesen.

Malaysias Ministerpräsident Najib Razak forderte eine lückenlose Aufklärung. Sollte es sich um einen Abschuss gehandelt haben, müssten die Verantwortlichen bestraft werden, verlangte er in Kuala Lumpur.

Nach jüngsten Angaben aus Malaysia kamen neben Niederländern und Deutschen auch 44 Malaysier, 27 Australier, 12 Indonesier, 9 Briten, 4 Belgier, 3 Philippiner, 1 Kanadier und 1 Neuseeländer ums Leben. Noch sei nicht bei allen Getöteten die Nationalität festgestellt worden, teilte die Fluglinie mit. Rettungskräfte bargen bis Freitag 181 Opfer, wie das Außenministerium in Kiew mitteilte.

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