Werbung

Codary-Gründerin Antonia Schein: „Lebensmittel-Lieferdienste sind überbewertet“

Antonia Schein hat Codary Anfang 2020 ins Leben gerufen.
Antonia Schein hat Codary Anfang 2020 ins Leben gerufen.

Antonia Schein (27) selbst ist keine Informatikerin, sondern studierte BWL. Für ihr Studium hätte sie sich gewünscht, schon früher die technischen Kenntnisse zu besitzen, um etwa Daten per Code analysieren zu können. Mit ihrem Unternehmen Codary möchte Schein das ändern und bietet Programmierkurse als Videochat schon für Siebenjährige an. Auf rund 1.000 zahlende Kunden verweist das Berliner Unternehmen inzwischen. Auch Investoren unterstützen den Service: Rund eine halbe Million Euro kamen im Rahmen einer Seed-Runde im August zusammen.

Gründerszene wollte von Antonia Schein wissen, was ihre Highlights im Jahr 2021 waren.

Antonia, was hast du in diesem Jahr neu über dich gelernt?

Ich habe herausgefunden, dass ich entgegen meines Glaubens eigentlich sehr gerne Fahrrad fahre. Die Unlust lag wohl zuallererst am Zustand meines alten, verrosteten Drahtesels.

Stichwort Mental Health: Wie hältst du dich psychisch fit?

Eine Balance aus Sport gepaart mit Zeit für mich selbst, für Reflexion und für Freunde und Familie. Sport ist so wichtig, um Abstand vom Arbeitsalltag zu gewinnen. Wenn es zeitlich schwierig wird, Sport zu priorisieren, integriere ich mehr Bewegung in meinen Alltag. Mit dem Fahrrad ins Büro oder Treppen anstatt Fahrstuhl ist schonmal ein guter Anfang.

Die Homeoffice-Regelungen änderten sich in diesem Jahr mehrfach. Wie habt ihr die Änderungen gehandhabt?

Als junges Startup für digitale Bildung sind wir naturgemäß agil und digital unterwegs. Für uns ist Arbeit primär Aktivität und kein Ort. Wir nutzen gängige Tools, die remotes Arbeiten auch immer spontan ermöglichen – darunter Microsoft Teams für die tägliche Kommunikation und Clickup für Projekt- und Aufgabenmanagement. So haben wir trotz physischer Distanz immer maximale Effizienz sichergestellt und können auch künftig auf neue Office-Regelungen reibungslos reagieren.

Wie würdest Du die Entwicklung der Startup-Szene im vergangenen Jahr beschreiben?

Man sieht ganz klar, dass Krisen auch immer Katalysator für Innovationen sind. Digitale Geschäftsmodelle haben einen ganz anderen Stellenwert bekommen, wurden durch die Pandemie deutlich stärker in den Vordergrund gerückt. Darüber freuen wir uns natürlich sehr. Homeschooling hat zudem gezeigt, dass digitale Bildungsangebote wie unseres als Ergänzung zum Präsenz-Unterricht wichtiger denn je sind. Zudem hat die Krise, zumindest in der Startup-Welt, zusammengeschweißt. Wir haben deutlich mehr Gemeinsinn statt Egoismus wahrgenommen.

Was hast du in diesem Jahr besonders vermisst?

Positive Nachrichten. Jeden Morgen öffne ich meine News-App und erwarte gar nichts anderes mehr als schlechte Nachrichten über Corona, das zehrt doch an allen Kräften. Dabei sind 2021 auch viele positive Dinge passiert, die viel mehr Aufmerksamkeit verdient haben.

Hast du ein Hobby neu für dich entdeckt?

Ich habe mir ein altes Motorrad gekauft, welches ich im Winter restauriere. Der Führerschein dazu kommt aber erst im neuen Jahr.

Wen hättest du dieses Jahr gern mal zum Lunch getroffen?

Kristina Lunz, Gründerin des Centre for Feminist Foreign Policy, würde ich unglaublich gerne mal treffen. Ich finde es beeindruckend, wie sie sich mit ihrer Arbeit für Frauen global stark macht und dabei nicht den Mut verliert.

Wofür hast du dieses Jahr das meiste Geld ausgegeben?

Definitiv für Berliner Restaurants. Die haben es nach diesem langen Lockdown auch verdient.

Welche Startup-News hättest du dieses Jahr gern gelesen?

„Female Founders Monitor 2020: Startups von Frauen und Männern bei Investoren erstmals gleichauf“ - Das wär' mal was!

Welchen Trend fandest du 2021 überbewertet?

Nach wie vor finde ich Lebensmittel-Lieferdienste überbewertet – sowohl auf der Ebene der gesellschaftlichen Relevanz als auch auf der finanziellen. Social Impact Startups, die gesellschaftliche Probleme lösen, sollten mindestens genauso viel Geld einsammeln können – in der Realität sieht leider das anders aus.