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Comans Seuche - wie lange geht das noch gut?

Kingsley Coman hielt sich seine rechte Hand vor den Mund und verharrte in Schockstarre.

"Ich glaube, er dachte im ersten Moment auf jeden Fall, dass etwas kaputt ist", sagte Joshua Kimmich.

Als einer der ersten Bayern-Spieler war Kimmich bei Coman und spendete Trost. "Ich habe mich erschrocken, weil ich dann in seine Augen geguckt habe." Und Coman habe nur den Kopf geschüttelt.

Coman-Verletzung weckt schlimme Erinnerungen

Aufgrund der prall gefüllten Krankenakte des Franzosen, lief auch in Kimmichs Kopf gleich ein entsprechender Film ab. "Es hat mich ein bisschen daran erinnert, als er damals gegen Hoffenheim gefoult wurde und dann da am Boden lag. Damals ist er auch sehr lange ausgefallen und hat die WM auch deswegen verpasst. Daher hoffe ich, dass es diesmal nicht ganz so schlimm sein wird."

Das Daumendrücken der Kollegen half. Coman hatte noch Glück im Unglück als er im Spiel gegen Tottenham Hotspur (3:1) mit dem linken Fuß im Rasen hängen blieb und sich dabei das Knie verdrehte.

Bayern geben Entwarnung

Die Diagnose lautete: Kapseleinriss im linken Knie, sowie eine Zerrung der Bizepssehne und eine Stauchung des Kniegelenks. Das Knie wird für einige Zeit mit einer Schiene ruhiggestellt.

Dabei hatte der Abend für den Flügelstürmer so gut begonnen. Mit seinem ersten Pflichtspieltreffer seit fast drei Monaten beendete Coman seine persönliche Durststrecke. Nun ist der 23-Jährige vorerst wieder zum Zuschauen verdammt. Nach SPORT1-Informationen ist die Hinrunde für ihn beendet, im Wintertrainingslager in Doha soll er ab dem 4. Januar wieder einsteigen.

"Das ist ein großer Schatten, der über dem Spiel liegt", sagte Bayern-Trainer Hansi Flick vor der Bekanntgabe der Diagnose.

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Am Tag vor der Partie hatte er seinem Schützling wegen dessen Ladehemmung noch den Rücken gestärkt. "Er ist ein sehr feinfühliger Spieler, der enorm viel Selbstvertrauen braucht."

Comans Gedanken ans Karriereende

Die vielen Verletzungen, vor allem die Operationen nach zwei Syndesmoserissen im linken Sprunggelenk im vergangenen Jahr, haben Coman bereits ins Grübeln gebracht.

Er "konnte jeweils acht Wochen lang überhaupt nichts machen", sagte Coman kürzlich in einem Interview mit dem Bayern-Magazin 51. "Wenn man so viel Zeit hat nachzudenken, verändert einen das."

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In einem TV-Interview vor einem Jahr sprach er sogar von einem vorzeitigen Karriereende, sollte ihm die gleiche Verletzung erneut passieren: "Ich hatte mich gerade zurückgekämpft und gesagt, dass ich mich nicht ein drittes Mal operieren lassen würde."

Auch wegen Comans Verletzungsanfälligkeit sucht Bayern weiterhin nach Top-Verstärkungen für die Außenbahn, bemühte sich im Sommer bereits intensiv um Leroy Sané, ehe sich dieser ebenfalls schwer am rechten Kreuzband verletzte. Sané ist aber weiterhin ein Wunschtransfer der Münchner.

Bleibt die Frage: Coman und sein Verletzungspech - wie lange geht das noch gut?

Erinnerungen an Robben

Die lange Krankenakte erinnert unweigerlich an Arjen Robben. Der frühere Flügelflitzer hatte zu Beginn seiner Bayern-Zeit regelmäßig mit Verletzungen zu kämpfen, die ihn immer wieder zurückwarfen und ihm den Ruf eines "Glasknochenmannes" einbrachte.

"Es gab eine winzige Periode, wo ich mich gefragt habe, wie das Leben ohne Fußball wäre", berichtete Robben in einem Bild-Interview 2014 über Gedanken an ein vorzeitiges Karriereende. "Mein Körper hat mich genervt. Aber ich war nie ernsthaft davor, wirklich hinzuschmeißen. Dazu habe ich den Fußball zu sehr geliebt und liebe ihn noch."

Robben passte sein Training entsprechend an, hörte noch genauer auf seinen Körper und konnte so das Verletzungsrisiko eindämmen.

Zuspruch für Coman

Coman bezeichnete Robben zusammen mit Franck Ribéry kürzlich als seine Vorbilder. "Franck und Arjen waren über ein Jahrzehnt hier, sie haben große Karrieren hingelegt. Dazu gehört mehr, als nur immer top zu spielen, was schwer genug ist", sagte Coman.

Nach seiner letzten schweren Verletzung habe er das Vertrauen des Klubs gespürt und sich als wichtiger Teil der Mannschaft gefühlt.

Auch jetzt kann er sich nach dem erneuten Rückschlag der Unterstützung des Vereins sicher sein. Der seiner Mitspieler sowieso. "Gute Besserung, King", twitterte etwa Jérôme Boateng.

Es bleibt zu hoffen, dass Coman nach seinem Comeback dann auch mal über einen längeren Zeitraum fit bleibt.