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Corona-Eindämmung durch Handytracking: Was das bedeutet

Südkorea ist es gelungen, die Ausbreitung des Coronavirus stark einzudämmen - und das, ohne das öffentliche Leben zum Stillstand zu bringen, wie es in vielen europäischen Ländern der Fall ist. Neben den weitreichenden Tests wird das auch dem Tracking von Handydaten zugeschrieben. Auch in Deutschland wird nun an solchen Lösungen gearbeitet. Wie können die aussehen?

a woman with a face mask that uses a cellphone
a woman with a face mask that uses a cellphone

Nicht nur in Südkorea, auch in anderen asiatischen Ländern wie Singapur half das Handytracking dabei, das Coronavirus an der Verbreitung zu hindern. Wurde ein Patient positiv getestet, konnten seine jüngsten Bewegungen eines Patienten zurückverfolgt und weitere potenziell Infizierte ausfindig gemacht werden. Die konnten sich dann ebenfalls in Isolation begeben.

Trotz teils unterschiedlicher Auffassungen vom Thema Datenschutz will sich nun auch Deutschland ein Vorbild an solchen Ländern nehmen und arbeitet an einer Lösung, die sich mit den hiesigen Bestimmungen vereinbaren ließen.

Zwei Methoden für das Tracking

An die Ortungsdaten eines Mobiltelefons kommt man über zwei Wege. Zum einen ginge dies über die sogenannte Funkzellenabfrage. Die Funkzelle ist das Gebiet rund um einen Mobilfunksendemast. Haben zwei Handys also gleichzeitig dieselbe Funkzelle genutzt, würden diese Informationen von den Mobilfunkbetreibern erfasst und könnten dort abgefragt werden.

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Alternativ könnte man die Standorte der Smartphones über GPS oder Bluetooth nachverfolgen. Beides setzt jedoch voraus, dass die Handy-Besitzer dieser Ortung freiwillig zustimmen. Diese Form des Tracking würde demnach voraussetzen, dass eine spezielle App installiert würde.

Die Funkzellen-Methode hatte beispielsweise Gesundheitsminister Jens Spahn ins Spiel gebracht. Doch die Kritik folgte auf dem Fuß, sowohl aus Politik als auch von Datenschützern. Zu groß seien die Funkzellen und die Ergebnisse damit zu ungenau. “Widersprochen haben wir der Nutzung von Standortdaten der Mobilfunkbetreiber, weil diese zu ungenau sind (Panik statt Nutzen) und tatsächlich Bewegungsprofile der Bürgerinnen zulassen, auch der 99 Prozent Nicht-Betroffenen”, schrieb der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber auf Twitter.

So macht es Südkorea

Südkorea setzte beim Tracken der Smartphones im Gegensatz zu manch anderen asiatischen Ländern wie China, Taiwan, Hongkong und Singapur auf Freiwilligkeit und bot eine App an, die nachvollziehen lässt, wo die Personen sich aufgehalten haben. Auch wird der User gewarnt, wenn eine infizierte Person sich in Nähe aufhält, und das unmittelbarer, als es bei der Funkzellenabfrage möglich wäre.

Allerdings wertete Südkorea zudem Informationen von Überwachungskameras und Kreditkartendaten aus - ein Eingriff in die Privatsphäre, der hierzulande weniger denkbar wäre.

Entscheidend ist das anonymisierte Speichern

Entscheidend ist bei einem App-System, dass ausreichend Menschen hierbei mitmachen. Datenschützer ermahnen, dass die erfassten Daten unbedingt anonymisiert behandelt werden müssten. Bluetooth würde zudem Hackern Tür und Tor öffnen, was Sicherheitsvorkehrungen unabdingbar macht.

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Lothar Wieler, Direktor des Robert Koch-Instituts (RKI), bestätigte im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", wie hilfreich effektives Tracking sein könne: “Es beschleunigt die Eindämmung des Virus, wenn Kontaktpersonen wissen, dass sie Kontakt hatten.” Von der Telekom bekam das RKI bereits einen Satz anonymisierter Daten zur Verfügung gestellt, der genutzt werden konnte, um Infektionswege nachzuvollziehen.

Diverse Experten arbeiten derzeit an einer App, die Daten auch zur Eindämmung der Verbreitung nutzbar machen sollen. Dem “Tagesspiegel” zufolge soll in den kommenden Tagen ein Konzept vorgestellt werden.

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