Werbung

Corona: Wie groß ist das Risiko einer Schmierinfektion?

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung können Schmierinfektionen über Oberflächen nicht ausgeschlossen werden, die kurz zuvor mit Viren kontaminiert wurden. Daher ist regelmäßige Handhygiene wichtig.
Laut Bundesinstitut für Risikobewertung können Schmierinfektionen über Oberflächen nicht ausgeschlossen werden, die kurz zuvor mit Viren kontaminiert wurden. Daher ist regelmäßige Handhygiene wichtig.

Viele Menschen sorgen sich: Kann ich mich beim Berühren von kontaminierten Oberflächen mit Corona infizieren? Und wie groß ist die Gefahr, dass das Virus über die Augen in den Körper eindringt? Zu welcher Einschätzung Experten kommen.

Berlin (dpa) - Auf glatten Oberflächen wie von Handydisplays und Bankautomaten kann das Coronavirus unter bestimmten Laborbedingungen bis zu 28 Tage überleben. Das schreibt zumindest die australische Wissenschaftsbehörde Csiro im Fachblatt «Virology Journal».

Das Experiment wurde im Dunkeln durchgeführt, da direktes Sonnenlicht Studien zufolge das Virus schnell abtöten könne. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt an, ihm seien keine Corona-Infektionen über Oberflächen wie zum Beispiels Kartenterminals und Smartphones bekannt.

«Bei 20 Grad Celsius, also etwa Raumtemperatur, fanden wir heraus, dass das Virus extrem robust ist und 28 Tage lang auf glatten Oberflächen wie Glas von Handybildschirmen und Kunststoff-Geldscheinen überlebt», sagte Debbie Eagles, stellvertretende Direktorin des australischen Zentrums für Seuchenvorsorge, das die Forschungsarbeiten durchführte.

Bei früheren Studien habe das Coronavirus nur bis zu drei Tage lang auf Kunststoff- und Edelstahloberflächen nachgewiesen werden können. Ähnliche Experimente für Influenza A hätten ergeben, dass dieses Virus 17 Tage lang auf Oberflächen überlebt habe.

Schmierinfektionen über Oberflächen nicht auszuschließen

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt es allerdings bislang keine Fälle, bei denen nachgewiesen wurde, dass das Coronavirus durch Kontakt zu kontaminierten Gegenständen und Oberflächen auf Menschen übertragen wurde und es zu Infektionen kam. Allerdings können den Angaben zufolge Schmierinfektionen über Oberflächen nicht ausgeschlossen werden, die kurz zuvor mit Viren kontaminiert wurden.

Der australischen Studie zufolge überlebte das Virus auf glatten Oberflächen wie Glas, Edelstahl und Vinyl im Vergleich zu zusammengesetzten, porenreichen Oberflächen wie Baumwolle länger. Ein wichtiger Befund sei die Lebensdauer des Virus auf Glas. Denn Bankautomaten, Selbstbedienungskassen in Supermärkten und Check-in-Automaten an Flughäfen hätten Flächen, die häufig berührt und möglicherweise nicht regelmäßig gereinigt würden. Daher gelte die Regel weiter: Häufig Hände waschen und reinigen von Oberflächen.

Geringes Risiko für Corona-Infektion über Augen

Eine Corona-Infektion über die Augen ist nach Medizinerangaben unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Reibe man sich beispielsweise die Augen mit Corona-kontaminierten Händen, «wäre eine Übertragung auf die Nasenschleimhaut oder die Atemwege denkbar, sagte Clemens Lange vom Universitätsklinikum Freiburg auf dem Jahreskongress der Deutschen Ophthalmologische Gesellschaft (DOG).

Es gibt im Kopf Verbindungen zwischen den Augen und der Nase wie etwa Tränenwege. Bei derzeitiger Studienlage «weist jedoch nichts darauf hin, dass wir die Augen als bedeutsame Eintritts- oder Austrittspforte des Virus betrachten müssen», stellte Lange fest. Auf dem DOG-Kongress vom 9. bis 11. Oktober diskutierten die Teilnehmer in diesem Jahr online über diverse Aspekte der Augenmedizin.

Einige Studien postulieren Lange zufolge, dass eine Ansteckung über die Bindehaut möglich ist. Es sei jedoch noch nicht eindeutig geklärt, ob die Zellen der Augenoberfläche genügend Eintrittspforten hätten. In keiner der Proben von 46 untersuchten Menschen seien relevante Mengen der für Corona wichtigen Rezeptoren ACE-2 oder TMPRSS2 in der Bindehaut festgestellt worden, sagte Lange, der an dieser Studie beteiligt war. Andere Forscher hatten in der Augenhornhaut Hinweise auf diese Rezeptoren gefunden, allerdings eine tatsächliche Corona-Übertragung darüber nicht geprüft.