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Corona-Kuriositäten: Ellbogenchecks, Klopapier-Hamster und Autokinos

2020 war geprägt von den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Das brachte allerhand an Kuriositäten. Ein Überblick von absurden, witzigen und kreativen Dingen, die uns Corona beschert hat.

Zeitgemäße Streetart in Berlin: Toilettenpapier wird zum angesagtesten Item 2020. (Bild: Maja Hitij/Getty Images)
Zeitgemäße Streetart in Berlin: Toilettenpapier wird zum angesagtesten Item 2020. (Bild: Maja Hitij/Getty Images)

Auf die verschiedenen Verschwörungstheorien von Q-Anon bis Bill Gates soll hier nicht weiter eingegangen werden. Obwohl die skurrilen “Aufdeckungsvideos“ und deren Protagonisten in Deutschland von Xavier Naidoo bis zu Attila Hildmann sicherlich zu den seltsamsten Dingen dieses an Kuriositäten reichen Jahres gehörten. Doch das Bizarrste war vielleicht der Run auf Klopapier und Pasta. Der Begriff des “Klopapier-Hamstern” hätte es verdient, zum “Unwort des Jahres“ gewählt zu werden. Und ließ gleichzeitig tiefe Einblicke in die deutsche Seele zu. Fassungslos stand mancher Kunde vor leergefegten Supermarktregalen. Viele Supermärkte mussten gar Kaufbeschränkungen einführen und mitunter sorgte die Klopapier-Knappheit sogar für handfeste Auseinandersetzungen.

Und die Mengen an Pasta, Mehl und Hefe, die ebenfalls gehamstert wurden, ließen nicht nur Rückschlüsse auf die tiefsitzende Ellbogen-Mentalität vieler Menschen zu. Sie deuteten auch auf einen weiteren kuriosen Trend hin. Denn plötzlich begannen die Menschen wieder, Brot zu backen. Sauerteig-Rezepte wurden ausgetauscht, die sozialen Medien überschwemmt mit stolz präsentierten Laiben statt wie gewöhnlich Leibern.

Dino-Kostüme und Zoom-Cocktails

Auch wenn das Thema Lockdown und Ausgangssperren uns bis zum Ende des Jahres stets begleitete und durchaus ernst zu nehmende Konsequenzen für viele Menschen hatte, gehörten doch die kreativen Umgehungsversuche mit zu den humorvollen Augenblicken des Jahres. Ob dieser Spanier, der hoffte im T-Rex-Kostüm unerkannt die strenge Ausgangssperre umgehen zu können, oder diverse Versuche, Stofftiere als Haustier auszugeben und so den – erlaubten – Hundespaziergang durchzuführen: Die Menschen versuchten mit allen Mitteln, ein Stückchen persönliche Freiheit zu behaupten.

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Und das Internet wurde noch wichtiger als bisher ohnehin schon. Alle Streaming-Anbieter dürften am Ende dieses Jahres sicherlich Rekorde vermelden. Aber neben den üblichen Serien-Highlights wurde das Internet plötzlich zum Büro, zum Familientreffen und zur Schule. Und natürlich zur virtuellen Bar. Aus der Happy Hour wurde die Zoom Cocktail Hour. Und tatsächlich war das gemeinsame Trinken online ein kleiner Trost für all die verpassten Kneipen-Abende. Aber eben nur ein kleiner.

Bleichmittel und Mikrowellen

Vom Gurgeln mit Mundspülungen, das gerade wieder als effektive Möglichkeit gehandelt wird, die Virenausbreitung im Rachen zu reduzieren, bis hin zum höchst gefährlichen, aber vom Trump persönlich empfohlenen Schlucken von Bleichmitteln. In der Hoffnung auf ein einfaches, schnelles Wirkmittel waren manche Menschen bereit, alles in Kauf zu nehmen. Manche wuschen jeden Einkauf zuhause akribisch im Waschbecken, andere steckten sogar die Post in die Mikrowelle, um sie von möglichen Viren zu befreien.

Merkwürdige Begrüßungs-Rituale

Dabei blieb das wirksamste Mittel gegen das Coronavirus: Kontakte minimieren, Hygieneregeln und Abstand einhalten und Masken tragen. Das sorgte nicht nur für ein buntes Sammelsurium an absurden Masken-Entwürfen. Es brachte uns auch eine völlig neue Begrüßungs-Kultur. Plötzlich galt Händeschütteln nicht nur als unhygienisch, sondern als echte Gefahrenquelle. Auch beim stattdessen eingesetzten Fist-Bump wird immerhin noch ein Zehntel der Bakterien ausgetauscht.

Selbst bei Hochzeiten wie bei dieser hier in Hanau kamen die seltsamen neuen Begrüßungsrituale zur Anwendung. (Bild: REUTERS/Kai Pfaffenbach)
Selbst bei Hochzeiten wie bei dieser hier in Hanau kamen die seltsamen neuen Begrüßungsrituale zur Anwendung. (Bild: REUTERS/Kai Pfaffenbach)

Also entstanden plötzlich neue Rituale. Menschen streckten sich die Ellbogen entgegen, sie schlugen die Hacken aneinander oder gaben sich angedeutete Distanz-Umarmungen. Innerhalb von nur wenigen Monaten kamen einem Filmszenen, in denen Menschen sich umarmen, plötzlich irgendwie anrüchig vor. Ob das Händeschütteln noch einmal wie gewohnt zurückkehren wird, ist eher fraglich. Eine Studie der Universität Trier zeigte jüngst, dass 57 Prozent der Befragten auch nach Corona auf Händeschütteln und Wangenküsschen komplett verzichten werden.

Balkon-Tennis und ein gelangweilter Sportreporter

Im Lockdown kamen die Menschen auf allerlei Kreatives, um soziale Kontakte zu erhalten. Das begann mit dem berührenden Singen und Musizieren von Balkon zu Balkon, das sich die Italiener ausdachten, als die Pandemie dort am furchtbarsten wütete. Zur Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkrieges stimmten sie in vielen Städten das Partisanen-Lied “Bella Ciao” an.

Nachbarn machten Sport auf ihren Balkonen miteinander, sie spielten Bingo quer über den Hof oder Tennis von Fenster zu Fenster. Der Sportreporter Robby Hunke sorgte mit seinen aus der Langeweile geborenen Live-Kommentaren zum Geschehen auf den Corona-verwaisten Straßen für virale Unterhaltung.

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Um ihre Liebsten zu sehen, ließen sich Menschen alles Mögliche einfallen. Sie erfanden Sicherheitsvorhänge aus Plastik, um sich zu umarmen. Oder sie ließen sich auf Hebebühnen zum Altersheim fahren, um ihre Angehörigen dort zu besuchen. An Geburtstagen flanierten sie auf der Straße oder schrieben Botschaften vor Haustüren.

Das Comeback des Autokinos

Eine der Dinge, auf die Menschen überall auf der Welt nahezu das gesamte Jahr verzichten mussten, waren Live-Events. Ob Sport, Konzerte, Theater oder Festivals: Kaum eine geplante Veranstaltung konnte nach Februar wie geplant stattfinden. Das brachte nicht nur eine ganze Branche in eine tiefe Existenzkrise, deren wahre Auswirkungen man wohl erst mit Verzögerung erfassen wird. Es sorgte auch für großen Erfindungsreichtum. Von Livestream-Konzerten über TikTok-Festivals und Auftritten vor Fans in aufblasbaren Bällen gab es kaum etwas, was Künstler nicht ausprobierten, um zu performen.

Sido live, irgendwie jedenfalls. Der Autokino-Auftritt des Rappers in Düsseldorf. (Bild: Andreas Rentz/Getty Images)
Sido live, irgendwie jedenfalls. Der Autokino-Auftritt des Rappers in Düsseldorf. (Bild: Andreas Rentz/Getty Images)

Vielleicht das erstaunlichste Comeback gab dabei das Autokino. Nicht nur in seiner klassischen Form zur Filmvorführung, sondern auch bei Live-Konzerten konnten Zuschauer aus der Sicherheit des eigenen Wagens so kulturelle Events besuchen. Ob Techno-Party oder Sido-Konzert, Autokinos erlebten im Sommer ein kurzes eigentlich völlig unzeitgemäßes Comeback. Selbst der neu gewählte US-Präsident Joe Biden gab seine Siegesrede vor einem Parkplatz voller besetzter Autos.

Spaziergänge und ein hundertjähriger Ritter

Es gab natürlich auch schöne kuriose Dinge. Dass Spaziergänge plötzlich wieder en vogue waren zum Beispiel. Oder dass Wissenschafts-Podcasts plötzlich eine derartige Aufmerksamkeit genossen. Vielleicht auch, dass manches, was vorher Normalität für viele war wie Fernreisen und Bewegungsfreiheit, wieder ein Stück mehr wertgeschätzt wurde, als es plötzlich eingeschränkt wurde. Bei allen eigenen Sorgen und durchscheinender Ego-Mentalität gab es doch auch unzählige Menschen, die sich solidarisch zeigten. Ob bei der Einrichtung von Suppenküchen in verwaisten St. Pauli Kneipen oder beim Gutscheine-Kauf beim Laden an der Ecke.

Stellvertretend für alle, die sich in der Corona-Zeit für Schwächere einsetzten, wurde Tom Moore von Queen Elizabeth zum Ritter geschlagen. (Bild: Chris Jackson/Pool via REUTERS)
Stellvertretend für alle, die sich in der Corona-Zeit für Schwächere einsetzten, wurde Tom Moore von Queen Elizabeth zum Ritter geschlagen. (Bild: Chris Jackson/Pool via REUTERS)

Ob die Menschen, die anboten für ältere Nachbarn einzukaufen oder die, die in ihrer Freizeit Nachhilfe anboten. Und natürlich Sir Tom Moore, der als fast Hundertjähriger einhundert Runden ging und damit über 20 Millionen Euro für das marode britische Gesundheitssystem sammelte. Er wurde völlig zu Recht mit Glückwunschkarten überschüttet – und zum Ritter geschlagen.

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