Corona-Zahlen im Überblick - Jetzt setzt Omikron-Ur-Enkel XEC zum Überholmanöver an
Eine Herbstwelle deutet sich an. Die neuen, hochansteckenden Coronavarianten KP.3.1.1 und XEC treiben sie an. Doch sie machen (meist) nicht schwer krank. Drei Grafiken zeigen die Lage in Deutschland.
Die Menschen in Deutschland schniefen und husten wieder mehr. Das ist typisch für diese Jahreszeit. Der Trend spiegelt sich auch in den aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu Atemwegserkrankungen wider. Er zeige sich in allen Altersgruppen und liege bereits „auf einem vergleichsweise hohen Niveau“, heißt es im Wochenbericht . Verantwortlich dafür sind hauptsächlich Schnupfenviren und Sars-CoV-2.
Trend 1: Corona-Infektionen nehmen zu
„In der Bevölkerung und im ambulanten Bereich zeigt sich ein Anstieg der Sars-CoV-2-Aktivität“, schreiben die Fachleute des RKI. „Die Zahl schwer verlaufender Atemwegsinfektionen ist stabil geblieben und liegt auf dem Niveau der Vorjahre.“
Die Zahl der an das RKI übermittelten Covid-19-Fälle sei in der 38. Meldewoche im Vergleich zur Vorwoche gestiegen. Der seit Anfang August 2024 im Abwassermonitoring beobachtete leichte Anstieg der Sars-CoV-2-Viruslast habe sich dagegen aktuell nicht fortgesetzt.
Es sei zu erwarten, dass es in den kommenden Wochen eine Welle von Erkrankungen geben werden, sagte die Virologin Sandra Ciesek der Deutschen Presse-Agentur.
Die Lage sei aber keinesfalls bedrohlich und nicht zu vergleichen mit 2020 oder 2021, sagte die Ärztin.
Trend 2: Aktuelle Varianten machen nicht schwerer krank
Es gibt immer wieder Berichte, in denen Menschen ihre Corona-Infektion als sehr heftig beschreiben. Dabei handelt es sich um Einzelfälle. „Einen Trend sehen wir nicht“, lässt das RKI auf Anfrage von FOCUS online wissen.
Generell gelte, dass eine Corona-Infektion schwer verlaufen kann, insbesondere bei älteren und vorerkrankten Personen. Im RKI-Ratgeber steht dazu:
„Ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben Personen ab etwa 60 Jahren, wobei das Risiko mit höherem Alter weiter zunimmt. Darüber hinaus sind Personen mit einer Immunsuppression (durch Erkrankung oder Medikation), aber auch mit bestimmten chronischen Vorerkrankungen, wie Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenerkrankungen, chronischen Vorerkrankungen der Atmungsorgane, Diabetes mellitus und chronischen neurologischen Erkrankungen, sowie Personen in Pflegeeinrichtungen (hohe Menschendichte mit hohem Alter bzw. prädisponierenden Vorerkrankungen) gefährdet, einen schweren Verlauf zu entwickeln.“
Im Allgemeinen jedoch machen die aktuell kursierenden Varianten des Coronavirus wie KP.3.1.1 und XEC nicht schwerer krank als ihre Vorgänger. Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Essen beruhigt auf Nachfrage von FOCUS online: „Unsere T-Zellimmunität verhindert in den allermeisten Fällen, dass es zu einer starken Erkrankung kommt.“
Es drohten keine Engpässe in den Kliniken und auf den Intensivstationen, sagte auch Virologin Ciesek. „Im Grunde ist es wie letztes Jahr, nur die Varianten und Buchstaben heißen anders.“
Momentan müssen gut 280 Corona-Infizierte auf einer Intensivstation behandelt werden (Stand 26. September 2024). Innerhalb der vergangenen Tage ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Gleichzeitig sind diese Zahlen weit entfernt von den Spitzen in den Jahren 2021 und 2022.
Trend 3: KP.3.1.1 und XEC breiten sich in Deutschland aus
In Deutschland war in der 36. Kalenderwoche die Sublinie KP.3.1.1 mit einem Anteil von 41 Prozent weiterhin vorherrschend, schreibt das RKI. Darüber hinaus wurde die neu zugewiesene rekombinante Sublinie XEC mit einem Anteil von 21 Prozent nachgewiesen.
In der Online-Übersicht zu den Sublinien in Deutschland zeigt sich für die 37. Kalenderwoche bereits, dass XEC weiter zugenommen hat: Mit 37 Prozent hat sie KP.3.1.1 (43 Prozent) anteilsmäßig beinahe eingeholt.
Die neue Variante hat weltweit bereits an Dynamik zugelegt. Dies dokumentiert der australische Datenjournalist Mike Honey in seinen Posts auf der Plattform X : „XEC ist jetzt sichtbar und beginnt zu wachsen.“ Honey beruft sich dabei auf Daten von Gisaid, einer internationalen Wissenschaftsorganisation, die Genomdaten von unter anderem Sars-CoV-2 sammelt und weltweit zur Verfügung stellt.
Laut Gisaid sei die Variante bereits in zahlreichen Ländern aufgetaucht. Besonders starkes Wachstum zeigt XEC Honey zufolge in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Dänemark.
XEC ist Ur-, Ur-, Urenkel von ursprünglicher Omikron-Variante
Doch was genau ist XEC? „XEC ist eine Rekombination aus zwei verschiedenen, wenig diskutierten Untervarianten: KS.1.1 und KP.3.3“, erklärt die Medizinerin und Spezialistin für Infektionskrankheiten Elisabeth Hudson aus Kalifornien der „Los Angeles Times“. „Das ist definitiv eine, die ich im Auge habe“, sagte sie. XEC enthält zusätzliche Mutationen am Spike-Protein, die es ihr ermöglichen, sich noch besser an menschliche Zellen zu binden.
Ob die aktuellen Impfstoffe einen Schutz gegen diese neue Variante bieten, wird sich zeigen. Aber Hudson geht davon aus, dass dies bis zu einem gewissen Maß der Fall ist, da es sich bei XEC um einen „Ur-, Ur-, Urenkel“ der ursprünglichen Omikron-Variante handele. „Ein gewisses Maß an Schutz wird also noch bestehen.“