Coronavirus: Die wichtigsten Meldungen des Tages

Das Coronavirus hat weltweit gesundheitliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen. Hier finden Sie die wichtigsten Meldungen des heutigen Tages im Überblick.

Russland hat als erster Staat weltweit einen Corona-Impfstoff zugelassen - allerdings ohne die üblichen Testreihen abzuschließen (Symbolbild: Jakub Porzycki/NurPhoto via Getty Images)
Russland hat als erster Staat weltweit einen Corona-Impfstoff zugelassen - allerdings ohne die üblichen Testreihen abzuschließen (Symbolbild: Jakub Porzycki/NurPhoto via Getty Images)

Die aktuellen Zahlen:

  • Weltweit: Über 20,1 Millionen Infizierte (Todesfälle: über 737.000; genesen: über 12,3 Millionen) - Quelle für alle Zahlen in diesem Abschnitt: Johns Hopkins University

  • Bestätigte Fälle in Deutschland: Über 218.000 (Todesfälle: über 9200; genesen: über 198.000)

  • Am schwersten betroffen sind die USA mit über 5 Millionen Infizierten (Todesfälle: über 163.000; genesen: über 1,6 Millionen)

Umstrittener Impfstoff: Kritik an Zulassung ohne finale Tests in Russland

Vor einigen Tagen hatte Russland angekündigt, demnächst den weltweit ersten Impfstoff gegen Corona zulassen zu wollen. Am Dienstag gab der russische Präsident Wladimir Putin nun genau dies bekannt. Schon bald sollen die ersten Ärzte und Lehrer geimpft werden. International stößt der Vorstoß auf Skepsis, insbesondere da die üblichen Testverfahren noch nicht abgeschlossen sind.

“Aktuell würde ich ihn nicht nehmen, ganz sicher nicht außerhalb einer klinischen Versuchsreihe”, sagte etwa Scott Gottlieb, der frühere Chef der US-Behörde für Lebensmittel und Arzneimittel-Sicherheit (FDA) im Fernsehen. Anscheinend sei das Medikament in Russland bisher nur an einigen Hundert Patienten getestet worden, so Gottlieb. “Sie sind uns sicher nicht voraus und wir würden zum jetzigen Zeitpunkt keinen Impfstoff zur breiten Verteilung freigeben.” Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat die Zulassung scharf kritisiert. “Die Zulassung eines Impfstoffs ohne die entscheidende dritte Testreihe halte ich für ein hochriskantes Experiment am Menschen”, sagte Reinhardt der “Rheinischen Post” (Mittwoch). “Es ist unverantwortlich, ganze Bevölkerungsgruppen bereits in diesem Stadium der Entwicklung zu impfen.”

Verbreitung beschleunigt: Mehr als 20 Millionen Corona-Infektionen weltweit

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Vorfeld klar: “Jeder Impfstoff muss natürlich alle Versuchsreihen und Tests durchlaufen, bevor er genehmigt und ausgeliefert wird.” Laut einer WHO-Liste vom Montag werden derzeit sechs Impfstoff-Kandidaten in einer Phase-III-Studie getestet - russische Präparate zählen nicht dazu. Die Weltgesundheitsorganisation erinnerte aber auch daran, dass Russland eine “ausgezeichnete Tradition” bei der Herstellung und Anwendung von Impfstoffen habe. Die WHO stehe in engem Kontakt mit den russischen Gesundheitsbehörden, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Es liefen Gespräche über eine mögliche “strenge Überprüfung” aller gesammelten Daten über den Wirkstoff.

Neuseeland meldet erstmals wieder Corona-Fälle: Auckland im Lockdown

In Neuseelands größter Stadt Auckland ist wegen neuer Corona-Fälle ein vorübergehender Lockdown angeordnet worden. Nach 102 Tagen ohne lokale Ansteckung in dem Pazifikstaat waren am Dienstag vier neue Fälle bei einer Familie aus der Millionenmetropole gemeldet worden. Premierministerin Jacinda Ardern sagte vor Journalisten, bislang sei unklar, wo sich die Infizierten angesteckt hätten. “Obwohl wir alle unglaublich hart gearbeitet haben, um dieses Szenario zu verhindern, haben wir es auch geplant und vorbereitet.” Ardern forderte die fünf Millionen Bewohner des Inselstaats auf, gemeinsam als Team den neuen Ausbruch einzudämmen.

In Auckland mit knapp 1,7 Millionen Einwohnern sollen nun zunächst die meisten Schulen, alle nicht unbedingt notwendigen Geschäfte sowie Cafés und Restaurants geschlossen werden. Zudem wurden die Menschen aufgefordert, zuhause zu bleiben. Menschen, die sich gerade in Auckland aufhalten, aber anderswo leben, sollten die Stadt verlassen, hieß es. Im Rest des Landes wurden Zusammenkünfte von mehr als 100 Menschen verboten. Der Lockdown soll zunächst für drei Tage - von Mittwoch bis Freitag - gelten.

Auslandsurlaub trotz Corona: Was Reisende beachten müssen

Neuseeland gilt als sehr erfolgreich im Kampf gegen Sars-CoV-2, nachdem es im März extrem strikte Maßnahmen ergriffen hatte. Im Juni hatte sich das Land coronafrei erklärt und war zu einer relativen Normalität zurückgekehrt - sogar Rugby-Spiele mit Zuschauern waren wieder erlaubt. Seit Beginn der Pandemie wurden in Neuseeland rund 1570 Fälle bestätigt, 22 Menschen starben in Verbindung mit Covid-19.

Erster Corona-Fall unter Flüchtlingen in Lager im Nordosten Syriens

Im überfüllten Flüchtlingslager Al-Hol im Nordostens Syriens ist der erste Coronavirus-Fall eines Bewohners bestätigt worden. “Eine unserer schlimmsten Befürchtungen hat sich bewahrheitet”, teilte die Hilfsorganisation Save the Children am Montagabend mit. Bereits in der vergangenen Woche hatte das UN-Nothilfebüro Ocha berichtet, drei Mitarbeiter des Gesundheitspersonals hätten sich in al-Hol mit Corona infiziert.

Nach Angaben von Save the Children leben in dem Lager rund 65.000 Menschen, unter ihnen 43.000 Minderjährige. Die Organisation befürchtet, dass es weitere Fälle geben wird. Die Folgen eines möglichen Covid-19-Ausbruchs wären ihrer Einschätzung zufolge verheerend. “Dies wird in jeder Hinsicht eine Kinderkrise sein”, sagte die Verantwortliche für Syrien, Sonia Khush. “Wir müssen schnell handeln, um sicherzustellen, dass wir den Ausbruch eindämmen und gleichzeitig die negativen Auswirkungen der Kontrollmaßnahmen auf die Kinder so gering wie möglich halten können.”

Eine Bewacherin kontrolliert im April 2019 die Papiere einer Gefangenen vor einer Klinik im Al-Hol-Camp (Bild: Reuters/Ali Hashisho)
Eine Bewacherin kontrolliert im April 2019 die Papiere einer Gefangenen vor einer Klinik im Al-Hol-Camp (Bild: Reuters/Ali Hashisho)

Hilfsorganisationen beklagen schon seit langem menschenunwürdige Zustände in Al-Hol. Das Flüchtlingscamp birgt Save the Children zufolge zahlreiche Risiken für Kinder. Es gebe zu wenig Wasser und Nahrung, viele Kinder seien krank. Ein Covid-19-Ausbruch und damit einhergehende Isolationsmaßnahmen belaste die Kinder zusätzlich. In einem Teil des Lagers werden auch Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) festgehalten. Der IS hatte im vergangenen Jahr seine letzte Hochburg in Syrien verloren. Die Region wird von den syrischen Kurden kontrolliert. In dem Bürgerkriegsland sind bisher nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität 1255 Corona-Fälle aufgetreten. Save the Children berichtet von mehr als 100 Fällen im Nordosten des Landes. Dort war Ende April ein erster Fall gemeldet worden.

Entsetzen und große Sorge: Debatte über Alkoholverbot für Berliner Kneipen

Nach der Debatte um sorglose Partys in Parks brachte die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) nun ein Alkoholverbot für Kneipen und Bars ins Spiel - zumindest wenn die ständigen Verstöße gegen die Corona-Verordnungen nicht enden. Unterstützung bekam sie vom Neuköllner Bezirksbürgermeister, der sich gut auskennt in seinem Kiez und über manche Entwicklungen “entsetzt” ist. Aber eine seltene Koalition aus Linken, Grünen, FDP und Wirtschaft reagierte empört.

Kommentar: Meine Bahn fährt in die nächste Coronawelle

Und am Dienstag betonte Kultursenator Klaus Lederer (Linke) dann nach der Sitzung des Senats, über ein Alkoholverbot denke der Senat “nicht wirklich” nach. Stattdessen müsse es Schwerpunktkontrollen und gegebenenfalls auch “drastische Konsequenzen” geben. Zuvor hatte er seine Senatskollegin per Twitter angefahren: “Diese #Alkoholverbot-Nummer ist eine Räuberpistole.”

Hertha-Fans sehen sich ein Spiel vor einer Bar an (Bild: Sean Gallup/Getty Images)
Hertha-Fans sehen sich ein Spiel vor einer Bar an (Bild: Sean Gallup/Getty Images)

Nun sprach Lederer von Bußgeldern oder der Schließung von Einrichtungen. Für die Ordnungsämter der 12 Berliner Bezirke sollen 240 Mitarbeiter zusätzlich bereitgestellt werden. Ob aus dem vorhandenen Personal oder durch neue Stellen, soll erst am Freitag erläutert werden. Kalayci hatte am Montag gesagt, die nachlässigen Kneipen würden ihr große Sorgen machen. Bußgelder müssten “konsequent” verhängt werden. Konkreter wurde sie dann am Dienstag im RBB-Inforadio. Besonders problematisch seien bestimmte Straßen, wo sich “enge Menschenmassen” aufhielten und beim Trinken “ein sehr naher Kontakt” und “Partyatmosphäre” entstünde. “Das ist auf jeden Fall ein Infektionsrisiko.”

Morddrohungen wegen Stellenanzeige der Diakonie

Die Diakonie hat wegen einer Stellenanzeige in Köln Hassmails und Morddrohungen erhalten. In der vergangenen Woche war die Stelle mit dem Titel “Pädagogische Fachkraft (m/w/d) in einer Inobhutnahme für Kinder und Jugendliche in Quarantäne” ausgeschrieben worden. Sie kursiert seit Tagen im Internet als vermeintlicher Beweis dafür, dass der Staat wegen der Corona-Pandemie Kinder ihren Eltern entziehen wolle. Die Diakonie sah sich nun zu einer Stellungnahme veranlasst: Das Stellenangebot beziehe sich auf Minderjährige, bei denen sowohl eine akute Kindeswohlgefährdung als auch ein Infektionsverdacht vorliege.

Kinder und Jugendliche können vom Jugendamt auf Grundlage eines Gerichtsbeschlusses in Obhut genommen werden, wenn für sie eine akute Gefahr angenommen werden muss. Bei einem zusätzlichen Corona-Verdacht werden sie übergangsweise in Quarantäne versorgt, bevor sie etwa einen Platz in einer Wohngruppe erhalten. “In unserem Angebot geht es nicht darum, Kinder und Jugendliche aus einem intakten Elternhaus zu nehmen”, stellte die Diakonie klar.

Das NRW-Gesundheitsministerium hatte bereits in der vergangenen Woche betont, dass im Falle von Corona-Verdachtsfällen in Nordrhein-Westfalen kein Kindesentzug drohe. Die Diakonie ist der Wohlfahrtsverband der evangelischen Kirche. Er kümmert sich um soziale Zwecke und Menschen in Not.

Texte: dpa

Video: Russland prescht bei Corona-Impfstoff vor