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«CQ, CQ»: Ein Zwölfjähriger funkt einmal um die Welt

Der zwölfjährige Kay Malfeld ist begeisterter Amateurfunker. Foto: Felix Kästle

Wenn Kay Malfeld sich mit jemandem über Funk unterhalten möchte, macht er sein Gerät an und sagt: «CQ.» Das steht für das englische «Seek you», zu Deutsch etwa «ich suche dich». Das sei ein allgemeiner Ruf, sagt der Zwölfjährige. «Da kann sich jeder darauf zurückmelden.»

Für den Schüler ist der Amateurfunk ein faszinierendes Hobby - ebenso wie für Zehntausende andere Funker, die seit Freitag auf der HAM RADIO in Friedrichshafen am Bodensee zusammengekommen sind. Die Messe ist den Veranstaltern zufolge eine der wichtigsten Amateurfunk-Ausstellungen Europas - rund 200 Aussteller und Verbände aus 34 Nationen präsentieren dort Produkte und Trends rund ums Funken, Morsen und Telegrafieren.

Beim Amateurfunk könne man «sich ausleben», sagt Kay. «Es gibt so viele Sachen, die man über Funkwellen machen kann.» Am spannendsten fand der Zwölfjährige einen Kontakt zur Raumstation ISS, den er mit einer Jugendgruppe mithören durfte. «Da haben wir den Astronauten Alexander Gerst wirklich live aus dem Orbit gehört.» Er selbst hat schon mit Menschen aus Russland, der Ukraine, Brasilien, Argentinien, Spanien und Portugal gesprochen. «Mein weitester Funk war mit einem Mann an der Westküste der USA.»

Aber was beredet man denn, wenn man einen Funk-Gesprächspartner gefunden hat? «Meistens gibt man einen Signalrapport, das heißt: Man sagt, wie gut man den anderen verstehen kann», erklärt Kay. «Und man gibt den Locator durch - ein genaues Positionsbestimmungsmerkmal.» Manchmal folge darauf ein kleines Gespräch, aber viele Funkstationen seien auch nur darauf ausgelegt, wenige Daten auszutauschen. «Da kann man gar nicht so schön sein Englisch ausprobieren», sagt Kay, der die Fremdsprache seit der ersten Klasse lernt.

Gerrit Herzig, Jugendreferent beim Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) im Distrikt Niedersachsen, wünscht sich noch mehr begeisterten Funker-Nachwuchs. «Natürlich könnte es mehr sein», sagt er. «Das ist wie bei allen Vereinen, der Nachwuchs fehlt ein bisschen.» Grundsätzlich sei die technische Neugier bei ein paar jungen Menschen aber da. «Man kann sagen, jeder tausendste Jugendliche interessiert sich dafür», sagt Herzig.

Früher habe man die Technik, die man genutzt habe, auch beherrschen müssen, sagt er. «Heute hat jeder ein Handy in der Tasche und man muss nicht wissen, wie das funktioniert.» Auch darum geht es den rund 38 000 Funkern, die sich in Deutschland im DARC zusammengefunden haben. «Man versteht einfach besser, wie Kommunikationstechnik abläuft», sagt Herzig.

Amateurfunk sei der Weg, um das Interesse an der Technik zu wecken, die Kenntnisse über technische Zusammenhänge zu entwickeln und damit mehr junge Menschen zu einer Ingenieur- oder naturwissenschaftlichen Ausbildung zu führen, heißt es im Leitbild des Verbandes. Zudem gehe es unter anderem darum, soziale Kompetenz zu entwickeln, zur weltweiten Völkerverständigung beizutragen oder auch die Gesellschaft beim Katastrophenschutz zu unterstützen.

Kay kam eher zufällig zum Funken. Bei der Videoplattform YouTube suchte er nach Erklärvideos über Elektronik und stieß dabei auf einen Film über den Amateurfunk. Mithilfe seines Vaters absolviert er erst einen Online-Lehrgang, dann einen Kurs in der Nähe seiner Heimatstadt Köln. Vor einem Jahr hat er eine entsprechende Prüfung für den Amateurfunk - die E-Lizenzprüfung - abgelegt.

Er habe ein Smartphone und nutze auch Programme wie WhatsApp, Skype oder Facebook, mit denen man problemlos und ohne tieferes technisches Verständnis mit Menschen auf der ganzen Welt kommunizieren kann. Beim Funken gebe es aber noch einen anderen Reiz, sagt Kay. «Die Bänder sind oft ein bisschen verrauscht und man kann nicht immer mit jedem sprechen», sagt der Zwölfjährige. «Das ist eine Herausforderung und man freut sich umso mehr, wenn man nach Amerika oder Australien gekommen ist, als wenn man das übers Internet gemacht hat.»

Leitbild des DARC

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