Für Credit Suisse ist der Pfad in Gewinnzone steiniger geworden

(Bloomberg) -- Die Credit Suisse Group AG verzeichnete im vierten Quartal einen unerwartet hohen Verlust und beispiellose zwölfstellige Kundenabflüsse. Der Weg zurück in die Gewinnzone ist für Bankchef Ulrich Körner damit noch steiniger geworden.

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Die Aktien des Schweizer Geldhauses rutschten am Donnerstag um bis zu 12% ab, nachdem der fünfte Quartalsverlust in Folge mit 1,39 Milliarden Franken noch höher ausgefallen war als erwartet. Zu den Abflüssen war es zwar überwiegend in einer hektischen Phase im Oktober gekommen, doch das volle Ausmaß des Exodus — 110,5 Milliarden Franken — überraschte die Analysten gleichwohl.

Körner versucht den Rückgang mit einem massiven Kundenbindungsprogramm einzudämmen, das nervöse Einleger und deren Vermögen wieder zurück in die Bank locken soll. Im übrigen senkt er massiv Kosten und gliedert seine volatile Investmentbank aus. An diesen beiden Fronten gab es am Donnerstag zwar Fortschritte zu berichten, doch die Anzeichen für eine Rückkehr des Kundenvertrauens bleiben zaghaft.

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Bis “2024 sollten wir profitabel sein”, sagte Körner in einem Interview mit Francine Lacqua von Bloomberg TV. “2023 wird ein Wendejahr sein, und dann werden wir besser und besser”, sagte er. Körner “hofft, dass wir einen beträchtlichen Teil der Abflüsse im Jahr 2023 zurückholen und der Rest später kommt.”

Das verwaltete Vermögen der Credit Suisse belief sich Ende 2022 auf 1,3 Billionen Franken, ein Rückgang von fast 20% gegenüber dem Vorjahr. Finanzchef Dixit Joshi sagte, das Wealth Management habe im Januar Zuflüsse verzeichnet, insbesondere im asiatisch-pazifischen Raum.

Die Sanierung der Bank werde nun “zügig” umgesetzt, meinte Körner. Seit Ende Oktober hat die Credit Suisse 4 Milliarden Franken frisches Eigenkapital aufgebracht und den Verkauf ihres Verbriefungsgeschäfts an Apollo Global Management abgeschlossen, der in diesem Quartal 800 Millionen Dollar in die Kassen spülen soll.

Auch die Ausgliederung der Investmentbank als Credit Suisse First Boston nimmt Gestalt an. Die Investmentboutique des künftigen First-Boston-Chefs Michael Klein für rund 210 Millionen Dollar ist vereinbart, bis Ende 2024 könnte die Sparte womöglich an die Börse gehen. Was die Kosten betrifft hat die Credit Suisse 9% Personalabbau erreicht und nähert sich damit dem geplanten Ziel von 17% oder 9.000 Stellen bis 2025.

Die strukturellen Einschnitte bei der Investmentbank hinterließen tiefe Spuren in den Ergebnissen der Investmentbank, die weit hinter der Konkurrenz zurückblieb. Die Erträge aus dem Handel mit festverzinslichen Wertpapieren sanken im Berichtsquartal um 84% gegenüber dem Vorjahr — die meisten anderen Banken verzeichneten hier deutliche Zugewinne. Im Aktienhandel gingen die Erträge gar um 96% zurück. Im Emissions- und Beratungsgeschäft fielen die Einnahmen um 59%, was schon eher im Einklang mit der Marktentwicklung ist.

Im Wealth Management verzeichnete die Bank einen Vorsteuerverlust von 199 Millionen Franken und lag damit unter den Schätzungen. Die wiederkehrenden Gebühren und der Nettozinsertrag gingen um 17% zurück, was zum großen Teil auf die Abflüsse zurückzuführen ist. Die Transaktionserträge brachen um 20% ein. Der Abfluss von Geldern wird auch im ersten Quartal noch zu Verlusten im Wealth Management führen, das in Zukunft das Hauptgeschäft der Credit Suisse darstellen soll.

Die Verluste unterstreichen die Dringlichkeit für Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und CEO Körner, die Credit Suisse wieder auf eine nachhaltige Basis zu stellen. Investoren und Analysten zeigen wenig Geduld bei der Umsetzung.

“Da sich die schweren Verluste bis 2023 fortsetzen werden, erwarten wir eine weitere Welle von Herabstufungen und sehen keinen Grund, die Aktie zu halten”, schrieben die Analysten von Keefe, Bruyette and Woods am Donnerstag.

Überschrift des Artikels im Original:Credit Suisse Clients Pull $120 Billion Amid Fifth Straight Loss

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