Crowdfunding für Griechenland

Seit Monaten rangeln, streiten und beharken sich Griechenland und seine Geldgeber im Streit um Kredite und Reformpakete. Längst ist für Otto Normalverbraucher nicht mehr ersichtlich, wo die Grenze zwischen politischem Säbelrasseln und inhaltlich begründeten Forderungen verläuft - auf beiden Seiten. Da hat ein junger Brite eine Idee, die, zumindest auf den ersten Blick, das ganze zähe Ringen vereinfachen könnte: Thom Feeney (29) will die Macht des Internets nutzen und Griechenland per Crowdfunding aus der ärgsten Krise holen. Ohne Brüsseler Verhandlungsrunden, einfach mit einer schmalen Spende aus der Tasche der EU-Bürger.

Auf der Crowdfunding-Plattform "Indiegogo" hat Feeney eine Kampagne für Griechenland eingerichtet. "Die Europäische Union ist die Heimat von 503 Millionen Menschen, wenn wir alle ein paar Euro in den Topf werfen, dann können wir Griechenland retten und das Land wieder in die Spur bringen. Easy", meint der findige Londoner. Drei Euro pro EU-Bürger seien fürs Erste nötig. Ein billiger Witz sei das Projekt keinesfalls, versichert Feeney. "Crowdfunding kann hier wirklich helfen, weil es darum geht, sich aufzumachen und selbst etwas zu tun."

Webseite geht wegen "überwältigendem" Interesse in die Knie

Einen wunden Punkt scheint der 29-Jährige definitiv getroffen zu haben. Denn in den Medien ist seine Aktion ein großes Thema. Auch reichlich Mitmacher in spe scheint es zu geben: Am Dienstagabend musste Indiegogo das Crowdfunding vorübergehend vom Netz nehmen - "wegen des überwältigenden weltweiten Interesses", wie die Webseite via Twitter mitteilte. Zuvor waren bereits deutlich über 200.000 Euro an zugesicherten Zahlungen zusammengekommen. Von einem Journalisten sei ihm zugetragen worden, Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras haben ein Treffen ins Auge gefasst, erzählte Feeney.

Tatsächlich besitzt sein Plan Charme: Unabhängig von Wirtschaftsideologien und politischen Verhandlungsstrategien einfach dem eigenen Urteil folgend zu helfen, könnte vielen Usern zurecht verlockend erscheinen. Das Internet und die Crowdfunding-Idee machen es möglich. Allerdings gibt es rund um Feeneys Initiative auch noch ein paar Probleme - und die größeren davon haben nichts mit den Serverkapazitäten Indiegogos zu tun.

Wer brennt all den Ouzo?

Das beginnt bei Feeneys Plan, das Geld vor allem per Naturalien-Käufen in das krisengebeutelte Land zu transferieren: Ouzo, Salate und Wein will Feeney den Teilnehmern von dem Geld zukommen lassen - ein gigantischer logistischer Aufwand. Der dem griechischen Staatshaushalt und vielen Griechen nur sehr indirekt hilft, wenn überhaupt. Und dann fließt das Geld auch nur, wenn binnen einer Woche wirklich 1,6 Milliarden Euro von den Usern zugesichert werden. 200.000 Euro sind zwar eine beeindruckende Marke. Aber nichtmal ein ernsthafter Bruchteil der angepeilten Summe. Die selbst wiederum nur eine kleine Hilfe für Griechenland wäre.

Trotzdem könnte aber eine kleine digital-politische Lehre haften bleiben: Wenn genug geredet wurde, kann die Hilfe auch unpolitisch per Crowdfunding kommen. Diese Idee kann sich Thom Feeney, Schuhverkäufer aus London, schon jetzt ans Revers heften.