Curvy Supermodel - Heidi Klum, von diesem Umstyling kannst Du Dir was abschauen!

Ines vor dem Umstyling, da sah sie noch wie ein angehendes Model aus. Später dann eher wie das Opfer eines Provinzfrisörs (Bild: RTL2)
Ines vor dem Umstyling, da sah sie noch wie ein angehendes Model aus. Später dann eher wie das Opfer eines Provinzfrisörs (Bild: RTL2)

Peinlichster Moment: Als Angelina Kirsch ihren Co-Juror Oliver Tienken als “Professor Catwalk” bezeichnet. Wo hat er denn bitteschön habilitiert, an der Naomi-Campbell-Universität Tübingen?
Kann man nicht mehr hören: Kurven, überall Kurven! Sexy Kurven, Kurven, die in Szene gesetzt werden müssen, manchmal auch “Curves”. Wenn das so weiterkurvt, werden die Zuschauer bald reisekrank.
Bestes Umstyling: Bekommt Schulamit (doch, das ist wirklich ihr Name), die vorher ein bisschen an einen verfärbten Pudel erinnerte. Danach an eine Frau mit einer Frisur.
Fragwürdigstes Umstyling: Erhält Ines. Sie hatte großartige, brünette Locken und bekommt: knallrote Strähnen. Das ist mehr Chemnitz als Paris.

Zwei Worte hören Modelcasting-Zuschauer besonders gern. Nein, nicht Heidi und Klum. Sondern: extreme und Haarkürzungen. Genau solche kündigt die Frisörin an, die beim Umstyling von “Curvy Supermodel” entscheidet, wer welche Frisur bekommt. Und ja, extreme Haarkürzungen trifft es schon ziemlich gut. Offenbar lautet die Faustregel: Wer lange Haare hat, der muss hier mit einem Bob oder etwas noch Kürzerem rausgehen. Wer einen Bob hat, bekommt Extensions. Ergibt doch total Sinn, oder?

Abgesehen davon läuft der Frisörbesuch angenehm untopmodelig ab. Zwar fließen hier, genau wie bei “Germany’s Next Topmodel”, auch Tränen. Bei Tessa etwa, die rote Locken hat und einen regelrechten Heulkrampf erleidet – aus Angst, man könnte ihr Markenzeichen abschneiden. (Keine Sorge, die Locken sind noch dran.) Doch im Gegensatz zu Heidi Klum und deren Co-Juroren hat die “Curvy Supermodel”-Jury sehr viel Mitgefühl mit ihren Kandidatinnen. Was man schon allein daran merkt, dass alle Frauen, bei denen drastische Veränderungen geplant sind, vorher darüber informiert werden.

Andy, eigentlich ein bisschen zu klein für den Modeljob und bislang Profi-Tänzerin, ist so ein Fall. Ihre blonden, langen Haare sollen zu einem brünetten Bob mit Pony werden. “Echt jetzt?”, fragt Andy. Dann verlässt sie das Studio, will nachdenken. Und was macht Jana Ina Zarella? Erklärt ihr ganz sachlich alle Optionen: Sie könne die Reaktion nachvollziehen, wenn sich Andy aber gegen das Umstyling entscheide, könnte sie womöglich rausfliegen. Andy weint nicht, Andy fleht nicht um drei Zentimeter, Andy sagt: “Okay, ich überlege es mir.”

So unaufgeregt kann ein Umstyling also ablaufen, wenn die Juroren ein kleines Bisschen Empathie beweisen, irre. Andy entscheidet sich schließlich gegen die Typveränderung, sie wolle lieber Tänzerin bleiben und käme als Blondine gut in ihrer Branche an. Eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung – ihre Größe hätte ihr ja so oder so im weiteren Verlauf der Show noch Probleme bereitet.

Wieder mal zeigt sich: Es tut “Curvy Supermodel” gut, dass hier erwachsene Frauen und keine Teenagermädchen mitmachen. So wie Jessica, die den wunderbaren Satz sagt: “Haare sind mir total egal.” Allein dafür hätte Jessica sofort irgendeinen Titel verdient, vielleicht so etwas wie: “Erstes Castingshow-Model EVER, dass sich vorher informiert hat, was so alles in einer Modelcasting-Show passieren kann”. Die Frisörin schneidet Jessicas Haare kurz, färbt sie orange, stylt sie nach hinten. Damit man, Angelina Kirsch und die anderen werden nicht müde, das immer wieder zu sagen, “The Face” auch gut sieht. Jessica hat wirklich ein beeindruckendes Gesicht. Kann genau das aber nicht mehr hören: “Bei dem Spitznamen ‘The Face’ könnte ich kotzen”, sagt sie. Leider nicht der Jury, die den Spitznamen ja verbrochen hat.

In der Mitte in Flieder Schulamit, Jessica ist die zweite von rechts in der vorderen Reihe:

Unsere Kandidatinnen! 😍🔥💋

Ein Beitrag geteilt von Curvy Supermodel (@curvysupermodel) am Aug 16, 2018 um 1:33 PDT

Die einzige, die der Jury auch mal Kontra gibt, ist Schulamit. Sie wissen schon, Schulamit ist Dynamit. Dynamit-Schulamit jedenfalls macht kein Geheimnis daraus, wenn ihr etwas nicht passt. Mal will sie nicht gefilmt werden (problematisch, wenn man gerade an einer Fernsehsendung teilnimmt), dann widerspricht sie einem Regisseur, später sagt sie “Scheiße” und findet ihr Umstyling von Blond auf Brünett nicht gelungen. Jan Kralitschka hört sich das alles an, ist massiv genervt, manchmal äfft er sie sogar nach und sagt Sätze wie: “Schulamit muss lernen, freundlich zu sein.” Das mag stimmen. Jan Kralitschka muss aber auch lernen, dass er eine 17-jährige Kandidatin nicht allein ihres Alters wegen wie seine Tochter zurechtweisen kann.

Aber der Ex-Bachelor ist nicht das einzige Problem, das “Curvy Supermodel” hat. Da wären ja auch noch:

1. Die Quote, die immer schlechter wird. Vergangene Woche hatte die Sendung nur 2,2 Prozent Marktanteil.
2. Die komischen Plus-Size-Model-Stereotype, die überstrapaziert werden. Offenbar müssen Plus-Size-Models immer sehr enge Kleider und sehr krasses Make-up tragen. Offenbar müssen sie immer “Lebensfreude” ausstrahlen, ihre “Kurven” stets “sexy” bewegen. Und offenbar müssen sie alle eine wichtige Message für die Gesellschaft parat haben. So was wie: “Meine Kurven stehen in Flammen” oder “Ich soll schlank werden? Werde du tolerant!”
3. Jana Ina Zarella, die immer spricht, als würde sie gerade eine Hausfrau aus den 50ern darstellen: übertrieben fröhlich.
4. Düsseldorf. Immer wieder Düsseldorf. Da macht Los Angeles halt doch mehr her, das muss man Heidi Klum einfach lassen.

Gibt es noch Hoffnung für diese Sendung?! Ja. Sie trägt die Namen Schulamit und Jessica. Weil die beiden noch großen Spaß versprechen in den kommenden Wochen. Wenn, ja wenn sich Jessica endlich mal traut, Dinge offen anzusprechen. Als sie zur Entscheidung ohne BH antreten soll, was bei großer Oberweite schon echt ein Problem darstellen kann, schimpft sie Backstage: “Mann, das sieht doch behämmert aus.” Läuft dann aber eben doch so auf den Catwalk. Dabei pochen Angelina Kirsch und die anderen immer so auf Selbstbewusstsein und Selbstliebe. Warum also nicht nächstes Mal einfach sagen: “Ich soll ohne BH raus? Hab du erst mal 90E!” Das könnten echt die zehn neuen Lieblingsworte von Modelcasting-Zuschauern werden.