Krabbeltiere statt Rettungshunde

Cyborg-Kakerlaken sollen verschüttete Menschen retten

Werden bei Explosionen und Naturkatastrophen Menschen verschüttet, ist die Position der Opfer für Helfer oft nur schwer zu lokalisieren. US-Forscher haben nun Kakerlaken mit Sensoren ausgestattet. Die winzigen Krabbeltiere gelangen in die kleinsten Luftkammern zwischen den Trümmern.

Die Kakerlaken tragen einen Tech-Rucksack aus Sensoren. (Bild: Eric Whitmire/NC State University)
Die Kakerlaken tragen einen Tech-Rucksack aus Sensoren. (Bild: Eric Whitmire/NC State University)

Die Schaben sollen verschüttete Menschen anhand von Geräuschen orten. „In einem eingestürzten Gebäude sind Geräusche die beste Möglichkeit, um Überlebende zu finden“, sagt Alper Bozkurt, Professor für Computer- und Elektrotechnik an der North Carolina State University. Mit seinem Team entwickelte er spezielle Sensoren, die den Kakerlaken aufgesetzt werden. Die Fühler sind über zwei Drähte mit der Steuerungsanlage auf dem Panzer verbunden. Per elektrischen Impuls kann der sonst als Schädling bekannt Krankheitsüberträger nun beliebig nach rechts und links gelenkt werden. Spürt das Tier auf der einen Seite einen Impuls, glaubt es, mit dem Fühler auf einen Widerstand gestoßen zu sein, und läuft in die entgegengesetzte Richtung. Die Mini-Rucksäcke sind mit dem Hinterteil der Schabe verbunden, dadurch wird sie dazu gebracht, in Bewegung zu bleiben und nicht stehenzubleiben.

Eines können die Kakerlaken-Cyborgs nicht, die Geräusche am Unglücksort differenzieren. Hier sollen spezielle Mikrofone als Korrektiv wirken. „Wir wollen die Biobots mit hochauflösenden Mikrofonen ausstatten, um zwischen wichtigen Geräuschen wie Hilferufen und unwichtigen wie einer geplatzten Leitung zu unterscheiden“, erklärt Bozkurt. „Sobald wir die für uns wichtigen Geräusche herausgefiltert haben, können wir die Biobots auf das Ziel ansetzen.“

In Labortests konnten die Forscher die Schaben bereits erfolgreich im Blickfeld einer Kamera steuern. An einer Funkverbindung arbeiten die Wissenschaftler bereits. Damit die Schaben nicht unkontrolliert wegrennen, können die Forscher zudem Grenzen bestimmen, und die Tiere so an einem bestimmten Ort halten. Bozkurt will in nicht allzu ferner Zukunft die Kakerlaken dem Test in realen Katastrophenszenarien unterziehen. Dann könnten die Schaben, vor denen sich so viele Menschen ekeln, plötzlich zu heldenhaften Lebensrettern werden.