Dürre und die Folgen - Touristen können nicht mehr duschen! Griechenland kämpft verzweifelt um das Wasser
Die beliebte Urlaubsregion trocknet aus, die Touristen bleiben weg und die Einheimischen versuchen verzweifelt, den Alltag ohne fließendes Wasser zu meistern. Die Dürre schlägt gnadenlos zu - und eine Lösung ist nicht in Sicht.
„Es gibt kein Wasser. Wenn Du baden willst, verkauf doch Dein Haus und übernachte in einem Hotel. Dies ist das zweite Wochenende, an dem diese Situation vorherrscht und eine Lösung nicht in Sicht ist“, kommentiert sarkastisch ein Einheimischer im griechischen Chalkidiki die Antworten, die verzweifelte Bürger von ihren Lokalpolitikern erhalten. Der Grund: Seit Oktober 2023 vermisst Griechenland den Rege, die Dürre ist fatal. l
Auf der bei Deutschen sehr beliebten Halbinsel droht rund um Nea Propondida der touristische Super-Gau. Da hilft das Beten der Mönche in der autonomen Mönchsrepublik Athos auch Chalkidiki nicht. „Wir können uns nicht mit der Natur anlegen. Wir können nur Maßnahmen ergreifen, um die Umwelt zu schützen“, geben sich die Klosterbrüder sehr erdverbunden. In der Mönchsrepublik sind Brunnenbohrungen untersagt.
Wasserknappheit trifft Tourismus und Landwirtschaft hart
Die Kleriker, die das gesamte Jahr über eine begrenzte Zahl männlicher Pilger als religiöse Touristen empfangen, stellen jede Nacht das Wasser ab, um zu sparen. Für Frauen ist das der Gottesmutter Maria geweihte Gebiet um Athos tabu.
Die Trockenheit bedroht Ernten und mitten in der Hochsaison den Tourismus, die „Schwerindustrie“ des Landes. Weil es den Touristen an nichts mangeln soll, müssen Einheimische auf fließendes Wasser verzichten. Auch das Wässern der Olivenbäume muss streng rationiert werden. Erneut drohen Missernten und hohe Preise für das Olivenöl, die unerlässliche Zutat jeder Mittelmeerdiät.
Der zuständige Vize-Bürgermeister von Nea Propondida, Charalambos Saroglou, bestreitet nicht, dass der verminderte Wasserdruck in den Leitungen faktisch einige Familien und höhergelegene Regionen von der Wasserversorgung abtrennt, „es geht nicht anders, wir haben sieben Hoteleinheiten zu bedienen. Auch dort ist für einige Stunden das Wasser abgestellt“. Etwas weiter südlich, im malerischen Dorf Pefkochori auf Chalkidiki, stornierten bereits Mitte Juli einige Touristen ihre Buchungen. Sie wollten sich den Wassermangel nicht antun.
Während einige auf Wasser hoffen, verschwenden andere die letzten Reserven
Landesweit hoffen die Griechen, dass es endlich mal regnet. Das Generalsekretariat für Zivilschutz hat über 14 griechische Gemeinden aufgrund von Wasserknappheit den Ausnahmezustand verhängt. Darunter sind fünf Gemeinden auf Kreta, die Inseln Serifos, Sifnos, Leros, Poros, Spetses, die Gemeinde Sami auf der Insel Kefalonia sowie Gebiete in Korinth, Alexandroupoli und Xanthi. Obwohl der Regen landesweit ausblieb, ist es nicht überall dramatisch. Aus Paleochora im Südwesten Kretas erfuhr FOCUS online, dass es genügend Wasser in den Leitungen gäbe. Einige Kilometer weiter östlich soll in einigen Dörfern bereits das Gießen der Blumen unterlassen werden.
Trotz zahlreicher öffentlicher Appelle und dramatischer Berichte in den griechischen Medien gibt es immer noch empathielose Zeitgenossen, die, wenn es genügend Wasserdruck gibt, den Rasen sprengen, ihr Auto waschen oder zu Abkühlung mit reichlich Wasser Höfe und Gehwege benetzten. Auf der anderen Seite vermelden Supermärkte, dass es Vorbestellungen für Wasserflaschen gibt. So sehr fürchten einige Einheimische, dass es ihnen auch an Trinkwasser fehlen wird. Wo Wassermangel herrscht und das Meer nah ist, dringt salziges Meerwasser in die Trinkwasserbrunnen und das Leitungswasser wird ungenießbar.
Auch Korfu kämpft mit den Folgen des Übertourismus
Der Fernsehsender SKAI veröffentlichte Videos, die von Touristen auf der Insel Korfu an den Sender gesandt wurden. Sie zeigen die Touristen im Bad ihres Hotelzimmers, während aus der Duschbrause kein einziger Tropfen Wasser kommt. Ebenfalls ohne Duschen auskommen müssen Strandbesucher, die an Stränden hohe zweistellige bis mittlere dreistellige Beträge für ihren Aufenthalt zahlen müssen. Auch im Süden von Korfu herrscht der Ausnahmezustand.
„Ständige Wasserausfälle und stundenlange Stromausfälle sind für ein modernes Touristenziel inakzeptabel. Diese Unterbrechungen verursachen nicht nur Störungen für Anwohner und Unternehmen, sondern schädigen auch das touristische Image der Insel irreparabel“, klagen die Tourismusunternehmer der Insel. Der Bürgermeister von Zentralkorfu, Stefanos Poulimenos, sieht dagegen die Schuld beim Übertourismus. Die Stadtgemeinden, die für die Wasserversorgung zuständig sind, haben bei der Lizenzierung von Hotels kein Mitspracherecht. „Wenn eine Hoteleinheit neu erstellt wird und diese 500 Kubikmeter Wasser pro Tag benötigt, müsste eigentlich der Hotelier wissen, woher er es bekommt“, klagt der Politiker.
Wasserreserven schrumpfen trotz neuer Technologien
Weil die Erschließung neuer Brunnen und Quellen immer schwieriger wird, sollen Entsalzungsanlagen zur Lösung des Problems beitragen. Doch auch hier stoßen die Verantwortlichen bei ständig steigenden Touristenzahlen schnell an die Kapazitätsgrenzen. Auf Santorin wird bereits seit Jahren entsalzt. Mehrere Anlagen wurden installiert. Die jüngste ging 2023 in Betrieb. Trotzdem heißt es auch dort in diesem Jahr, „das Wasser ist knapp“.
Wie sehr die Wasserreserven im Land zurückgegangen sind, zeigt der Wasserverfügbarkeitsbericht der Wasserwerke Attikas, der EYDAP, welche die Millionenmetropole der Hauptstadtregion Athen versorgt. Am 10. Juli 2023 betrug die verfügbare Wassermenge 1.043.590.000 Kubikmeter, am gleichen Tag in diesem Jahr betrug die Wasserreserve nur noch 787.035.000 Kubikmeter, also um rund 30 Prozent weniger. Im Jahr 2015 war die Wasserreserve im Juli sogar noch größer, stolze 1.330.084.000 Kubikmeter waren damals in den Reservoiren.