"Dafür kann sie nicht beschuldigt werden": Profi-Skipper verteidigt Greta Thunberg

Profi-Skipper Boris Herrmann brachte die Umweltaktivistin Greta Thunberg im August im Segelboot zur UN-Klimakonferenz nach New York. Bei Markus Lanz verteidigte der Hamburger die Schwedin gegen Kritik, die Reise sei eine PR-Farce gewesen.

Bigotte PR-Nummer oder wichtiges Signal für den Klimaschutz? Mit ihrem medial begleiteten transatlantischen Segeltörn zur UN-Klimakonferenz in New York sorgte Greta Thunberg Ende August für Kontroversen. In der ZDF-Talkshow "Markus Lanz" sprach nun ein Mann, der die 16-jährige schwedische "Fridays for Future"-Aktivistin während der zweiwöchigen Atlantiküberquerung sehr genau kennenlernen durfte: Profi-Skipper Boris Herrmann.

Gegen Vorwürfe, die Reise im Flugzeug anzutreten, hätte unterm Strich eine günstigere CO2-Bilanz zur Folge gehabt, verteidigte der 38-Jährige Hamburger seine berühmte Passagierin. "Sie ist die Umweltaktivistin, wir sind die Profisegler", stellte Herrmann klar. "Wir tun uns zusammen, um sie CO2-neutral von Plymouth nach New York zu bringen. Was wir außerhalb von dieser Sache machen, ist unser Thema. Dafür kann sie nicht beschuldigt werden."

Der Profi-Segler reagierte damit auf die Kritik daran, dass die Boots-Crew die Rückreise nach Europa im Flugzeug angetreten habe. Greta Thunberg sei damit einverstanden gewesen, sie wolle niemandem ein Verhalten vorschreiben, sondern lediglich auf ihr Thema aufmerksam machen. Zur Verteidigung der Schülerin zitierte Herrmann einen Vergleich: "Wenn ein Veganer ein Taxi nimmt, und der Taxifahrer isst nach der Fahrt ein Steak, kann man den Veganer dafür nicht verantwortlich machen."

"Es ist wirklich ein Wunder!"

Ausführlich sprach der Segelsportler bei Markus Lanz auch über den abenteuerlichen Alltag auf Hoher See. Komfortabel sei die Überfahrt in dem Segelboot nicht gewesen. Zu seiner großen Verwunderung habe die Klimaaktivistin unter den Strapazen dennoch kaum gelitten. "Das große Wunder der Reise ist, dass sie nicht seekrank geworden ist", lächelte Herrmann. "Selbst ich als Profisegler fühlte mich zwischendurch mal mulmig und schlecht, und Greta sitzt da, lächelt und hat es anscheinend auch genossen. Ist wirklich ein Wunder!"

Angetan zeigte sich der Wahl-Hanseat auch von der Persönlichkeit der ebenso verehrten wie angefeindeten Aktivistin. "Greta ist eine unglaublich intelligente, bescheidene und sympathische junge Frau", charakterisierte er sie. "Sie hat die Klarheit des Gedankens, sie hat kein Interesse an Smalltalk, sie hat auch kein Interesse an polemischen Beurteilungen." Vielmehr setze sie "einen extremen Fokus auf die Themen, die sie wirklich interessieren". Gleichwohl sei Greta Thunberg im persönlichen Umgang nicht so ernst, wie sie öffentlich wahrgenommen werde. "Sie hat viele Witze gemacht, Sie hat einen ganz tollen Humor."