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"Dann haben wir ein echtes Problem": Virologin warnt bei "Anne Will" vor Corona-Mutationen

Die Mutation des Coronavirus hält derzeit die Welt in Atem. Wie gefährlich diese Entwicklung, auch im Hinblick auf den Impfstoff, wirklich sein könnte, erklärte die Virologin Melanie Brinkmann in der jüngsten Ausgabe der ARD-Talkshow "Anne Will".

Es sind Nachrichten, die die Hoffnung auf ein glimpliches Ausklingen der Pandemie dämpfen: Wenige Wochen nach der Entdeckung einer Corona-Mutation in Großbritannien wurde das veränderte Virus auch in Deutschland festgestellt. Wie gefährlich ist diese Entwicklung wirklich? Diese Frage diskutierte Anne Will in ihrer gleichnamigen ARD-Sendung unter anderem mit der Virologin Melanie Brinkmann.

Aus epidemiologischer Sicht sehe es tatsächlich so aus, als wäre es eine Virusvariante, die sich schneller verbreite, erklärte Brinkmann zu Beginn der Sendung. Wenn diese Theorie nun auch aus virologischer Sicht bestätigt werden, "dann haben wir ein echtes Problem", fuhr sie fort. Immerhin deute derzeit vieles darauf hin, dass die bereits zugelassenen Impfstoffe auch gegen die neue Viriusvariante wirksam sind.

Umso wichtiger sei es, Kontaktreduktionen umzusetzen, bis weite Teile der Bevölkerung geimpft seien. Die neu beschlossenen Maßnahmen gehen der Professorin von der Technischen Universität Braunschweig offenbar nicht weit genug: "Ich glaube, wir müssen da wirklich jetzt ganz fokussiert sagen: Wo ist es möglich, Kontakte zu reduzieren?" Die Schulen seien zwar geschlossen, aber in anderen Bereichen, "wie zum Beispiel am Arbeitsplatz", könne noch nachgebessert werden.

"Ein Versagen, dass wir die Schulen wieder schließen mussten"

Die Gastgeberin merkte vor diesem Hintergrund auf: "Ist eine Öffnung für Abschlussklassen verantwortbar?", fragte Anne Will an Brinkmann gewandt. Das sei "ein ganz schwieriges Thema", gab die Wissenschaftlerin, selbst Mutter, zu verstehen: "Ich sehe es wirklich als ein Versagen an, dass wir die Schulen wieder schließen mussten." Im Oktober seien die Stimmen aus der Wissenschaft sehr laut gewesen, dennoch habe es die Politik versäumt, das Anrollen der zweiten Infektionswelle rechtzeitig zu bremsen.

Nun sei vor allem eine Frage wichtig: "Wie können wir als Gesellschaft agieren, dass wir die Schulen schnellstmöglich wieder öffnen können?" Und: "Wie können wir die Menschen überhaupt überzeugen, weiterhin mitzumachen?" Ihr selbst fehle in der politischen Kommunikation ein klares Ziel, welches Deutschland erreichen wolle. Der angestrebte Inzidenzwert von 50 sei jedenfalls nicht das Richtige: "Die 50er-Inzidenz ist ein Problem", warnte Brinkmann. "Das ist ganz nah am Kipppunkt, wo es dann wieder so unkontrollierbar wird, dass wir in den nächsten Lockdown kurze Zeit später gezwungen werden." Deswegen sei es besser, jetzt, "wenn wir eh schon im Lockdown sind, wirklich alle mitzunehmen und auch zu kommunizieren, warum wir das jetzt alles machen".

Zum Abschluss des ARD-Talks machte Brinkmann den Zuschauern jedoch auch Hoffnung: "Die Impfung ist da. Es dauert jetzt noch ein bisschen, aber wir werden ja langsam schon Effekte sehen." Sobald die Menschen erkennen würden, dass die Impfungen funktionieren und keine Schäden anrichten, werde mit Sicherheit auch die Impfbereitschaft steigen. Wichtig sei aber, die die Infektionszahlen niedrig zu halten: "Denn wenn wir dem Virus freien Lauf lassen, wird es sich verändern und das wollen wir verhindern." Bei weiteren Mutationen könne es "tatsächlich mal passieren, dass so eine Impfung dann schlechter wirkt".

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