„Dann hacke ich dir die Hände ab“ - Tim Raue brüllt plötzlich geschockte Küchen-Crew an - dann fällt endlich der Groschen

Tim Raue hat in der Küche einen lautstarken Gefühlsausbruch - allerdings nur zu Demonstrationszwecken.<span class="copyright">RTL</span>
Tim Raue hat in der Küche einen lautstarken Gefühlsausbruch - allerdings nur zu Demonstrationszwecken.RTL

Chaos in der Küche, Fleischberge auf den Tellern und ein gärender Familienkonflikt: Im „To Steki“ in Saarbrücken müssen „Raue - Der Restaurantretter“ und seine Ehefrau Katharina auch als Hobby-Psychologen einspringen. Die Schock-Therapie ist inklusive - und wirkt.

„Wenn du das noch einmal machst“, brüllt Tim Raue und starrt in furchterstarrte Gesichter, „dann hacke ich dir die Hände ab.“ Es ist ein Schockmoment in der Küche des „To Steki“, in deren qualvoller Enge sich das Kochpersonal oft gegenseitig auf die Füße tritt. Und es ist ein kalkulierter Effekt.

Tim Raue in der Küche des griechischen Restaurants "To Steki".<span class="copyright">RTL</span>
Tim Raue in der Küche des griechischen Restaurants "To Steki".RTL

Natürlich will der Zwei-Sterne-Koch, der wieder mal als RTL-"Restaurantretter" unterwegs ist, niemanden bedrohen und schon gar nicht verletzen. Allerdings: Mit seinen Nerven ist in dem familiengeführten griechischen Restaurant in Saarbrücken nicht nur Tim Raue oft am Ende. Es ist ein chaotischer Ort - mit einem ganz speziellen Problem: zu viel verwandtschaftliche Nähe.

Tatsächlich geht es oft hoch her im „To Steki“ - und auch in der Küche, aber auch in der Abstimmung zwischen dem Patron des Hauses, dem Restaurant-Gründer Dafi, und seinem Service-Team. Dafi hatte die Taverne mit den gigantischen Fleischberge-Tellern vor 40 Jahren zusammen mit seiner Schwester Anastasia gegründet.

„Hier hört keiner auf mich“, klagt Restaurant-Chefin in spe

Vom Herumbrüllen versteht auch Tim Raue etwas. Mit seiner martialischen Drohung will er den geschockten Mitarbeitern nur vorführen, wie auch er früher immer wieder mal als junger Küchenchef aus der Haut gefahren ist. Immer dann, wenn er die Lage nicht unter Kontrolle hatte. Genau das ist auch das Problem im „To Steki“.

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Im Zentrum des griechischen Orkans steht Irini, Tochter der Mit-Gründerin Anastasia. Sie wird von Dafi und Anastasia trotz ihrer 39 Jahre immer nur „die Kleine“ genannt. Irini soll das Restaurant einmal übernehmen. Das Problem dabei: So richtig scheinen ihr die beiden älteren Verwandten die Aufgabe immer noch nicht zuzutrauen.

Ihre Verbesserungsvorschläge finden zwar bei Tim Raue Gehör, aber nicht bei den Noch-Betreibern. Kein Wunder, dass es um Irinis Selbstbewusstsein nicht gut steht. Sie hat Raue und das „Restaurantretter“-Team ins „To Steki“ gerufen. „Hier hört keiner auf mich“, klagt sie. Nun hofft sie auf Schützenhilfe.

Irini spricht drastisch von einem „griechischen Irrenhaus“, in das die Raues ein wenig Ordnung bringen sollen. Tims Gattin Katharina sorgt diesmal nicht nur für eine tolle neue Inneneinrichtung, die Urlaubslust aufs Mittelmeer macht, sondern auch für psychologische Rückendeckung. Denn: Trotz vieler Stammgäste läuft es im Restaurant nicht rund. „Die Ausgaben sind hoch, es bleibt wenig Gewinn“, gesteht Gründer Dafi, dem seine Chef-Rolle weiterhin sehr wichtig scheint. Er macht sich große Sorgen, ob Irini wirklich dauerhaft das Restaurant halten kann.

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Tim Raue gesteht: „Ich war der größte Schreihals in meiner Küche“

„Ich möchte es, so wie es ist, nicht übernehmen“, stellt Irini klar. Ihre Vision: zeitgemäßere Gerichte für ein jüngeres Publikum, mehr Frische und auch optisch mehr Genuss auf den Tellern. Was bislang den Gästen vorgesetzt wird, sei „eher so aus den 80er-Jahren“, findet auch Tim Raue. Mit ihren Ideen kann sich Irini bislang aber nicht durchsetzen bei ihren Verwandten. „Ich werde zwar nächstes Jahr 40, aber für sie bin ich immer noch 15“, klagt sie. Patron Dafi sagt deutlich: „Ich bin derjenige, der das noch führt.“ Eine verfahrene Situation, die Fingerspitzengefühl erfordert und auch Tim Raues Geduld strapaziert.

Immerhin fahren alle Beteiligten argumentativ schwere Geschütze auf. „Wenn irgendwas schieflaufen sollte, dann habe ich das ganze Lebenswerk zerstört“, weiß Irini. Ihre Furcht hemmt sie offensichtlich genauso wie das fehlende Vertrauen der Älteren. Tim Raue muss erst einmal für Klarheit sorgen: „Arbeitstechnisch müsst ihr das Ding komplett neu anfangen“, sagt er. Famiiläre Befindlichkeiten haben da nichts zu suchen. „Das dürft ihr nicht vermischen.“

Zunächst möchte er die Küche vom „Viel ist gut“-Ansatz abbringen. Und natürlich auch von der Überspanntheit, wenn es mal wieder extrem hektisch wird. „Ich war der größte Schreihals in meiner Küche“, gesteht Raue ein. Aber nur, weil er die Schwierigkeiten damals nicht in den Griff bekam. Nun hat er Ruhe und Übersicht auf seiner Seite. „Die Kette muss irgendwo durchbrochen werden.“

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„Dass sich Frauen gegenseitig unterstützen, ist heute wichtiger denn je“

Mit dem ihm eigenen, etwas ruppigen Berliner Charme gelingt es ihm dann aber doch, die weibliche Küchen-Crew für sich einzunehmen. Und selbst an „Heiliges“ wie das Tsatsiki-Rezept darf er ran. Es gibt ja bekanntlich nichts Gutes, was man nicht vielleicht doch noch besser machen könnte.

Katharina Raue baut derweil den Gastraum um - und Irini auf. Schnell kommt heraus: Viele Probleme rund um das „To Steki“ haben mit der Vergangenheit zu tun. Weil Irinis Mutter Anastasia ihr gesamtes Leben lang so viel im Restaurant arbeiten musste, blieb Irini als kleines Mädchen ziemlich einsam. Bei ihrer eigenen fünfjährigen Tochter möchte sie diese Fehler nicht wiederholen. „Ich hoffe, dass sie nicht so aufwächst“, sagt Irini über ihre Kleine.

Doch unter den Erwartungen, die auf ihr lasten, droht die 39-Jährige zu zerbrechen. Dafi erwartet von ihr nicht nur die wirtschaftliche Führung des Lokals, wo Irini selbst Defizite sieht. Mutter Anastasia möchte sie auch für Springer-Dienste in der Küche schulen. Zwei Jobs auf einmal! Katharina Raue versucht zu helfen. „Du machst dir ganz viel Gedanken um die anderen und ganz wenig um dich selbst“, sagt die Expertin. „Dass sich Frauen gegenseitig unterstützen, ist heute wichtiger denn je.“

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„Schade, dass er schon weg ist“

Auch ein klärendes Gespräch mit der Mutter hilft. Anastasia sieht nun die Ängste ihrer Tochter - und sie bestätigt, dass früher wirklich nicht alles gut lief und besser nicht wieder so laufen sollte. Letztlich sind es viele kleine Schritte, die im „To Steki“ dann (hoffentlich) doch Großes bewirken.

Tim Raue entschlackt die Speisekarte, trainiert mit den ungelernten Köchinnen und weckt ihre Begeisterung für frische Produkte und neue Ideen. Nach und nach kann sich sogar der gestrenge Onkel Dafi an das neue Dekor im Gastraum, das neue Geschirr und die leicht veränderten Geschmacksvarianten und Portionsgrößen gewöhnen. Ein wenig grummelig wirkt er anfänglich schon noch. Doch dann hört man sogar von ihm eine Art Lob: „Schade, dass er schon weg ist“, sagt Dafi, als die Raues den Großteil der Anschub-Mission abgeschlossen haben.

Beim Wiederbesuch sechs Wochen später funktioniert vieles viel besser. Der Haussegen im „To Steki“ hängt gar nicht mehr schief. „Die Gäste sind so begeistert“, sagt Dafi und strahlt selbst ein wenig (für seine Verhältnisse). „Der Besuch von Tim hat dem ganzen Team Aufwind gegeben“, freut sich Irini. Sie hat die Rolle der Chefin übernommen. „Ich habe angefangen, Zentimeter für Zentimeter zurückzubleiben“, bestätigt Dafi. Im Herbst will er das Lokal endgültig übergeben. Ein guter Anfang, ein griechisches Familienwunder!

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