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Darf Karl Lauterbach wegen der Frauenquote in der Ampel-Regierung nicht Gesundheitsminister werden?

Karl Lauterbach neben dem SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz
Karl Lauterbach neben dem SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz

Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn: Karl Wilhelm Lauterbach, 58, SPD-Gesundheitspolitiker und der wohl bekannteste Corona-Erklärer Deutschlands. Seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 tritt Lauterbach regelmäßig in Talkshows und Interviews auf, gehört zu den Stimmen, die immer wieder vor einer Verschlechterung der Situation warnen.

Nun könnte der gebürtige Dürener (NRW) womöglich der nächste Bundesgesundheitsminister werden – wenn, ja, wenn sein Parteifreund und künftige Kanzler Olaf Scholz (SPD) ihn lässt. Lauterbach selbst macht jedenfalls kein Geheimnis darum, dass er sich das Amt gut vorstellen kann. Doch nicht nur seine Partei hadert mit ihm. Scheitern könnte Lauterbach auch am Versprechen von Scholz im Wahlkampf, dass sein Kabinett zur Hälfte aus Männern und Frauen besteht. Verhindert also die Frauenquote, dass Lauterbach Gesundheitsminister wird?

Fakt ist: Lauterbach gehört nicht nur zu den bekanntesten, sondern auch zu den profiliertesten Politikern. Und er steht wie kaum ein anderer zugleich für das Aufstiegsversprechen der SPD – obwohl er bis 2001 CDU-Mitglied war. Lauterbach wuchs in der Nähe von Köln in einer Arbeiterfamilie auf, sollte zuerst auf die Hauptschule, schaffte aber den Sprung bis aufs Gymnasium, wo er auch Abitur machte. Ab 1982 studierte er in Aachen und in den USA Medizin, promovierte und hing an der renommierten US-amerikanischen Harvard Universität einen Master in Epidemiologie und öffentlichem Gesundheitsmanagement dran. Seit 2005 gewinnt Lauterbach seinen Wahlkreis in Köln direkt, in der SPD stieg er bis zum Fraktionsvize auf. Auf dem Posten, den er von 2013 bis 2019 innehatte, war er unter anderem für Gesundheit zuständig.

Scholz braucht mehrere Frauen im Kabinett

Lauterbach brächte also für das Amt des Gesundheitsministers das nötige Fachwissen mit. Doch Scholz sucht aktuell händeringend Frauen für sein Kabinett: Bei aktuell 15 Ressorts (rechnet man Kanzleramt raus), die es zu besetzen gilt, bräuchte Scholz sieben bis acht Kandidatinnen. Die FDP hat für ihre vier Ministerien allerdings drei Männer und nur eine Frau nominiert. Die Grünen wollen am Donnerstag ihr Tableau vorstellen. Daher müsste Scholz bei den sechs SPD-Ressorts also deutlich mehr Frauen zu Ministerinnen machen, um den Männerüberschuss auszugleichen.

Und für das Gesundheitsressort hätte Scholz vor allem mit der gesundheitspolitischen Sprecherin Sabine Dittmar eine über Parteigrenzen hinweg anerkannte Expertin als weibliche Alternative. Zudem ist Lauterbach in der SPD wie auch in der breiten Bevölkerung nicht unumstritten – wenngleich das oft auf persönlicher Abneigung beruht als auf handfesten Argumenten. Auch Scholz soll, so heißt es in diversen Medienberichten, nicht gerade ein Fan von Lauterbach sein.

Aber: Vertraute von Scholz stellen in Gesprächen mit Business Insider klar, dass der Hanseat seine Personalentscheidungen nicht von Emotionen abhängig mache. Bislang habe niemand der potenziellen Minister und Ministerinnenkandidaten eine klare Zusage, selbst vermeintlich gesetzte Personen wie Arbeitsminister Hubertus Heil nicht.

Insofern scheint noch alles offen zu sein und Lauterbach eine Chance zu haben. Doch groß ist sie wegen der geplanten Frauenquote nicht gerade. Und: Lauterbach gilt einigen Parteistrategen als schwer steuerbar. Immerhin: Einige Männer, die ursprünglich mal als Kandidaten für Ministerämter genannt wurden, allen voran SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, sollen inzwischen nicht mehr versorgt werden müssen, heißt es in der SPD. Der Grund ist einfach: Klingbeil ist inzwischen designierter Parteichef, an ihm käme damit erst recht niemand vorbei. Und: Als Nachfolger für sich könnte er einen Mann bestimmen. Da sei das Thema Frauenquote nicht unbedingt so zwingend.