Das darfst du bei Bayern nicht machen
Liebe Fußball-Freunde,
zur Situation des FC Bayern nach dem verspielten Sieg beim SC Freiburg (2:2) muss ich mit Blick auf den immer isolierter und frustrierter erscheinenden Trainer Thomas Tuchel sagen: Klar, ich sehe vor allem die Mannschaft in der Pflicht.
Aber: Ein Coach muss auch vorangehen und in einer Pressekonferenz die positiven Dinge herausstellen - und das tut Tuchel einfach nicht. Von daher besteht auch die Gefahr, dass sie nun in der Champions League gegen Lazio ausscheiden.
Nicht wenige stehen nun vor der Frage, ob es nicht ein Fehler gewesen ist, mit Tuchel bis zum Saisonende weitermachen zu wollen.
Ich möchte es so sagen: Es ist kein Fehler, denn die Zeit ist zu kurz. Aber die Außendarstellung von Tuchel und was er den Jungs vermittelt, das kommt bei den Spielern nicht gut an.
Effenberg: „Das darfst du bei Bayern nicht machen“
Die Spieler sind extrem geschult, mit denen musst du anders umgehen. Zu sagen, wir haben Harakiri gespielt und es gab fatale Fehler – das darfst du bei Bayern München nicht machen, das hat auch ein Ottmar Hitzfeld nie gemacht.
Das sprichst du bitte wirklich nur in der Kabine an. Aber: Wenn du wie Tuchel von Harakiri sprichst, dann hängt das ja auch mit ihm zusammen.
Und wenn du eine Mannschaft hast, die eh schon verunsichert ist, dann hau doch nicht drauf, sondern versuche, sie zu streicheln, um das Positive herauszukitzeln.
In so einem Verein musst du bei Topspielern das Vertrauen durch Kommunikation gewinnen - dann werden sie für dich durchs Feuer gehen. Aber das hat Tuchel nie gemacht, und zwar zu keiner Phase.
„Hättest du von Hitzfeld und Heynckes nicht gehört“
Und dann war da ja auch noch Tuchels Hinweis, die Bayern hätten in der laufenden Saison bereits dreimal ihr Organigramm ändern müssen: Damit macht er völlig unnötig noch mehr Baustellen auf.
Das hättest du früher von Ottmar Hitzfeld und Jupp Heynckes nicht gehört, die hätten sich nur auf das Sportliche konzentriert.
Du nimmst den Jungs doch auch eine gewisse Eigenverantwortung. Wären sie frei im Kopf, würden sie anders reagieren, da bin ich mir sicher. Lass sie doch einfach mal machen, auch Fehler machen. Sie wissen, wie sie das notfalls wieder ausbügeln.
Aber wenn du permanent 714 neue Laufwege an die Hand bekommst, macht der Kopf auch irgendwann zu.
„Passiert, wenn du immer wieder das System wechselst“
Die Bayern sind eben nicht eingespielt und stattdessen verunsichert. Das passiert, wenn du immer wieder das System wechselst.
Spieler brauchen die Positionen, auf denen sie zu Hause sind. Joshua Kimmich zum Beispiel ist ein klarer Zentrumsspieler mit Leon Goretzka und eben keiner für rechts hinten.
Wie also umgehen mit den Bayern-Spielern? Eben nicht permanent alles vorgeben, sondern sagen: Löst das mal selber. Du nimmst ihnen sonst alle Kreativität – und dann ist das auch nicht der FC Bayern, den du aus der Vergangenheit kennst.
Tuchel tut sich selbst, den Spielern und dem Verein keinen Gefallen - das war auch schon bei Nagelsmann so.
„Darauf muss Bayern bei einem neuen Trainer achten“
Du musst nun einen Trainer holen, der voll fokussiert ist auf die Mannschaft und auf die Spieler - darauf muss Bayern bei einem neuen Trainer achten.
Wenn das nun gegen Lazio schief geht, wird es noch lauter. Sollte das in die Hose gehen, müssen sie reagieren. Dann geht es nur noch darum, die Saison zu retten, um die Champions-League-Quali zu schaffen.
Weniger glaube ich, dass sie noch in die Meisterschaft eingreifen. Jetzt kommt ja auch noch die Gefahr von hinten mit Borussia Dortmund, Leipzig und Stuttgart - auch wenn ich den Teufel nicht an die Wand malen will.
Bis bald
Euer Stefan Effenberg
Stefan Effenberg hat 2001 mit dem FC Bayern die Champions League gewonnen. Mit den Bayern und Borussia Mönchengladbach wurde er zudem mehrmals Deutscher Meister und Pokalsieger. Seit Sommer 2018 gehört der 55-Jährige zum festen Experten-Team des STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1.