Das schwarz-rote Rentenpaket: Was bringt es, was kostet es?

"Nicht geschenkt. Sondern verdient." So wirbt Arbeitsministerin Nahles für das große Rentenpaket und fügt hinzu: "So packen wir Gerechtigkeit." Bestimmte Gruppen profitieren von dem Paket, das heute im Bundestag verabschiedet wurde. Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer?

Zum ersten Mal seit langer Zeit wird es wieder richtige Verbesserungen für Rentner geben - freilich nicht für alle. Auf das Rentenpaket von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), können sich ältere Mütter, langjährige Beitragszahler und Frührentner freuen. Die Rechnung für diese Wohltaten werden aber vor allem die Jüngeren bezahlen müssen. Teuer wird es in jedem Fall. 

Was steckt in dem Rentenpaket?  

Das Paket besteht aus vier Teilen: Der verbesserten Mütterrente, der abschlagsfreien Rente ab 63 als den beiden wichtigsten Elementen, Verbesserungen für Bezieher von Erwerbsminderungsrente und aufgestockte Reha-Leistungen. Die angepeilte solidarische Lebensleistungsrente gegen Armutsrenten fehlt in dem Paket. 

Wer profitiert?  

Von der Mütterrente profitieren Frauen, deren Kinder vor 1992 zur Welt kamen. Sie dürfen mit monatlich gut 26 beziehungsweise 28 Euro (Ost/West) brutto mehr Rente rechnen. Für die abschlagfreie Rente ab 63 gilt: Sie gibt es künftig nach 45 Beitragsjahren, zu denen auch Zeiten von Kurzzeitarbeitslosigkeit, Zeiten der Kindererziehung, der Pflege von Familienangehörigen und Zeiten mit Bezug von Insolvenzgeld zählen. Die abschlagfreie Rente mit 63 gilt aber ausschließlich für die Geburtsjahrgänge 1951 und 1952. 

Für wen gilt die Rente ab 63 nur eingeschränkt oder gar nicht?  

Wer 1953 oder später geboren ist, darf jeweils erst zwei Monate später als 63 in Rente gehen. Die Geburtsjahrgänge 1964 oder danach können - auch mit 45 Beitragsjahren - frühestens mit 65 ohne Abschlag in Ruhestand gehen. Beispiel: Wer 1961 geboren ist, 45 Jahre lang Beiträge bezahlt hat und sich Hoffnung auf eine abschlagfreie Rente mit 63 macht, wird enttäuscht sein: Er oder sie muss bis 64 Jahre und sechs Monate - also eineinhalb Jahre länger - im Job bleiben, um ohne Abschlag in Rente gehen zu können. 

Was kostet das alles?  

Alles zusammen kostet zwischen 9 und 11 Milliarden Euro pro Jahr und wird zunächst ausschließlich aus den Rücklagen der Rentenkasse bezahlt. Der teuerste Teil ist die Mütterrente, die mit jährlich etwa 6,5 Milliarden Euro im Schnitt bis 2030 zu Buche schlägt. Die Rente ab 63 kostet zwischen 2 und 3 Milliarden Euro pro Jahr, die verbesserte Erwerbsminderungsrente - sie bringt den Betroffenen bis zu 40 Euro mehr im Monat - zwischen anfangs 200 Millionen und 2,1 Milliarden Euro im Jahr 2030. Rechnet man alles bis zum Jahr 2030 zusammen, kommt man unterm Strich auf 160 Milliarden Euro: Diese Zusatzbelastung ist selbst bei steigenden Steuerzuschüssen nur durch vorgezogene Beitragsanhebungen zu stemmen. 

Wie wirkt sich das auf den Rentenbeitragssatz aus?  

Die Mehrbelastungen gehen, wenn die Rücklagen der Rentenkasse in wenigen Jahren abgeschmolzen sind, vor allem zulasten von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Zwar soll der Beitragssatz von aktuell 18,9 Prozent zunächst bis 2018 stabil bleiben. Danach geht es allerdings schneller nach oben als bislang prognostiziert: 2019 sind es voraussichtlich schon 19,7 Prozent - statt 19,1 Prozent. 2025 muss dann schon mit 20,8 Prozent gerechnet werden. Nach früherer Prognose sollte der Rentenbeitrag dann erst bei 20,3 Prozent liegen.

(dpa)