Daten belegen Flick-Effekt - und einen klaren Schwachpunkt

Diese Zahlen dürften sich die Bosse des FC Bayern München bei ihrer kommenden Trainer-Entscheidung ganz genau ansehen.

Statistiken des Dienstleisters Opta bestätigen den Eindruck, dass sich beim Rekordmeister etwas entwickelt hat, seit Hansi Flick Niko Kovac als Coach abgelöst hat.

Trotz der jüngsten 1:2-Niederlage gegen Bayer Leverkusen zeigt sich: Unter Flick wird bei Bayern mehr gerannt und mehr gekämpft - und beides auch besser.

Risiken und Schwachstellen des Flick-Systems legen die Daten aber auch offen - unter anderem eine, die Bayer-Coach Peter Bosz bewusst ausgenutzt hat und die auch Marco Rose von Borussia Mönchengladbach ausgemacht haben dürfte (Bundesliga: Borussia Mönchengladbach - FC Bayern, ab 15.30 Uhr im LIVETICKER).

Bessere Laufleistung, mehr gewonnene Zweikämpfe

In allen drei Spielen unter Flick legten die Bayern demnach mehr Sprints hin als in jeder einzelnen Partie unter Kovac - 304 gegen Borussia Dortmund (Bestwert seit der Erfassung), 259 bei Fortuna Düsseldorf, 262 gegen Leverkusen. Bei Kovac lag der Top-Wert bei 243.

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Die verbesserte Laufleistung lässt sich auch in Kilometern ablesen: Unter Kovac waren die Bayern 113,4 km pro Spiel gelaufen, bei Flick waren es 116,7.

Auch die Zweikampfquote ist von 54 Prozent bei Kovac auf 57 bei Flick gestiegen, gegen Düsseldorf und Leverkusen gewannen die Bayern jeweils 119 Duelle - geteilter Saisonrekord.

Dass Bayerns Spiel nun mehr von Zweikämpfen geprägt ist, liegt auch an einer Systemumstellung: Unter Flick verteidigen die Bayern höher, der letzte Verteidiger stand im Schnitt 43,6 Meter von der eigenen Torlinie entfernt.

Bosz postierte Bailey gegen Martínez - eine Blaupause?

Ohne Risiko ist der Umbau allerdings nicht: Geht das hohe Pressing schief, drohen Kontertore - so wie gegen Leverkusen. Beiden Toren ging ein Ballverlust von Alphonso Davies voraus, beide Male antworteten die Leverkusen mit schnellen Direktpässen, die am Ende Leon Bailey verwertete.

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Wovon der schnelle Jamaikaner auch profitierte: Bosz postierte ihn als Linksaußen auf die Abwehrseite von Javi Martinez, den langsamsten FCB-Verteidiger. Er hätte dabei besonders auf die Momente gewartet, in denen der rechte Innenverteidiger auf sich gestellt war, berichtete Bosz SPORT1: "Pavard geht immer nach vorn - Druck machen. Und dann kommt er gegen Martinez und das wollten wir ausnutzen."

Martinez war in dieser Saison nach Opta-Messung neben Thiago (30,69) und dem nur zu Kurzeinsätzen gekommenen Mickael Cuisance (30,43) der Feldspieler mit der niedrigsten Höchstgeschwindigkeit.

Bosz selbst hat eingeräumt, dass es "Glück" war, dass sein Team den Vorsprung gegen die klar feldüberlegenen Bayern ins Ziel retten konnte. Dennoch zeigt sein Kniff, dass es auch gegen Flicks Bayern durchaus Rezepte gibt. Die Gladbacher Offensive mit ihren vielen schnellen Spielern zählt definitiv zu den Teams, die sie anwenden können.