Sich dauerhaft mehr leisten können - Die „Geld-anderer-Leute“-Regel macht Sie einfach finanziell unabhängig
Wer finanziell unabhängig werden will, muss jeden Monat sparen, sagen die Finanzratgeber. Das geht nicht, sagen viele. Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet die Regel „Geld von anderen Leuten“. Sie rettet auch vor einer besonders beliebten Schuldenfalle.
Die größte Gefahr einer soliden Finanzplanung kann Sie gleichzeitig finanziell unabhängig machen: Geld anderer Leute. Es kommt darauf an, wie Sie es einsetzen. Wer es als unerwarteten Zuschuss ansieht und regelmäßig auf die Seite liegt, spart sich ein Polster an, ohne eigenes Geld investieren zu müssen. Wer es hingegen immer ausgibt, macht sich schnell vom Zufall abhängig - und stolpert womöglich in eine Schuldenfalle. Drei Schritte helfen Ihnen, Schulden zu vermeiden und stattdessen finanziell unabhängig werden.
Schritt 1: Konzentrieren auf das Nettoeinkommen
In seinem Buch Über die Psychologie des Geldes beschreibt Autor Morgan Housel das Geld anderer Leute als alles, was wir nicht selbst verdienen, vor allem ein Erbe oder Geldgeschenke von Eltern. Wer sich etwa daran gewöhnt, dass die Eltern bei der Miete helfen, wohnt schnell in einer größeren Wohnung, als er es sich eigentlich leisten kann.
Wer vom Geld anderer Leute lebt, überdehnt seinen Lebensstandard. Versiegt der Geldstrom, verhindern nur unbequeme Entscheidungen die Pleite: kleineres Auto, kleinere Wohnung. Freunde fragen dann: „Was ist passiert?“ Unangenehm. Viele Menschen ringen sich dazu nicht durch. Deshalb zählt Geld anderer Leute zu den häufigsten Gründen für Finanzprobleme.
Solide Finanzplanung heißt: Alle Ausgaben aus dem Nettoeinkommen finanzieren. Für große Ausgaben wie Auto und Urlaub lohnen sich Rücklagen auf Unterkonten. Nur wer sein Geld so handhabt, ist wirklich solide aufgestellt.
Schritt 2: Geld für sich arbeiten lassen - statt ausgeben
Die meisten Menschen bekommen in ihren Leben Geld anderer Leute. Geben sie es nicht aus, bleibt die Frage: Was dann mit dem Geld machen?
Die Antwort lautet: anlegen! ETF, Festgeld, Anleihen. Hauptsache, das Geld für sich arbeiten lassen statt es dem Hauptbudget zuzuschlagen.
Hier zeigt sich, warum der Geld-anderer-Leute-Trick kein Verzicht ist, sondern sogar mehr Ausgaben ermöglicht: Der amerikanische S&P-500-Index erzielte seit 1992 im Durchschnitt rund zehn Prozent Rendite pro Jahr. Wer Geld anderer Leute in einem ETF auf den S&P 500 anlegt, vermehrt es also mit soliden Renditen. Experten haben errechnet, dass Anleger vier bis fünf Prozent ihres Gesamtdepots entnehmen können, ohne dass das Geld je ausgeht.
Beispiel:
Nehmen wir an, Sie erben 20.000 Euro.
Stecken Sie das Geld in ein neues Auto und verschrotten dieses zehn Jahre später, ist das Geld weg.
Investieren Sie das Geld in einen ETF, können Sie jedes Jahr mindestens 1000 Euro davon ausgeben, ohne dass ihr Vermögen jemals unter den Anfangswert fällt. Das reicht bis an Ihr Lebensende für jedes Jahr ein paar Extratage am Strand.
Im Laufe der Jahre steigt dieser Betrag sehr wahrscheinlich. Die 20.000 Euro plus die Rendite, die Sie nicht sofort ausgeben, behalten sie dennoch.
Statt ihren Lebensstil zu überdehnen, verwandeln sie das Geldgeschenk in die Grundlage langfristigen Wohlstands.
Schritt 3: Den Trick auf Gehalt ausweiten
Geschenke und Erben liefern die offensichtlichsten Beispiele für Geld anderer Leute. Dieses ist aber so heimtückisch, weil darunter noch viel mehr fällt:
Oft zahlen Firmen Angestellten regelmäßige Boni, die sie ihnen nicht zwangsläufig zahlen müssen. Einige koppeln etwa Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld an Unternehmensziele, andere versehen sie mit dem Hinweis, diese freiwilligen Leistungen jederzeit streichen zu dürfen.
Zuschläge für Wochenend- und Schichtarbeit hängen an der Fähigkeit eines Angestellten, zu diesen Zeiten arbeiten zu können. Kann er dies nicht mehr, weil etwa die Eltern gepflegt oder die Kinder versorgt werden müssen, fällt der Gehaltszusatz weg.
Nebenjobs und Verdienste durch Hobbys wie in Bands spielen oder Bücher schreiben liefern oft unregelmäßige Einkommen, die zudem versiegen können.
Das Problem gleicht dem Geld der Eltern: Wer seinen Lebensstandard auf diese Zahlungen baut, droht bei einem Ausfall in die Schuldenfalle zu rutschen. Besser alle Ausgaben aus laufenden Budgets zahlen. Kommt dann doch ein Bonus, fließt er auf Sparkonto oder Depot.
Wer Geduld mitbringt, steht besser da
Wer das Geld anderer Leute anspart und nicht antastet, baut im Laufe der Jahre eine solide Finanzposition auf, die ihm niemand wegnehmen kann. Alles super.
Der Grund, warum es viele nicht tun, liegt darin, dass diese Geldverwaltung verlangt, was vielen Menschen schwerfällt: Belohnungen verschieben. Statt jetzt das Auto zu kaufen, jedes Jahr etwas länger im Urlaub bleiben, klingt wie ein eindeutiger Tausch. Die meisten Menschen entscheiden sich in Tests aber für 500 Euro jetzt statt 1000 Euro in ein paar Wochen.
Wer die Geduld mitbringt, seine Belohnungen aufzuschieben, steht bald viel besser da.